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Gabriel Bortoleto: Der nächste Hinwiler Rohdiamant

Andy

In seinem 14. Formel 1-GP fuhr der Brasilianer Gabriel Bortoleto (20) zum dritten Mal in die WM-Punkte und realisierte mit Rang 6 das beste Resultat seiner noch jungen Karriere. Der Sauber-Pilot ist das nächste grosse Talent, das in Hinwil geformt wird.

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Im Weltmeistersandwich: Garbiel Bortoleto zwischen Fernando Alonso (vorne) und Max Verstappen (hinten). © IMAGO / Eibner

Es war beeindruckend, was Bortoleto beim GP von Ungarn zeigte. Im Qualifying raste er auf den siebten Startplatz, direkt vor dem viermaligen Weltmeister Max Verstappen. Und im Rennen machte er noch einen Platz gut, realisierte mit Rang 6 das beste Resultat seiner Karriere – direkt hinter dem zweifachen Weltmeister Fernando Alonso, der auch sein Manager ist. «Gabis Fahrt war einfach aussergewöhnlich. Er sicherte sich Platz 6 und acht WM-Punkte und wurde zu Recht zum Fahrer des Tages gekürt», erklärte Sauber-Teamchef Jonathan Wheatley nach dem letzten Rennen vor der Sommerpause, in welche die Hinwiler auf dem starken siebten Platz gehen.

Erst der Anfang…

Auch Bortoleto freute sich über seine Galavorstellung und sagte: «Ich bin sehr zufrieden mit diesem Ergebnis, es ist unser bisher bestes und zeigt, was für eine grossartige Arbeit wir als Team leisten. Wir haben die richtigen Schritte in die richtige Richtung unternommen, und das ist erst der Anfang dessen, was wir gemeinsam erreichen können.» Das Rennen selbst sei sehr intensiv und mental anstrengend gewesen, mit 70 Runden, in denen man sich keinen einzigen Fehler leisten dürfe, aber er habe alles gegeben und keinen Fehler begangen. Sie hätten jede Gelegenheit genutzt, von seiner Fahrweise bis hin zur Strategie und Umsetzung des Teams, und er sei so froh für alle Beteiligten.

Besonders speziell war für den 20-jährigen Rookie, dass er sich zwischendurch im Sandwich von zwei Topstars desFormel 1-Zirkus befand, als er zwischen Fernando Alonso vor ihm und Max Verstappen hinter ihm seine Runden drehte. «Es war eine unglaubliche Erfahrung, und Momente wie diese erinnern mich daran, wie weit wir gekommen sind. Jetzt möchte ich das einfach mit meiner Familie geniessen und die Fortschritte feiern, die wir als Team gemacht haben.»

Gabriel Bortoleto darf die Rennpause bis zum GP der Niederlande am 31. August in Zandvoort geniessen, schliesslich ist sein Start in der Königsklasse des Motorsports beeindruckend verlaufen. Er ist im GP-Zirkus und beim Sauber-Rennstall im Zürcher Oberland definitiv angekommen. In jener Talentschmiede also, wo schon einige grosse Formel 1-Karrieren begonnen haben.

Von Schumi über Räikkönen und Vettel bis Leclerc

So haben beispielsweise der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher und Sauber eine gemeinsame Geschichte, die bis ins Jahr 1990 zurückgeht. Schumi kam damals gemeinsam mit Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger zu Peter Saubers Team in der Sportwagen-WM, einer richtigen Talentschmiede. Als Mercedes-Junior verdiente er mit 21 Jahren 25’000 Mark pro Jahr, und es kostete 300’000 Mark, um ihn für die Formel-1-Premiere in Spa-Francorchamps 1991 im Jordan-Team einzukaufen, als dessen Stammfahrer Bertrand Gachot eine Gefängnisstrafe verbüsste. Dank einer Bürgschaft von Mercedes konnte der Deutsche seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, die ihn später zur Legende machten.

Ein Formel 1-Rennen bestritt Schumi für das Team aus Hinwil nie, im Gegensatz zum Finnen Kimi Räikkönen. Der «Iceman» wurde von Peter Sauber mit 20 Jahren zu Testfahrten nach Mugello eingeladen, da er für die Saison 2001 noch ein Cockpit frei hatte – und Kimi überzeugte, schnappte sich den Platz und bildete in jenem Jahr gemeinsam mit dem ein wenig erfahreneren Nick Heidfeld, damals 24 Jahre alt, das Sauber-Duo. Räikkönen, Sieger von 21 GP, der Weltmeister von 2007 und bis heute letzte Titelgewinner im Ferrari, fuhr in seiner erfolgreichen Karriere auch für McLaren. Ferrari und Lotus, ehe sich beim Hinwiler Rennstall der Kreis schloss und er 2021 zurücktrat.  

Mit Sebastian Vettel lancierte 2007 ein weiterer späterer Weltmeister seine Karriere in Hinwil, damals für BMW-Sauber. Der Deutsche war an der Seite der beiden Stammpiloten Nick Heidfeld und Robert Kubica zuerst als Test- und Ersatzfahrer tätig und bekam dann beim GP der USA in Indianapolis seine Chance, weil Kubica verletzt passen musste. In seiner ersten Qualifikation raste Vettel auf den siebten Startplatz, das Rennen beendete er auf Rang 8 und gewann einen WM-Punkt. Er war mit 19 Jahren und 350 Tagen der jüngste Fahrer, der bis dahin in der Formel 1-WM in die Punkteränge gefahren war. Es blieb allerdings bei diesem Rennen für Sauber, in der Folge zog Vettel zu Torro Rosso weiter und gab in seiner Karriere, in der die WM-Titel 2010, 2011, 2012 und 2013 mit Red Bull die grossen Höhepunkte waren, weiter Schub.

Es hat also Tradition, dass grosse Talente vom Zürcher Oberland aus in der Formel 1 durchstarten. Auch der Brasilianer Felipe Massa, Vizeweltmeister 2008 im Ferrari, der Pole Robert Kubica oder der Mexikaner Sergio Perez (Vizeweltmeister 2023 im Red Bull) erlebten ihre Formel 1-Feuertaufe in einem Sauber-Boliden. Und der heutige Ferrari-Star Charles Leclerc bestritt 2018 seine erste Saison in der Königsklasse für das Schweizer Team, ehe er ein Jahr später nach Maranello zu Ferrari weiterzog, wo er 2022 die WM auf Rang 2 beendete.

Es sind grosse Namen mit einer Vergangenheit in Hinwil – und aktuell spricht nicht viel dagegen, dass auch im Rückspiegel der Karriere von Gabriel Bortoleto dereinst Sauber besonders erwähnt werden wird.

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