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Gehört Sion in die Super League? Zwei Meinungen!

Am Samstag spielt der FC Sion in der Super League gegen den FC Winterthur. Mit einem Sieg können sich die Walliser vom Tabellenende und der drohenden Barrage entfernen. Doch haben sie einen Platz in der Super League überhaupt verdient? Die Sky-Redaktoren Patrick Y. Fischer und Andy Maschek erklären ihre Sichtweisen.

Sion
Die Cupfinals waren früher die grossen Festspiele der Walliser Fans. © IMAGO / Geisser

Patrick Y. Fischer sagt: Ja!

Hat der FC Sion einen Platz in der Super League verdient? Auch ohne besondere Sympathien für die Walliser zu hegen, gibt es auf diese Frage nur eine Antwort: Natürlich!
Seit 1960 gehört der FC Sion mit der Ausnahme von vier Spielzeiten (1969/70, 1999/2000 und zwischen 2003/04 und 2005/06) zur Super League (ehemals Nationalliga A) und ist damit einer der dienstältesten Klubs in der Beletage des Schweizer Fussballs. Die Walliser aber auf ihre Tradition zu beschränken, täte ihnen Unrecht, denn über diese verfügen auch ein FC St. Gallen, ein FC Luzern oder ein FC Lugano, ohne dabei jedoch ähnlich grosse Spuren im Schweizer Fussball hinterlassen zu haben. Da wären einmal die grossen Titel, 15 an der Zahl (2x Meister, 13x Cupsieger), welche den FC Sion nicht nur zum sechserfolgreichsten Klub unseres Landes machen, sondern zu einem Mythos, der, wie es sich für ein bewegende Geschichte gehört, auch immer wieder grosse Figuren und Helden hervorbringt. Nationale Grössen wie Umberto Barberis, Jean-Paul Brigger, Georges Bregy oder Alain Geiger trugen im Verlauf ihrer Laufbahn nicht nur das Sittener Trikot, sondern definierten ihre Karrieren im altehrwürdigen Tourbillon. Mittlerweile sind grosse Schweizer Spieler beim FC Sion seltener geworden, was aber nicht bedeutet, dass es den Wallisern an «Sex Appeal» mangelt. In den letzten zehn Jahren waren es international bekannte Namen wie Gennaro Gattuso, Emile Mpenza oder natürlich Mario Balotelli, die das Gesicht der Walliser prägten und für willkommene Farbtupfer im manchmal biederen Liga-Alltag sorgten, auch wenn sie sportlich keine grossen Stricke mehr zerrissen.

Überregionale Bedeutung
Natürlich, von grossen Namen und einer erfolgreichen Vergangenheit alleine kann man sich nichts kaufen – sonst würde der Meisterpokal noch immer mindestens dreimal pro Jahrzehnt zu GC wandern. Lange vorbei sind auch die Zeiten, als sich die Walliser mit eben jenen Hoppers um die Titel der 90er Jahre stritten, dennoch spielt der FC Sion im Schweizer Fussball auch heute eine bedeutende Rolle. Bedeutender auf alle Fälle, als es mögliche Nachfolger wie Aarau, Thun, Wil, Winterthur oder Yverdon in absehbarer Zeit tun könnten. Sion ist ein Traditionsklub, der Vertreter einer stolzen, im Fussball vereinten Region, der in der Begeisterung über seine zuletzt seltener gewordenen Erfolge auch lokalen Differenzen zu überbrücken vermag. Der FC Sion bewegt, nicht nur im Wallis oder in der Romandie, sondern auch in der Deutschschweiz und ist somit einer der wenigen Klubs, der auf beiden Seiten des Röstigrabens interessiert. Gewiss, das mag auch auf die sprachliche Zweiteilung im Kanton sowie auf den im Guten wie im Schlechten aussergewöhnlichen Präsidenten Christian Constantin zurückzuführen sein, aber dennoch wäre es für die Super League ein Verlust, wenn die Sittener künftig nicht mehr zur obersten Schweizer Spielklasse gehören würden.
Apropos oberste Schweizer Spielklasse: Zu dieser gehört der FC Sion seit mittlerweile 63 Jahren. Egal welche Skandälchen und Skandale der Klub in dieser Zeit produzierte, wie viele Trainer und Spieler er anheuerte und wieder schasste und wie sehr er zuletzt fast schon um den Abstieg bettelte – am Ende einer Spielzeit erreichte der Klub in den allermeisten Fällen die Platzierung, welche ihm abermals zum Ligaerhalt gereichte. Auch aktuell halten sich die Walliser trotz einer Krise, die gefühlt schon die ganze Saison andauert, beharrlich auf Platz 9, der, würde es so bleiben, zum direkten Ligaerhalt berechtigt. Entsprechend ist für mich klar, dass der FC Sion die Super League verdient – zumindest so lange, wie er nicht vom FC Winterthur oder einem weiteren Konkurrenten aus der Challenge League aus der Liga gedrängt wird. 
 

Constantin
Wie lange bleibt Christian Constantin dem FC Sion noch treu?

Andy Maschek sagt: Nein!

Was waren das für schöne Zeiten, als in der ersten Mannschaft des FC Sion viele Unter- und Oberwalliser vereint waren. Der Klub stand weit über der Sprachgrenze, die den Kanton trennt, der Fussball verband die beiden Regionen. Unvergessen sind die Zeiten, als Tausende von Wallisern nach Bern pilgerten, wenn ihr FC Sion den Cupfinal erreicht hatte. 13 Sterne prangen im Wappen des Kanton Wallis, 13 Cupsiege hat der FC Sion in seiner teils ruhmreichen Geschichte gefeiert, ja, der FC Sion und der Cup – das war ein Mythos, bis die Walliser 2017 gegen den FC Basel erstmals einen Final verloren und gleich 0:3 tauchten.
Ich habe beste Erinnerungen an diese Zeit, war beispielsweise dabei, als der FC Sion 1991 im Wankdorf vor 50'000 Zuschauern die Young Boys nach einem 0:2-Rückstand mit 3:2 besiegte. Dank Toren von David Orlando und Alexandre Rey. Es war der Höhepunkt eines feuchtfröhlichen Tages, der mit der Anreise in einem Extrazug begonnen und mit einer unvergesslichen Party geendet hatte. Bern war fest in rot-weisser Hand, die Fans waren im wahrsten Sinn des Wortes berauscht.
Ich habe grosse Sympathien für den FC Sion. Diesen einzigartigen Klub, der am Tropf von Präsident Christian Constantin hängt. Es ist bewundernswert, wie er sich seit einer gefühlten Ewigkeit für den FC Sion engagiert. Es ist für ihn viel mehr als ein teures Spielzeug und ganz sicher kein Geschäftsmodell. Sondern eine kostspielige Liebesbeziehung.


Keine Fussballromantik mehr
Und dennoch hat sich in den letzten Jahren viel gewandelt. Nur noch wenig Walliser finden Unterschlupf in der ersten Mannschaft. Für die talentierten Kicker aus dem Oberwallis ist dank der Zugverbindung durch den Lötschberg der Weg nach Thun kurz geworden. Die bodenständige Arbeit im Berner Oberland wird geschätzt, es ist oftmals der auf den ersten Blick einfachere Versuch, es in den Spitzenfussball zu schaffen, als beim FC Sion, wo sich die Trainer die Klinke in die Hand gaben und viele ausländische Talente um einen Platz im Kader balgen und Altstars nochmals abkassieren. Die Romantik eines im Fussball vereinten, verschworenen Kantons ist immer stärker verschwunden. Und so wird der FC Sion eher früher als später scheitern.
Wenn ich nun sage, der FC Sion habe den Platz in der Super League nicht verdient, ist sicher härter, als ich es meine. Denn auch in den letzten Jahren habe ich immer wieder aus der Ferne mit den Jungs aus dem Tourbillon mitgefiebert. Und ja, ich hatte regelmässig das Gefühl, dass das Kader eigentlich gut genug wäre, um ganz oben mitzuspielen, was am Ende aber doch nicht passierte. Dies vielleicht auch aufgrund der fehlenden Identifikation zu vieler Spieler mit dem Klub, der für sie nur ein normaler Arbeitgeber oder gar ein Sprungbrett war. Das Herzblut, die Leidenschaft, der unbedingte Kampfeswillen, den einst Spieler wie Jean-Paul Brigger, Georges Bregy oder Charly In-Albon ebenso mitbrachten wie der «Üsserschwiizer» Goalie Stephan Lehmann, fehlte ihnen.
Das «feu sacré» brennt heute in Sion zu wenig stark. Ausgenommen natürlich bei Präsident Christian Constantin, der Jahr für Jahr Millionen in den Klub pumpt. Nun hat er wieder einmal gedroht, dass er dieses Engagement bald beende und der FC Sion aus dem Profifussball verschwinden werde. Ich hoffe, es sind leere Worte. Viel besser wäre, wenn die Walliser sich auf ihre Stärken besinnen würden, einen Schritt zurück machen (in die Challenge League) und danach wieder mit heimischen Kräften – aus beiden Sprachregionen – und gezielt getätigten Transfers nach vorne drängen. Alimentiert von Präsident CC, getragen von einem ganzen Kanton, der Bevölkerung aus dem Unter- und dem Oberwallis. Und dann reise ich gerne mal wieder an einen Cupfinal.

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