Gerade mal mickrige sechs Punkte hat der italienische Traditionsklub nach 15 Partien auf dem Konto, der Rückstand aufs rettende Ufer beträgt bereits satte acht Zähler. Zu allem Überfluss verzögert sich auch noch der aktuelle Umbau des Stadio Franchi.
Von Louis Möldner
Erst 2029 soll die Heimspielstätte der Fiorentina fertiggestellt werden, nach Angaben der Stadt steht dazu jedoch weiterhin ein Fehlbetrag in Höhe von etwa 60 Millionen Euro. Eigentlich wollte der ambitionierte Klub, der sich als Verfolger der Topteams sieht, die Arena modernisieren für ein Dasein im europäischen Spitzenfussball. Immerhin zweimal in den vergangenen drei Jahren drang der Klub aus der Toskana bis ins Finale der UEFA Conference League vor.
Siegloses Schlusslicht trotz Millionen-Ausgaben im Sommer
Auch in dieser Spielzeit ist der zweifache italienische Meister in diesem Wettbewerb vertreten. Mit drei Siegen aus fünf Partien und der Aussicht auf eine direkte Achtelfinalqualifikation läuft es dort recht ordentlich für die Viola - ganz im Gegensatz zum tristen Ligaalltag.
Durch die 1:2-Heimpleite am vergangenen Wochenende gegen den Vorletzten Hellas Verona, der zugleich die schwächste Auswärtsmannschaft der Serie A stellte, trägt die AC bei weiterhin sechs mageren Punkten die Rote Laterne. Die ersten Nichtabstiegsplätze sind nun schon auf acht Zähler enteilt. So mies standen die Veilchen in der jüngeren Vergangenheit nie da. Eine vergleichbare Krise erlebte der Klub letztmals Anfang der 2000-er Jahre, als eine Insolvenz über ihn hereinbrach.
Dabei hatten die Verantwortlichen im Sommer eigentlich einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in die Mannschaft investiert und neben der Verpflichtungen der Ex-Bundesligaspieler Edin Dzeko und Robin Gosens mit Stefano Pioli den ehemaligen Meistercoach des AC Mailand an Land gezogen, um einen Angriff auf die Spitzengruppe der Liga zu unternehmen. Seit Anfang November ist Pioli schon wieder Geschichte in Florenz. Ein möglicher Trainereffekt verpuffte rasch. Auch der neu verpflichtete Paolo Vanoli brachte die rekordverdächtige Erfolglosserie bislang nicht zum Reissen.
Ex-Nationalspieler Gosens fehlt weiterhin verletzt
Gerissen ist dafür mittlerweile der Geduldsfaden der Tifosi. Nach Abpfiff des verlorenen Kellerduells gegen Verona verspotteten sie ihre Mannschaft: "Ihr seid lachhaft", schallte es durch die Arena. Der ehemalige deutsche Nationalspieler Robin Gosens muss der dramatischen Gesamtentwicklung derzeit tatenlos zusehen. Seit Ende Oktober ist der linke Schienenspieler wegen einer Oberschenkelzerrung ausser Gefecht gesetzt.
Seine Rückkehr wird dringend herbeigesehnt in Florenz. Derzeit schlittert der Stolz einer ganzen Region nach mehr als 20 Jahren Serie-A-Zugehörigkeit schier ungebremst der zweiten Liga entgegen. Sollte der Traditionsverein bis zu seinem 100. Geburtstag im kommenden Jahr nicht doch noch die Kurve bekommen, könnte es richtig ungemütlich werden in der Toskana.
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