Saisonbilanz: Die Top 5 der Schweizer Spieler im Ausland
Die nationalen Meisterschaften neigen sich dem Ende zu, schon bald liegt der Fokus auf der EM. Es ist der Zeitpunkt, um eine kurze Bilanz über die Tops und Flops der Schweizer Spieler in den grossen Ligen zu ziehen – und da ist es schon fast logisch, dass das Ranking der Besten von Granit Xhaka angeführt wird.
Granit Xhaka (Bayer Leverkusen)
Was soll man da noch sagen? 50 Wettbewerbsspiele ungeschlagen. Erstmals in der Klubgeschichte deutscher Meister, und dies meilenweit vor dem bisherigen Serientäter Bayern München. Dazu die Chance, mit dem Gewinn der Europa League und des DFB-Pokals das Triple zu vervollständigen. Es ist eine Saison der Superlative, welche Bayer zeigt. Geleitet von Trainer Xabi Alonso – und auf dem Feld geführt von Nati-Captain Granit Xhaka, der von seinem Coach immer wieder mit Lob überschüttet wird. «Er ist ein wahrer Anführer, nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine», sagt Alonso etwa und lobt auch den Ehrgeiz Xhakas, der einen «Hunger, nicht aufzuhören» habe.
Xhaka ist das zuverlässige Schweizer Uhrwerk beim Werksklub, der Taktgeber schlechthin, der auch immer anspielbar ist, weil er gedanklich stets voraus ist. 92,75 Prozent seiner Pässe finden in dieser Bundesligasaison den Mitspieler, es ist der zweitbeste Wert der Liga. Zudem hat der Nati-Captain 369,4 Kilometer abgespult – so viele wie kein anderer Spieler in der Bundesliga.
Kein Zweifel, Granit Xhaka, dessen Leistungen in der Schweiz teilweise zu wenig wertgeschätzt werden, hat sich in dieser Saison gekrönt und seine Stärken eindrücklich unter Beweis gestellt. Da bleibt nur zu hoffen, dass er auch an der EM so brillant auftritt und die Schweiz als Leader zu einem starken Turnier führt.
Yann Sommer (Inter Mailand)
Der Schweizer Nati-Goalie hat bewegte eineinhalb Jahre hinter sich. Zuerst der Wechsel von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern München, wo er als Vertreter des nach seinem Skiunfall verletzten Manuel Neuer immer wieder, teilweise ungerechtfertigt und meist jenseits jeglicher Grenzen kritisiert wurde. Das hinterliess Spuren bei Sommer, dennoch feierte er am Ende der vergangenen Saison den Gewinn des deutschen Meistertitels.
Und nun doppelte er in Italien in seiner ersten Saison mit Inter Mailand nach. Er stand in 33 Serie A-Spielen im Tor der Mailänder, spielte satte 19 Mal zu Null und kassierte insgesamt nur 18 Tore. Es sind, natürlich, die Bestwerte in der italienischen Liga und auch die Argumente, weshalb sich Nati-Coach Murat Yakin längst auf Sommer als seine Nummer 1 festgelegt hat.
«Sommer ist sicher einer der besten Goalies in Italien, wenn nicht der beste», sagt etwa Inter-Legende und Ex-FCB-Spieler Walter Samuel. «Was mich an ihm beeindruckt hat, ist seine Ruhe, die er im Tor ausstrahlt und seinen Vorderleuten verleiht.» Im Gegensatz zu Deutschland wird Sommer nun in Italien mit Lob regelrecht verwöhnt. Als einer der Hauptarchitekten des Erfolgs gefeiert. Die «Gazzetta dello Sport» verlieh dem Schweizer die Note 8 für seine beeindruckende Saison und lobte ihn für seine «aussergewöhliche Konstanz und eine hervorragende Präsenz im Spiel mit den Füssen». Zudem betitelte sie den Schweizer als besten Transfer der Serie A. Der «Corriere dello Sport» bezeichnete Sommer als einen «der entscheidenden Spieler im Meisterrennen».
Gregor Kobel (Borussia Dortmund)
Es ist wahrlich ein Luxus, wenn ein Goalie vom Kaliber von Gregor Kobel in einem Nationalteam nur die Nummer 2 ist. Der Zürcher hatte in dieser Saison zwar immer wieder mal mit Verletzungen oder Krankheiten zu kämpfen, war aber bei der Borussia eine Bank. Dies vor allem auch in der Champions League, wo er massgeblich an der Finalqualifikation beteiligt war und mit seinen Paraden die gegnerischen Teams verzweifeln liess und bei den gegnerischen Alutreffern gleichzeitig auf das Glück des Tüchtigen zählen konnte.
«Gregor Kobel ist momentan für mich der beste Goalie in Deutschland», lobte BVB-Sportchef Sebastian Kehl den Schweizer schon nach der Vorrunde. «Zudem wird er sich noch immer weiterentwickeln und ein Gesicht vom BVB werden.» Auch TV-Experte Didi Hamann, vor einem Jahr einer der härtesten Kritiker Sommers, ist voll des Lobes für Kobel und sagte kürzlich, dass er sehr beeindruckt sei vom BVB-Torwart, da dieser schon «seit Monaten und Jahren gute Leistungen zeigt. Und wenn er mal einen Fehler macht, schüttelt er sich nur kurz und es ist abgehakt». Bemerkenswert seien vor allem die Ruhe und auch die Qualitäten als Führungsspieler: «Er ist ein Torwart und Kapitän, wie man ihn sich wünscht. Besser geht es nicht.»
Remo Freuler (FC Bologna)
Es ist schlicht bewundernswert, was der FC Bologna in dieser Saison in der Serie A gezeigt hat – vor allem auch mit der ersten Qualifikation für die Champions League in der Vereinsgeschichte. Freuler ist einer von drei Schweizern, die massgeblichen Anteil an dieser Leistung haben, dazu kommen auch Michel Aebischer und Dan Ndoye. Wir heben Freuler als primus inter pares heraus, weil er einerseits am meisten Spielminuten aller Schweizer im Team hatte, aber vor allem auch, weil es die starke Reaktion auf schwieriges Jahr bei Nottingham Forest war, wo er gegen Ende der Saison aus Rang und Traktanden gefallen war.
Bei den Fans ist das Schweizer Trio beliebt, wie Michel Aebischer kürzlich gegenüber SRF sagte: «Sie wissen, dass wir Schweizer immer arbeiten und 100 Prozent geben.» Auch Trainer Thiago Motta ist mit seinen Schweizern sehr zufrieden. Ndoye lobt er für seine Stärke in Eins-gegen-Eins-Situationen. Freuler dafür, dass er «die jungen Spieler anführt und ihnen zeigt, was sie zu tun haben, damit wir unseren eingeschlagenen Weg weitergehen können». Und Aebischer sei ein sehr intelligenter Junge, den er vor allem für seine Vielseitigkeit schätzt: «Wenn einer verschiedene Rollen erfüllen kann, spricht das für sein Spielverständnis.»
Das Erfolgsgeheimnis von Bologna? Remo Freuler, der längst auch in der Nati eine fixe Grösse ist, sagte es kürzlich folgendermassen: «Es sind mehrere Faktoren: Eine gute Führung, ein guter Trainer. Dazu kommen ein gutes Team und eine gute Mischung zwischen Jung und Alt. Wir haben einen guten Teamspirit.
Manuel Akanji (Manchester City)
Mit dem Triple-Gewinn in der vergangenen Saison haben Manuel Akanji und Manchester City die Messlatte enorm hochgelegt. Eine solche Traumsaison ist nicht mehr möglich, nachdem die Citizens in der Champions League im Viertelfinal im Penaltyschiessen an Real Madrid scheiterten. Doch es ist erneut beeindruckend, was Pep Guardiola und sein Team zeigen. In der Premier League liegt ManCity eine Runde vor Schluss zwei Punkte vor Arsenal. Ein Heimsieg am Sonntag gegen West Ham United – dann ist die Titelverteidigung fix. Und auch im FA Cup läuft alles nach Plan: Wie im Vorjahr kommts im Final zum Duell mit dem Stadtrivalen Manchester United. Damals gewann ManCity dank zwei Toren von Ilkay Gündogan mit 2:1.
Akanji sammelt auf der Insel Trophäe um Trophäe und ist im Starensemble von Pep Guardiola eine feste Grösse, steht in der Gunst seines Trainers weit oben. In dieser Saison ist er bislang wettbewerbsübergreifend die Nummer 4 im Ranking der Spieler mit den meisten Einsatzminuten, vor ihm liegen nur Rodri, Phil Foden und Kyle Walker.
Kein Wunder, schwärmt sein Trainer von ihm. Seit seinem Wechsel zu Manchester City im Sommer 2022 wird Manuel Akanji von Pep Guardiola regelmässig in den höchsten Tönen gelobt. So sagte der Spanier in dieser Saison über den Schweizer: «Er kann als Aussenverteidiger, in der Innenverteidigung oder sogar als Sechser spielen. Und wenn er im gegnerischen Drittel ankommt, kann er gute Pässe schlagen. Zudem ist er schnell und stark.» Er sei glücklich, so einen Spieler wie Akanji in seiner Mannschaft haben zu dürfen. «Welch einen Spieler hat mir unser Sportdirektor Txiki Begiristain hierhergebracht!»