Häberli nach 12 Tagen entlassen: Servette bezahlt für Inkonsequenz
Das Ende kam schnell, aber nicht unerwartet. Nach drei Niederlagen in den ersten vier Partien wurde Servette-Trainer Thomas Häberli gestern Montag seines Amtes enthoben. Ein Entscheid mit Ansage, der der neuen Genfer Sportkommission kein gutes Zeugnis ausstellt.
Vielleicht war Thomas Häberlis Schicksal bereits am 25. Mai besiegelt. An jenem Tag brach René Weiler seine Zelte in Genf nach zwei vordergründig erfolgreichen Jahren als Trainer und Sportchef ab, um wenig später eine neue Herausforderung in der MLS anzunehmen. Zurück blieben „sein“ Trainer Thomas Häberli und ein Führungsvakuum bei Servette, auf welches die Genfer mit der Einberufung einer vierköpfigen Sportkommission um die präsidialen Berater Gérard Bonneau und Alain Geiger reagierten. Also quasi der Re-Re-Organisation nach der Re-Organisation, mit dem die Genfer zu Seilers Einstand neue Wege bestreiten wollten.
Gut zwei Jahre später ist von dieser Absicht nicht mehr viel zu erkennen. Möglicherweise, weil es auch unter Weilers Führung nicht gelang, Leistungsträger wie Dereck Kutesa oder Enzo Crivelli nicht ablösefrei ziehen lassen zu müssen. Vielleicht aber auch, weil sich die Genfer insgeheim mehr von der vergangenen Spielzeit erhofft hatten. Denn auf den ersten Blick setzte das Duo Weiler/Häberli genau da an, wo der SFC unter Trainervorgänger Alain Geiger aufgehört hatte. Mit Weilers Abgang scheinen die Genfer den Glauben an die neue Mission aber bereits wieder verloren zu haben.
Anders ist kaum zu erklären, dass die Grenats nur zwölf Tage nach dem ersten Saisonspiel ihren Trainer in die Wüste schicken. Gewiss, der Start mit dem Aus in der CL-Qualifikation und zwei Niederlagen zum Meisterschaftsauftakt missglückte und trotzdem ist es erst zwei Monate her, seit die Grenats mit Häberli die Vizemeisterschaft feiern konnten. Da kann ein Trainer normalerweise noch so oft den Torhüter wechseln und dabei daneben liegen, am Vertrauen in ihn und in seine Arbeit ändert das in so kurzer Zeit wenig.
Es sei denn, der Glaube an den Trainer und daran, die eigenen Ziele mit Häberli erreichen zu können, hätte schon mit Weilers Abgang Schaden erlitten. Doch dann hätten die neuen starken Persönlichkeiten in der Genfer Führung im Frühsommer erst Recht umgehend handeln und die eigene Überzeugung über das Prinzip der Hoffnung stellen müssen. Dass sie dies nicht taten, kostet die Genfer nun möglicherweis bereits das Meisterrennen sowie eine europäische Gruppenphase. Und stellt der neu formierten Genfer Sportkommission ein erstes Mal kein gutes Zeugnis aus.