HC Davos: Das Risiko mit Rookie Holden
Acht Jahre sind es mittlerweile her, seit der HC Davos den letzten der bislang 31 Meistertitel feiern konnte. Damals stand noch Arno Del Curto an der Bande. Kehren die Bündner nun unter Josh Holden zu den grossen Erfolgen zurück?
Es war schon bemerkenswert, was Arno Del Curto in seinen über 20 Jahren beim HCD geschaffen hat. Erfolg wurde an Erfolg gereiht, sechs Meistertitel und drei Triumphe am Spengler Cup gefeiert. Seit dem Rücktritt des charismatischen Freigeists läuft der HCD den alten Erfolgen hinterher, konnte diesen mit neuen Führungskräften an der Bande noch nicht erreichen. Auch Coach Christian Wohlwend, eine Art «Arno Del Curto light», gelang es nicht, diese Sehnsucht nach Titeln zu stillen; im Januar dieses Jahres wurde der Engadiner gefeuert, nun ist er in Ajoie als Headcoach tätig.
Der nächste Coach, der sich jetzt beim HCD versucht, ist Josh Holden. Ein Mann, der in unserem Eishockey tiefe Spuren hinterlassen hat. 13 Jahre war der gebürtige Kanadier in der Schweiz als Spieler aktiv, spielte für Gottéron, Langnau, den EV Zug und die EVZ Academy. Er war ein Hitzkopf, der polarisierte, und er sammelte diverse persönliche Auszeichnungen. Dazu kam der Gewinn des Spengler Cup 2012 mit jenem Team Canada, das wegen des NHL-Lockouts gespickt war mit Stars wie Tyler Seguin, John Tavares, Patrice Bergeron, Matt Duchene oder Jason Spezza.
Lehrjahre unter Dan Tangnes
Vor fünf Jahren beendete Holden seine Spielerkarriere und wechselte hinter die Bande, sammelte im EV Zug als Assistent von Erfolgstrainer Dan Tangnes Erfahrungen und war für das Powerplay verantwortlich. So weit, so gut. Die Voraussetzungen sind da, dass Josh Holden als Headcoach erfolgreich sein kann. Vielleicht ist gerade auch Davos der richtige Ort, da, wo einst auch der polarisierende Del Curto so erfolgreich wirkte. Aber es ist eben doch ein Risiko, das die Bündner da eingehen, wenn sie dem Rookie für diesen immens wichtigen Job vertrauen.
Für den Erfolg mitentscheidend sind auch beim HCD drei weitere Faktoren: die Goalies, die Ausländer und die besten Schweizer – und da sieht es nicht schlecht aus. Im Tor setzen die Bündner mit Sandro Aeschlimann und dem wiedererstarkten Walliser Gilles Senn auf zwei Schweizer, die schon bewiesen haben, wozu sie fähig sind. Die Schweizer im Tor sorgen dafür, dass jeweils sechs Import-Feldspieler antreten dürfen, und da verfügen die Bündner mit den Schweden Klas Dahlbeck, Leon Bristedt, Joakim Nordström und Dennis Rasmussen, dem Finnen Kristian Näkyvä über nordische Power, ergänzt durch den tschechischen Scharfschützen Matej Stransky. Man darf gespannt sein, ob es gelingt, die Lücke zu füllen, die Verteidigungsminister Magnus Nygren mit seiner Rückkehr nach Schweden auf dem Eis und in der Garderobe hinterlassen hat. Und ob vor allem die Stürmer Rasmussen und Bristedt eifriger Skorerpunkte sammeln als noch in der letzten Regular Season (Rasmussen 25 Punkte in 40 Spielen, Bristedt 19 Punkte in 42 Spielen).
Und was machen die Schweizer? Tragen die Beine Andres Ambühl, der am 14. September seinen 40. Geburtstag feiert, ewig so weiter wie bisher? Gelingen Enzo Corvi erneut 40 oder mehr Skorerpunkte? Ist Marc Wieser erneut so torgefährlich wie letzte Saison? Und gelingt Simon Knak der nächste Schritt?
Die Saisonprognose
Es ist schwierig, diesen HC Davos einzuschätzen. Zwischen einem Spitzenrang und einem Platz knapp in den Top Ten scheint alles möglich zu sein. Der absolute Höhenflug, der Gewinn des nächsten Meistertitels, ist wohl noch Utopie, doch auf dem Weg zurück zu alten Erfolgen werden die Bündner dank Leidenschaft, Engagement und Biss – den Komponenten, die Josh Holden verkörpert und einbringt – den nächsten Schritt machen und die Regular Season nach Rang 5 im Vorjahr nun auf dem vierten Platz abschliessen. Aber wer weiss, vielleicht kann der HCD ja doch jubeln – am Spengler Cup, den die Gastgeber letztmals im Jahr 2011 gewonnen haben. Natürlich noch unter Arno Del Curto.