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Heimspiel am Grossanlass: Was die Frauen-Nati aus der Vergangenheit lernen kann

Patrick

Noch gut zwei Wochen bis zum Start der UEFA Women’s Euro 2025. Das Karriere-Highlight für eine ganze Generation Schweizer Fussballerinnen, inklusive voller Stadien und noch nie da gewesener medialer Aufmerksamkeit. Vor allem aber ist die Heim-EM eine riesige Chance – wenn man (Frau) aus den Fehlern der Euro 2008 und der IIHF-WM 2009 die richtigen Schlüsse zieht.

Keystone _Gerry Penny_Der symbolische Anfang vom Ende an der Heim-EM 2008_Alex Frei  scheidet im Eröffnungsspoiel gegen CZE noch in der ersten Hälfte verletzt aus
Der symbolische Anfang vom Ende der Heim-EM 2008: Alex Frei scheidet in Halbzeit 1 des Eröffnungsspiels verletzt aus © Keystone / EPA / Gerry Penny

Ein Traum, der eine Halbzeit lang lebte

Rückblende. Im Juni 2006 besiegte die Schweiz im Rahmen der FIFA-WM in Deutschland Togo mit 2:0. Vor Ort mit dabei 50'000 Schweizer Fans, ein Ausdruck der Euphorie rund um die Mannschaft von Trainer Köbi Kuhn, die erst im Achtelfinale gegen die Ukraine (im unvergesslichen Elfmeterschiessen des Grauens) gestoppt wurde. Wobei «gestoppt» die Situation damals eigentlich nicht akurat umschreibt, viel eher wurde die Euphorie kurzerhand verfrachtet - in Richtung Heim-EM 2008, welche die Schweiz gemeinsam mit Nachbar Österreich austragen durfte. Alsbald wurde der EM-Titel als offizielles Ziel ausgerufen – der Anfang vom Ende einer Kampagne, welche spätestens nach einem in goldenen Trikots eingespielten 0:1 gegen Österreich im Herbst 2006 nie eine echte Chance hatte. Viel zu hoch war die Zielsetzung, viel zu gross die Fallhöhe für eine Nation, in der Bescheidenheit mehr als nur eine Zierde ist. Oder können Sie sich daran erinnern, dass selbst Roger Federer je vor einem Turnier (zu) grosse Töne spuckte, ehe er sich im Anschluss mit der notwendigen Ambition und Überzeugung daran machte, Gegner für Gegner aus dem Weg zu räumen? Für die Heim-EM 2008 entschied sich die Schweizer Fussball-Nati für einen anderen Weg, für das kreieren eines (zu) grossen Traums, der dann eigentlich schon in Hälfte eins des Eröffnungsspiels gegen Tschechien zerplatzte. Vier Tage und eine weitere Niederlage (gegen die Türkei) später war das Turnier, in dem man angetreten war, um Europameister zu werden, bereits vorbei. Die Realität hatte die für einmal untypisch forsch auftretenden Schweizer in rekordverdächtigem Tempo eingeholt.

 

Gegen den Strom

Ein knappes Jahr später war die Reihe an den Schweizer Eishockeyanern, die im Jahrzehnt vor dem Heim-WM 2009 unter ihrem Trainer Ralph Krueger den Sprung vom internationalen Kanonenfutter zum ernstzunehmenden Viertelfinal-Kandidaten gemacht hatte. Entsprechend gut war die Stimmung vor dem Heimturnier im «Hockey Country», in das die Schweiz von der turniereigenen Marketingabteilung kurzerhand umbenannt worden war. Zwar sprach niemand vom Titel, eine Qualifikation fürs Viertelfinale war jedoch realistisch, ja, sogar kühne Medaillenträume waren erlaubt. Und dann beendete die Schweiz das Turnier auf Rang 9, schied aus, ehe die WM überhaupt so richtig begann. Gewiss, auch dieses Szenario hatte man vor dem Turnier realistischerweise in Betracht ziehen müssen, jedoch nicht auf die Art und Weise, wie es sich schliesslich während knapp zehn Tagen in Bern und Kloten zutrug. Denn ausgerechnet Erfolgscoach Ralph Krueger, unter dem die Schweiz auch mental grosse Fortschritte erzielte hatte, war es vorbehalten, mit Aussagen zu einem möglichen «Heimnachteil» einen (nicht unwesentlichen) Teil zum Verpassen der Viertelfinals beizutragen. Denn er stand damit quasi quer zur Stimmung im eigenen Land, schwamm mit seiner Mannschaft gegen, anstatt mit dem Strom. Das kostete Kraft – und möglicherweise auch den ultimativen Glauben der Mannschaft an ihren Trainer und das grosse gemeinsame Ziel. Jedenfalls endete die erfolgreiche Ära Krueger zehn Monate später nach den Olympischen Spielen in Vancouver, ohne dass die Eisgenossen noch einmal grosse Stricke zerrissen hätten.

 

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Fand die richtigen Antworten für einmal nicht: Nati-Coach Ralph Krueger an der Heim-WM 2009 (Keystone / EPA / Daniel Karmann)

Wenig zu verlieren, viel zu gewinnen

Und somit wären wir also bei der Ausgangslage der Schweizer Frauen-Nationalmannschaft vor dem ersten grossen Heimanlass in der Geschichte des hiesigen Frauenfussballs. Als Kopf der Vorrundengruppe A hat es die Losfee durchaus gut mit dem Team von Trainerin Pia Sundhage gemeint. Mit Island (FIFA-Nr. 14), Norwegen (FIFA-Nr. 16) und Finnland (FIFA-Nr. 26) trifft die Schweiz (FIFA-Nr. 23 ) auf Gegnerinnen auf Augenhöhe, völlig unabhängig der jüngsten Resultate oder etwelcher Verletzungssorgen. Eine Ausgangslage, die es zu nutzen gilt, zumal die Erwartungshaltung in der Schweizer Bevölkerung eher von der Hoffnung, als von tiefer Überzeugung (oder purer Verzweiflung) geprägt ist. Niemand wird von der Schweiz also per se erwarten, dass sie in den Viertelfinal einzieht, zumal der Schweizer Staff den Ball bislang auch bewusst etwas flach hielt. Das sind ideale Voraussetzungen, um mit einem gelungenen Auftaktspiel auch im Umfeld für viel positive Energie zu sorgen, auf der die Mannschaft sich im Anschluss mittragen lassen kann. Schweizerisch bescheiden, im Wissen um die eigene Stärke und beseelt vom Glauben, sich gegen das nordische Trio durchsetzen zu können. Zumindest von einem Heimnachteil sollte im Zusammenhang mit diesem Grossananlass also nicht noch einmal die Rede sein.

 

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