Heinz Ehlers: Gelingt beim SCB Trainer Nummer 9 die Rückkehr zum Erfolg?
2019 feierte der SC Bern letztmals den Gewinn des Meistertitels. Seither versuchten bei den Mutzen acht Trainer, das schlingernde Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Gelingt dies nun dem Dänen Heinz Ehlers (59), der teilweise auch mit dem Spitznamen «Beton-Heinz» versehen wird?
Der SCB hat in dieser Saison noch nicht Fahrt aufgenommen, die Ansprüche und die Wirklichkeit lagen weit auseinander. Viel zu weit sogar. Die Trennung von Headcoach Jussi Tapola war schliesslich die nachvollziehbare Konsequenz; mit Heinz Ehlers wurde am Montagvormittag der interimistische Cheftrainer vorgestellt, der die Mutzen bis zum Ende der Saison führen wird. Und den Weg zurück zum Erfolg finden soll. «Ich habe ihn immer für einen hervorragenden Trainer gehalten, der meiner Meinung nach auch etwas unterschätzt wird. Er hat an mehreren Stationen in der Schweiz gezeigt, dass er Erfolg haben und vieles aus den Spielern herausholen kann», sagt SCB-Sportdirektor Martin Plüss über den neuen Headcoach. Er sei ein Trainer mit vielen Facetten, der die Spielweise jeweils adaptiere, «und Heinz steht auch für eine Leistungskultur». Und genau diese Leistungskultur ist nun gefragt, nachdem beim SCB zu viele Spieler ihrer Form meilenweit hinterherrennen und ihr Potenzial nicht ausschöpfen.
Die Zukunft in Dänemark
Eigentlich sollte Heinz Ehlers ja nicht mehr in der Schweiz sein. Er hatte geplant, in diesem Sommer in seine Heimat zurückzukehren. Doch irgendwann zeigte sich, dass es finanziell und aus steuerlichen Gründen viel interessanter ist, die Heimkehr nach Dänemark um ein Jahr zu verschieben. So klopfte Ehlers, der letzte Saison noch den EHC Visp zum Meistertitel in der Sky Swiss League geführt hatte, beim EHC Basel an – und wurde Assistent von Headcoach Eric Himmelfarb. Dabei war ganz klar definiert, dass es ein Engagement auf Zeit ist, für eine Saison. Dies zumal sein Sohn und Stürmer Nikolaj in der NHL bei Carolina ein Salär von 8,5 Millionen Dollar pro Jahr einstreicht und kürzlich die Aktienmehrheit der Aalborg Pirates, dem Stammklub der Familie Ehlers, übernommen hat und Vater Heinz dort im nächsten Jahr Sportchef werden dürfte.
Ein Vorteil von Ehlers ist, dass er so ohne jeden Druck sein Amt in Bern antreten konnte. Er kann sein Ding durchziehen, muss keinerlei Rücksicht auf irgendwelche Befindlichkeiten nehmen. Und so sagt Sportdirektor Plüss: «Da sich unser Team im Umbruch befindet, wollten wir jemanden für den Rest der Saison verpflichten, bevor wir ein neues Projekt beginnen werden. Heinz Ehlers war dafür im Moment die ideale Person.»
Solide Defensive als Basis
Ehlers hat fast seine ganze Trainerkarriere in der Schweiz verbracht, arbeitete in Biel, Langenthal, Lausanne, Langnau und Visp mehrheitlich ausserhalb des grossen Rampenlichts, feierte aber bemerkenswerte Erfolge. Er stieg mit Biel in die National League auf, führte Langenthal und Visp zum Meistertitel in der Sky Swiss League, erreichte mit Lausanne und den SCL Tigers die Playoffs. Die Basis für all diese Erfolge war eine solide Defensive, so dass dem Dänen auch schon mal Übernamen wie «Beton-Heinz» oder «Mörtel-Heinz» verpasst wurden. Er ist ein Taktikfuchs, dem auch das Etikett anhaftet, ein grantiger Typ zu sein, vielleicht auch ein «harter Hund». So ist es nicht zu erwarten, dass aus der SCB-Garderobe nun ein Ort des grenzenlosen Spasses oder gar eine Wohlfühloase wird. Der 59-Jährige wird aber nur schon durch seine Anwesenheit auf die Spieler nach der Ära Tapola befreiend und erfrischend wirken. Taktische Vorgaben werden natürlich auch in Zukunft bestehen, eine offensive Herrlichkeit und ein Spiel ohne Grenzen sind definitiv nicht in Sicht. Die Basis bleibt eine solide Defensive, wie Ehlers sagt: «Es geht um eine gute Balance. Man kann nicht nur nach vorne laufen, es braucht auch Sicherheit.»
Und in der Defensive ist bei den Bernern das Fundament vorhanden. Um diesen Bereich kümmerte sich bis anhin in erster Linie Assistenztrainer Patrick Schöb, der zuletzt gegen die ZSC Lions und die SCL Tigers als Headcoach eingesprungen war und nun ins zweite Glied zurückkehrt. Als weiteren Assistenten kann Ehlers auf den Tschechen Pavel Rosa zählen, der in den letzten Jahren in derselben Position bei Gottéron tätig und zu Spielerzeiten ein gefährlicher Stürmer gewesen war.
Die Belfast Giants als Aufbaugegner?
Nach dem 2:1-Derbysieg am vergangenen Samstag unter Interimscoach Patrick Schöb gegen die SCL Tigers sind nun am Mittwoch die Belfast Giants in der Champions League der nächste Gegner. Die Berner sind die klaren Favoriten, der britische Meister ist noch sieglos, verlor gegen Lausanne (3:7), den EV Zug (3:6) und Ilves Tampere (4:7) und gewann den einzigen Punkt bei der 2:3-Niederlage nach Overtime gegen KalPa Kuopio, den amtierenden finnischen Meister und Spengler Cup-Sieger 2018. Ein Sieg ist für den SCB Pflicht und würde die Qualifikation für die K.o.-Phase bedeuten, es wäre gleichzeitig auch ein weiterer wichtiger Schritt aus der Krise. Neu-Coach Ehlers erklärte nun, dass er in seinem Team nicht alles über den Haufen werfen werde: «Wir schauen jetzt einfach, wie es läuft und was wir ändern müssen. Am Anfang wird nicht viel geändert. Nach der Trainerentlassung haben sie schon einige Dinge angepasst an der Taktik und waren am Samstag erfolgreich. Ich denke, die Spieler brauchen jetzt etwas Ruhe, um zu spüren, dass das Vertrauen in sie da ist.»