Der Sky Sport Experte stellt sich zudem die Frage, ob der Kapitän auf einer anderen Position vielleicht wichtiger wäre und erklärt, wem er seine Stimme beim Ballon d'Or geben würde.
Die zwei Niederlagen gegen absolute Top-Teams wie Portugal und Frankreich haben gezeigt, dass wir (noch) nicht zur absoluten Weltspitze zählen, sondern uns eher in Lauerstellung befinden. Es wurde deutlich, dass uns individuelle Qualität in der Breite fehlt, aber auch Konstanz über 90 Minuten. Zudem war gegen die Franzosen die Chancenverwertung mangelhaft.
Am Ende steht nur ein Tor in 180 Minuten, auch wenn wir gegen Frankreich in der ersten Halbzeit sicher vier oder fünf Treffer hätten machen können. Da haben wir eine richtig gute Leistung gezeigt. Man hat Leidenschaft und gutes Gegenpressing gesehen, wir haben den Gegner zu Fehlern gezwungen, aber haben daraus kein Kapital geschlagen. Auf diesem Niveau wird das dann bitterböse bestraft, wie die Franzosen kurz vor der Pause bewiesen haben.
Nationalmannschaft nochmal was anderes
Da fehlt uns noch etwas, auch wenn die Spieler in ihren Klubs schon ihre Klasse nachgewiesen haben. Aber Nationalmannschaft ist nochmal was anderes. Da schaut das ganze Land zu und nicht nur die Fans des eigenen Vereins. Das ist schon ein Unterschied.
Natürlich haben in den beiden Partien auch wichtige Leute gefehlt und in meinen Augen können wir mit jeder Nation mithalten und auch gewinnen, wenn wir in Bestbesetzung antreten. Sobald aber auch nur zwei oder drei Spieler wegbrechen, wird es eng. Da sind uns Nationen wie Spanien, England, Portugal oder heute Frankreich noch einen Schritt voraus. Da sind schon noch andere Spieler auf dem Platz oder auf der Bank, was es dem Trainer auch einfacher macht, weil der Konkurrenzkampf so hoch ist.
Man kann nicht zufrieden sein
Man geht nun also mit zwei bitteren Niederlagen in die Sommerpause und damit kann man nicht zufrieden sein. Positiv waren lediglich die ersten 45 Minuten gegen Frankreich, wo man das gesehen hat, was die Mannschaft im letzten Jahr ausgezeichnet hat. Aber das war - und das muss man zugeben - meistens gegen schlechtere Gegner. Gegen die Niederlande war es gut, aber auch gegen Italien hatte man schon Probleme.
Und mit jeder Niederlage und mit jedem schlechten Ergebnis leidet auch die entstandene Euphorie, die rund um die EM von dieser Mannschaft geschürt worden ist. Vielleicht hat diese Euphorie auch ein wenig über die eigene Stärke getäuscht, denn jetzt sind wir auf dem Boden der Tatsachen angekommen.
Kimmich ins zentrale Mittelfeld?
Ich bin gespannt, ob Joshua Kimmich nicht vielleicht am Ende doch in der Zentrale spielt. Das hat er heute in den letzten 20 Minuten auch gemacht und es scheint nicht in Stein gemeisselt, dass er auf der Rechtsverteidiger-Position gesetzt ist. Es wäre eine Überlegung wert, denn nach der Euro haben wir mit Toni Kroos, Ilkay Gündogan wichtige Persönlichkeiten dort verloren.
Und wir brauchen dort nicht nur Qualität, sondern auch Erfahrung und Persönlichkeit. Kimmich ist der Spieler, der das am meisten mitbringt, denn er hat nicht umsonst 101 Länderspiele. Da fehlt Leuten wie Aleksandar Pavlovic oder Angelo Stiller noch etwas. Ich kann verstehen, dass Julian Nagelsmann ihn rechts hinten braucht, aber diese Eigenschaften würden in der Mitte in meinen Augen noch mehr zum Tragen kommen.
Yamal würde meine Stimme für den Ballon d'Or bekommen
Dass Erfahrung nicht alles ist, zeigt derzeit Lamine Yamal für die Spanier. Wenn ich eine Stimme beim Ballon d'Or hätte, würde ich sie ihm geben. Auch Ousmane Dembele, der mit Paris Saint-Germain das Triple aus Champions League, Meisterschaft und Pokal gewonnen und dabei viele Tore geschossen hat, hätte es verdient. Genauso wie Barcelonas Raphinha, der eine fantastische Saison gespielt hat und wie Yamal drei Titel in Spanien gewonnen und starke Vorstellungen in der Königsklasse geliefert hat.
Ich denke, diese drei sind die Favoriten, aber für mich sticht Yamal mit seiner Art, wie er uns alle verzaubert, heraus.