High Noon in der Bundesliga
An diesem Wochenende spielen in der Bundesliga die besten Teams gegeneinander. Tritt Titelverteidiger Bayern München weiterhin souverän auf und schreitet einsam voran? Und wer aus der Spitzengruppe muss einen Rückschlag in Kauf nehmen?
Es ist beeindruckend, was die Münchner in dieser Saison abliefern. Neun Spiele haben sie bislang wettbewerbsübergreifend absolviert, neunmal gewonnen. Das Torverhältnis liegt bei 35:8, wobei die Hälfte der Gegentreffer bei den 3:2-Siegen gegen die eigentlichen Underdogs Augsburg (Meisterschaft) und Wehen Wiesbaden (Pokal) kassiert wurde. Gegenüber stehen eindeutige Siege gegen RB Leipzig (6:0), den HSV (5:0), Hoffenheim 4:1), Bremen (4:0) oder Pafos (5:1).
Die Bayern watschen die Gegner ab
Die von Tormonster Harry Kane, Michael Olise und Luis Diaz angeführte Offensivmaschinerie läuft wie geschmiert, die Gegner werden reihenweise abgewatscht. Machen die Bayern am Samstag auch Frankfurt platt? Es wäre ein historischer Sieg, gerade für Coach Vincent Kompany. Als letzter Bayern-Trainer gewann Jupp Heynckes in der Triple-Saison 2012/13 ebenfalls die ersten neun Partien, verlor dann aber das zehnte Spiel– 1:3 gegen Bate Borisov in der Champions League.
Ganz klar, die Münchner sind das Mass aller Dinge. Führen in der Bundesliga und in der Champions League die Tabelle an. Und so fragen sich viele Fans: Wer nur soll diese Bayern stoppen und einen Alleingang an der Spitze verhindern? Ist es vielleicht die Eintracht Frankfurt? Ein kurzer Blick zurück macht immerhin ein wenig Mut. In den letzten zwei Heimmatches gegen die Münchner blieben die Hessen ungeschlagen, spielten im vergangenen Oktober daheim 3:3 und siegten im Dezember 2023 mit 5:1. Bei der Kanterniederlage stand noch Thomas Tuchel an der Linie, ein paar Wochen später wurde offiziell, dass sich Klub und Trainer am Ende der Saison trennen werden.
Für Sorgenfalten sorgt bei den Frankfurtern dagegen die Defensive, in welcher der Schweizer Aurèle Amenda Teilzeitarbeiter ist. In der Liga kassierte das Team von Dino Toppmöller in den letzten drei Spielen gegen Gladbach (6:4), Union Berlin (3:4) und Bayer Leverkusen (1:3) satte elf Gegentreffer, in der Champions League setzte es am Dienstag gegen Atlético Madrid eine 1:5-Niederlage ab. Eine so löchrige Defensive ist gegen die Bayern mit ihren immensen Offensivqualitäten und ihrem Torhunger nicht nur gefährlich, sondern tödlich.
Die Münchner sind klarer Favorit, können sich auf dem Weg zum zehnten Sieg wohl nur selber im Weg stehen, und so sagt Coach Vincent Kompany: «Offensiv sind die Frankfurter sehr, sehr stark, sehr beeindruckend, das wird eine spannende Aufgabe. «Aber wir schiessen auch viel Tore. Ich weiss nicht, wer auf ein 0:0 wetten will.»
Kobel viermal unbezwungen
Bereits am Samstagnachmittag empfängt Borussia Dortmund RB Leipzig. Die Dortmunder sind in dieser Saison wie die Bayern noch ungeschlagen und mit zwei Punkten Rückstand der erste Verfolger des Titelverteidigers. Das Team von Ex-Bayern-Trainer Niko Kovac hat einzig gegen St. Pauli (3:3) und Juventus (4:4) Punkte abgegeben und am Mittwoch in der Champions League Athletic Bilbao mit 4:1 bezwungen. Ein Schlüsselspieler ist Nati-Keeper Gregor Kobel, der in der Liga in vier von fünf Spielen unbezwungen blieb – so oft wie in dieser Bundesligasaison kein anderer Torhüter.
Die Dortmunder haben definitiv einen Lauf, sind im nationalen Business seit 13 Spielen ungeschlagen. Die letzte Niederlage gab es am 15. März in Leipzig (0:2), als Xavi Simons und Loïs Openda trafen, die mittlerweile beide nicht mehr für den Dosenklub angreifen. Allerdings gibt es auch eine andere Statistik: Nach Champions League-Abenden unter der Woche wies der BVB letzte Saison in den 14 Liga-Spielen am folgenden Wochenende eine Bilanz von sieben Niederlagen und nur drei Siegen auf. Zudem ist Leipzig-Coach Ole Werner ein Spezialist für Spiele gegen Teams, die zuvor noch auf der ganz grossen Bühne engagiert gewesen waren. In sieben dieser Spiele kassierte er mit seinem Ex-Klub Bremen gegen ein Team, das zuvor in der Champions League im Einsatz gewesen war, nur eine Niederlage, erreichte aber vier Unentschieden und feierte einen Sieg.
Die Bullen, die beim Saisonauftakt noch von den Bayern vorgeführt worden waren, haben sieben der letzten neun Direktduelle gegen die Dortmunder gewonnen. Doch Coach Werner warnt: «Dortmund ist sehr stabil. Wir müssen an unser Leistungsmaximum kommen. Wir müssen in allen Bereichen top sein, das ist die Messlatte, die wir anlegen.» Wichtig sei gegen die Borussia die Arbeit gegen den Ball «Der Gegner hat Topqualität auf allen Positionen, daher müssen wir auch auf Topqualität verteidigen.»
Klar ist: Die Bayern-Verfolger sind unter Druck, brauchen einen Sieg. Vor allem die Dortmunder, die dann in der nächsten Runde am 18. Oktober in München gastieren – und sich mit zwei Niederlagen in Folge wohl bereits wieder aus der Spitzengruppe verabschieden würden.