Hopp Schwiiz! 5 Erkenntnisse nach dem erfolgreichen Auftakt in die WM-Quali
Zwei Spiele, sechs Punkte, 7:0 Tore: Besser hätte die Qualifikationsphase zur FIFA-WM 2026 in Nordamerika nicht beginnen können – zumindest aus Schweizer Sicht. Unsere Erkenntnisse aus den beiden überlegenen Siegen zum Auftakt der Spiele in der Gruppe B.
Dosenöffner Standard
Natürlich. Sechs Schweizer Punkte aus den beiden Heimspielen gegen den Kosovo und Slowenien hatte man erwarten können und im Vorfeld der beiden Partien gefordert. Dass die Aufgabe schlussendlich jedoch „so einfach“ von der Hand ging, überraschte dann doch und hatte einen zentralen Grund: Die neue Schweizer Stärke bei Standards. Mit den frühen Toren nach Eckbällen von Manuel Akanji (zum 1:0) am Freitag und von Nico Elvedi (1:0) und Breel Embolo (zum 2:0) gestern, erleichterte sich die Nati ihre Aufgabe enorm, öffnete das Spiel gegen zwei defensiv eingestellte Gegner frühzeitig. Mitverantwortlich dafür: Die hervorragend getretenen Freistösse und Eckbälle von Ruben Vargas und Fabian Rieder. Ein Waffe, die die Schweiz gerne auch im weiteren Verlauf der WM-Qualifikation auspacken kann.
Meister der Effizienz
Es kommt schon fast einer kleinen Enttäuschung gleich. Mit dem 3:0 gegen Slowenien endete gestern Abend nämlich die jüngste Serie der Schweizer Nationalmannschaft, die in den vergangenen drei Länderspielen (vs. Mexiko, die USA und den Kosovo) doch jeweils tatsächlich vier Tore erzielte. Insgesamt 19 Mal traf die Nati in diesem Jahr bereits, was die Frage aufwirft: Woher kommt diese Effizienz plötzlich? Natürlich hilft es, wenn einem erfolgreiche Standards frühzeitig das Spiel öffnen oder die Spieler Yakins Aufforderung zu mehr individuellem Abschlusstraining möglicherweise (?) nachgekommen sind. Aber so richtig erklären kann man wohl nicht, warum ein Breel Embolo (total 77 Länderspiele und 19 Tore) in einem Monat in Schweden zum ersten Schweizer Nationalspieler in fast 100 Jahren werden kann, der in sechs aufeinanderfolgenden Länderspielen ein Tor erzielt. Wobei der ex-Basler bei weitem nicht der einzige Schweizer ist, der aktuell weiss, wo das Tor steht. Auch Dan Ndoye trifft regelmässig (drei Länderspieltore in 2025) und insgesamt reihten sich in diesem Kalenderjahr bereits zwölf Nati-Cracks in die Reihe der Torschützen ein.
Unerwartete Selbstverständlichkeit
Nein, diesen Start in die WM-Qualifikation hatten so wohl nicht Viele vorhergesehen. Warum auch? Schliesslich gab es rund um das Schweizer Nationalteam im Vorfeld der Spiele durchaus das eine oder andere Fragezeichen. Bei Breel Embolo oder Manuel Akanji zum Beispiel, die auf Klubebene in dieser Saison bislang noch keine Minute spielten. Oder bei Zeki Amdouni und Ardon Jashari, welche beide die WM-Qualifikation verletzt verpassen werden und natürlich rund um Leon Avdullahu, dessen Entscheid für die Nationalmannschaft des Kosovo hohe Wellen schlug. Nicht zu vergessen die bevorstehenden Gruppengegner, allesamt Mitglieder im Klub der unbequemen, sehr soliden Mittelklasse des europäischen Fussballs. Und dann das. Als wäre nichts gewesen, schoben die Schweizer alle Zweifel beiseite und spielten so souverän, wie vielleicht noch nie (zumindest in der Ära Yakin). Kaum hat die Qualifikation begonnen, hat die Nati somit bereits drei Punkte und mehrere Tore Vorsprung auf den Rest der Gruppe. Zu hoffen, dass es so weitergehen könnte, wäre eine glatte Untertreibung.
Serientäter
12 Spiele. So lange musste Gregor Kobel im Tor der Schweizer Nati darauf warten, um eben dieses ein erstes Mal rein zu halten. Davor flogen ihm die Bälle nicht weniger als 23 Mal um die Ohren, egal ob abgefeuert von Koryphäen wie Cristiano Ronaldo oder von Halbamateuren wie Andorras Marcio Vieira. Zeitweise hatte man fast Gefühl, auf dem Keeper der Dortmunder Borussia liege eine Art Nati-Fluch, ehe plötzlich alles anders ist. Seit dem 4:2 Erfolg gegen Mexiko im Juni arbeitet Kobel nun nämlich an einer gegenteiligen Serie, ist seit mittlerweile drei Partien und 15 Minuten ungeschlagen. Daran natürlich ebenfalls beteiligt: Der Schweizer Defensivverbund rund um den auch ohne Spielpraxis souveränen Akanji, den «ewigen» Ricardo Rodrigues, einen widererstarkten Elvedi und den überraschen formstarken Mainzer Edelreservisten Silvan Widmer. Eine Entwicklung, die man so nicht unbedingt vorhersehen konnte. Umso schöner, scheinen die Schweizer den Tritt in der Defensive just zum richtigen Zeitpunkt wieder gefunden zu haben.
Auf dem Weg zum Flughafen
Nein, die halbe Miete auf dem Weg zur Qualifikation für die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer ist trotz des optimalen Starts noch nicht eingefahren. Aber auf dem Weg in die USA (Kanada oder Mexiko) ist die Nati mehr oder weniger schon am Flughafen angekommen. Einerseits, weil die Schweizer ihre Hausaufgaben mit sechs Punkten und 7:0 Toren mehr als nur erledigt haben, andererseits, weil gerade die im Vorfeld hoch gehandelten Schweden bislang überhaupt nicht auf Touren kommen. Bleibt das auch im ersten Direktduell vom 10. Oktober so, kann die Nati schon einmal zur Gepäckabgabe voranschreiten, wobei genau hier auch eine mögliche Gefahr lauert. Was, wenn die ersten beiden Spiele bei allem berechtigten Lob so optimal verliefen, dass Rückschläge in den kommenden Qualifikationsspielen quasi unvermeidbar sein werden? Dann kann die Nati zeigen, dass sie auch darauf eine passende Antwort finden kann. Gemessen an den Äusserungen im Nachgang zum gestrigen 3:0-Erfolg gegen Slowenien ist auf alle Fälle nicht davon auszugehen, dass die Schweizer nicht auch wissen, dass auf dem Weg an die WM noch ein gutes Stück Arbeit auf sie wartet.