Ransford Königsdörffer hat den Gong schon längst gehört. Nachlässigkeiten in Ernährungsfragen erlaubt der HSV-Angreifer sich nur nach aussergewöhnlichen Erfolgserlebnissen.
"Für ein Tor belohne ich mich mit Eierwaffeln, ansonsten ernähre ich mich sehr bewusst", hatte der 23-Jährige in der vergangenen Saison im Sky Sport Interview verraten. Der "Pommes-Appell", den HSV-Boss Stefan Kuntz gestern sehr eindringlich öffentlich gemacht hatte, richtet sich eindeutig nicht an den jungen Hamburger Hoffnungsträger, sondern an die nächste Generation.
Die glasklare Kuntz-Ansage war ganz offensichtlich ein geplanter Wachrüttler. "Bundesliga heisst vor allem für die jungen Spieler: Jeder Cheeseburger, jede Pommes ist zu viel. Jede Trainingseinheit, die ich verpasse, wirft mich zurück. Das müssen die Jungs in den Kopf kriegen, wenn sie auf Dauer Bundesligaspieler werden wollen."
"Die Bundesliga ist kein Kindergarten"
Die jungen Stars der Klub-WM-Top-Teams Paris oder Real als Vorbilder für die Hamburger Perspektivspieler. Kuntz: "Das ist die Benchmark von dem, was du bringen musst." Königsdörffer - selbst auch nicht immer mit ausreichend akribischer Berufsauffassung unterwegs - hat diese Grundhaltung längst verinnerlicht, in der vergangenen Saison nochmal einen erheblichen Leistungssprung hingelegt und betätigt sich seither auch mannschaftsintern als Influencer. Fabio Balde (19) ist zum Beispiel immer mal wieder Gast im Hause Königsdörffer und geniesst die leistungsfördernden Kochkünste von dessen Lebensgefährtin. Zweifellos ganz im Sinne von Stefan Kuntz.
Dessen Pommes-Ansage steht sinnbildlich für die Grundhaltung, die der Boss nicht nur von den Nachwuchskräften, sondern von allen Beteiligten im Volkspark erwartet. "Die Bundesliga ist kein Kindergarten", sagt der 62-jährige Ex-Stürmer, der selbst insgesamt 449 Mal in der Elite-Klasse aufgelaufen ist.
Den Traumtänzern im HSV-Kosmos, die ihren Klub auf direktem Weg ins internationale Geschäft wähnen, will Kuntz durch die konsequente Realo-Strategie genauso den Stecker ziehen wie potenziellen Gemütlichmachern, die sich nach dem langersehnten Aufstieg erst einmal auf dem Erreichten betten wollen. Klares Motto: In allen Bereichen müssen noch ein paar gut gefüllte Schippen drauf.
Glatzel, Schonlau & Co. droht schwierige Saison
In dem Zusammenhang hat sich abermals überdeutlich herauskristallisiert, dass Romantik bei den Bundesliga-Planungen eine untergeordnete Rolle spielen wird. Die Tür für Aufstiegsheld Davie Selke (Torschützenkönig mit 22 Treffern) ist nach der unmittelbar bevorstehenden Verpflichtung von Leipzigs Yussuf Poulsen zu.
Und auch für die über weite Strecken herausragenden Zweitliga-Stützpfeiler Robert Glatzel, Jonas Meffert und Sebastian Schonlau könnte es eine schwierige, möglicherweise sogar unbefriedigende Saison werden. Nach dem Abgang von Torhüter Matheo Raab zu Union Berlin dürfte es zudem eine sinnvolle Strategie sein, einen Herausforderer mit Nummer-1-Potenzial zu verpflichten, der den in der 2. Liga zuletzt unumstrittenen Stammkeeper Daniel Heuer Fernandes im Bedarfsfall ersetzen könnte.
Die Leistungskultur eine weitere Zündstufe nach oben zu drehen - das ist die derzeitige Zielsetzung beim HSV. Einige altgediente Helden geraten dabei womöglich aufs Abstellgleis - Cheeseburger und Pommes sogar konsequent auf den Index.
Mehr zum Autor Sven Töllner
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