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«Ich denke, dass ich mein Potenzial noch nicht ausgeschöpft habe»

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Drei Wochen vor Saisonbeginn wechselte Tyler Moy (27) von Servette zu den SC Rapperswil-Jona Lakers. Es war ein Transfer, der sich als goldrichtig erwies – für den Stürmer und für seinen neuen Klub, mit dem er heute Abend im Spitzenkampf auf seine ehemaligen Kollegen trifft (auf Sky Sport mit MySports).

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Tyler Moy ist bei den Rapperswil-Jona Lakers eine absolute Teamstütze. © IMAGO / Pius Koller

Bei jedem Klubwechsel besteht ein Risikofaktor. Wie passt ein Spieler zu seinem neuen Arbeitgeber? Wie findet er sich im System und in der Hackordnung zurecht? Passt die Chemie? Es gibt verschiedene Aspekte, die das Einleben erschweren und dafür sorgen können, dass die Luftveränderung nicht auf Anhieb zu den gewünschten Resultaten führt. Bei Tyler Moy war das anders. Sein Wechsel kurz vor dieser Saison vom Lac Léman an den Obersee war der Beginn einer für beide Seiten wertvollen Partnerschaft. Moy erwies sich in der Folge als einer der besten Torschützen der Liga, als zuverlässiger Skorer und als Teamstütze der Lakers. Am vergangenen Sonntag erzielte er beim 5:2 gegen Lugano ein Tor und drei Assists. 41 Skorerpunkte hat er nach 40 Spielen auf dem Konto, damit ist er die Nummer 4 der Liga. Und mit 21 Treffern ist er hinter Servettes Teemu Hartikainen (22 Treffer) der zweitbeste Torschütze der National League. 

«Es geht darum, jedes einzelne meiner Werkzeuge zu optimieren»

«Es passt sehr gut, und ich spüre eine grosse Unterstützung vom Coaching-Staff», sagt Tyler Moy zu seinem neuen Klub. Er sei als Spieler gewachsen und wenn man dies tue habe man Vertrauen, dann gehe es Schritt für Schritt so weiter. Zudem habe er diese Saison mit einem Mentalcoach angefangen zu arbeiten, der ihm helfe, konstant gute Leistungen zu zeigen. «Es geht darum, jedes einzelne meiner Werkzeuge zu optimieren. Die Möglichkeiten hier, der mentale Bereich, die tägliche Arbeit – alles zusammen hat dazu geführt, dass ich mich verbessern und als Spieler wachsen konnte. Aber ich denke, dass ich mein Potenzial noch nicht ausgeschöpft habe.»

Tyler Moy gehörte bei Servette in den letzten zwei Regular Seasons mit jeweils 24 Skorerpunkten zu den produktivsten Spielern mit Schweizer Lizenz. Das breit besetzte Kader der Genfer führte aber dazu, dass er für sich bei Servette nicht mehr die besten Perspektiven sah. So entschied er sich, seinen Vertrag aufzulösen, auf etwas Geld zu verzichten und in die Deutschschweiz zu wechseln. Er sagt: «Für mich persönlich war der Wechsel eine grossartige Möglichkeit, ich bekam eine wichtigere Rolle – etwas, das ich mir auch zutraute.»

In Rapperswil ist er zudem näher an seinen Wurzeln. Seine Mutter Susanna wuchs im luzernischen Nebikon auf und blieb vor über 30 Jahren in San Diego hängen, als sie einen Sprachaufenthalt absolvierte und in Kalifornien auf dem College-Campus ihren späteren Mann Randy kennenlernte, der dort das Hockey-Team coachte. «Mein Vater war beim Wachstum des Eishockeys in San Diego ein wichtiges Puzzleteil», sagt Tyler über seinen im Sommer 2020 an Krebs verstorbenen Vater, der ihn und seine Schwester Keely im Eishockey ebenfalls weiterbrachte. Tyler und Keely studierten in Harvard, «aber jeden Sommer gingen wir nach Hause zurück und trainierten mit ihm, da hatten wir Privatlektionen, das war eine riesige Hilfe für meine Karriere», sagt der 27-jährige Stürmer, dessen drei Jahre jüngere Schwester mit der Schweiz die Olympischen Spiele 2022 in Peking bestritt, mittlerweile aber mit dem Eishockey aufgehört hat.

«An vielen Universitäten bekommt man als Sportler grosse und spezielle Unterstützung, in Harvard wird von allen dasselbe erwartet, auch von Athleten»

Der heutige Eishockey-Profi hat in Harvard Evolutionsbiologie studiert und mit dem Bachelor abgeschlossen. Zuerst wollte er Medizin studieren und absolvierte Vorkurse, doch nach eineinhalb Jahren realisierte er, dass dieses Studium in einer gesunden Kombination mit dem Eishockey zeitlich nicht machbar ist. Zudem ist in Harvard die Ausgangslage anders als etwa an der Uni in Michigan, wo High-End-Talente im Eishockey «produziert» werden; an der Elite-Uni in Harvard geht es in erster Linie um die akademische Ausbildung. Moy sagt: «An vielen Universitäten bekommt man als Sportler grosse und spezielle Unterstützung, in Harvard wird von allen dasselbe erwartet, auch von Athleten.» Heute sei er glücklich, dass er mit Eishockey sein Leben verdienen und den Sommer in San Diego verbringen könne, das sei eine wichtige mentale Pause, «und es gibt nicht manchen Job, der einem so viele Möglichkeiten bietet wie der eines Eishockeyprofis».

Tyler Moy wurde 2015 von den Nashville Predators gedraftet, dem Klub von Roman Josi, in der sechsten Runde und als Nummer 175 insgesamt. Vom Team der Harvard University und dem College-Hockey wechselte er in die AHL und spielte die Saison 2017/18 für die Milwaukee Admirals, das Farmteam der Predators. Den Grund, weshalb es ihm nicht für die NHL reichte, beschreibt Moy so: «Nashville hatte ein starkes Team, in jener Saison wurde nur ein Spieler in die NHL raufgeholt, es gab keine Bewegung. Zudem spielte ich nicht so viel wie erhofft. Irgendwie war es frustrierend. Die folgende Saison begann nicht besser und als sich die Möglichkeit ergab, dank meines Schweizer Passes in die Schweiz, zu Lausanne, zu kommen, griff ich zu. Ich wollte mehr spielen, mich entwickeln, besser werden.»

Rückblickend war es der richtige Entscheid. Der amerikanisch-schweizerische Doppelbürger zeigte zuerst bei Lausanne und dann bei Servette solide Leistungen und startet nun bei den Rapperswil-Jona Lakers durch. Er ist Nationalspieler, seine Leistungen weckten natürlich Begehrlichkeiten bei anderen Klubs. Dennoch hat er seinen Vertrag bei den Lakers im Dezember um ein Jahr bis 2024 verlängert. Er sagt: «Ich denke, dass ich noch viel mehr Potenzial habe, das ich ausschöpfen kann. Und ich habe das Gefühl, dass dies hier der Ort ist, an dem ich das tun und als Spieler wachsen kann.»

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Tyler Moy will mit der Schweizer Nati an die WM und an die Olympischen Spiele.

Die NHL ist nach wie vor im Hinterkopf von Tyler Moy. Er würde gerne nochmals einen Anlauf nehmen, um es in die beste Liga der Welt zu schaffen, zumal er das Gefühl hat, nie eine richtige Chance erhalten zu haben. «Als Hockeyspieler finde ich jetzt so richtig mein Spiel und beginne, mein Potenzial wirklich auszuschöpfen. Ich bin sicher, dass ich da noch viel mehr zeigen kann», sagt der 27-Jährige. Er wolle einer der Top-Spieler in der Liga sein und hoffe, dass er eine Chance bekomme, sich in der NHL zu beweisen. Ein anderes Ziel sei es, an der kommenden WM für die Schweiz zu spielen und eine Teilnahme an den Olympischen Spiele wäre für ihn «die Kirsche auf der Torte», seine Schwester hat das ja schon erreicht: «Ich arbeite dafür hart, nehme Tag für Tag, gebe mein Möglichstes. Ich will mich einfach weiter verbessern, denn das kann jeder – auch die besten Spieler in der NHL arbeiten genau dafür.» 

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