"Ich habe es geliebt, der moderne Gladiator zu sein", rief die im Sommer scheidende Klub-Ikone den Anhängern in der Allianz Arena nach ihrem letzten Pflichtheimspiel im "Wohnzimmer" zu und ergänzte: "Aber ich bin nicht traurig, ich freue mich auf das, was kommt - auch wenn es nicht halb so schön sein wird. Ich liebe euch alle! Macht's es gut, Servus!"
Nach einem Meistertänzchen im Anschluss an das 2:0 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach war der 35-Jährige zunächst mit der Schale auf das Podest des Vorsängers in der Südkurve geklettert. Auch hier sprach er zum Anhang und sang mit ihm Stadionklassiker wie den über die "rot-weissen Trikots".
Nach einem Abschiedsvideo mit den besten Müller-Szenen auf den beiden riesigen Leinwänden hob Müller zur Abschiedsrede an. "Ja, liebe Leute", meinte er, "wir haben alle gewusst, dass der Moment kommen wird." Abermals brachte er seinen Stolz über den Gewinn der Meisterschaft zum Ausdruck. "Für viele Menschen, auch für mich, ist es ein schwieriger Moment, aber auch ein sehr schöner", fügte er an: "Diese Wertschätzung, die ihr mir alle gegeben habt, ist einmalig."
Wie geht es für Müller weiter?
Er bedankte sich "bei den Menschen, die Radio Müller über all die Jahre ertragen haben - ich bin auch anstrengend". Er werde das Gefühl des Toreschiessens vermissen, schaue aber "positiv in die Zukunft". Der FC Bayern sei "gut aufgestellt". An seine Erben appellierte er: "Reisst euch den Arsch auf, das ist was Grösseres, als ihr es euch für euch selbst vorstellen könnt!" Ganz zum Schluss erzählte Müller einen Witz - über eine Beerdigung.
"Seht es mir nach, Humor ist ja sehr individuell. Ich habe nach einem Witz gesucht für Abschiede und habe keinen gefunden, der mir gefallen hat. Dann habe ich eine Zündstufe mehr gesucht: über Beerdigungen. Der Vater liegt im Sterben, die drei Kinder stehen am Bett. Auf einmal duftet es nach seinem Lieblingskuchen, den die Mutter zubereitet. Da schickt der Vater den Sohn: "Bringt mir bitte noch ein Stück von meinem Lieblingskuchen." Kommt der Sohn ohne Kuchen zurück. Fragt der Vater: "Was ist mit meinem Kuchen?" Sagt der Sohn: "Die Mama hat gesagt, der ist erst für nach der Beerdigung.""
Sein letztes Bundesligaspiel wird Müller am 17. Mai bei der TSG Hoffenheim bestreiten, tags darauf steigt die Meisterfeier auf dem Münchner Marienplatz. Im Sommer (14. Juni bis 13. Juli) spielt er noch die Klub-WM für die Bayern, bei denen er irgendwann noch ein "echtes" Abschiedsspiel bekommt. Ob er seine Karriere anderswo fortsetzt, ist offen.
Die emotionale Abschiedsrede im Wortlaut
"Liebe Leute! Ja, hmmm. Wir haben alle gewusst, dass der Moment kommen wird. Ich habe es gewusst und ich bin sehr glücklich, dass wir diese Schale wieder in München haben. Es ist vielleicht für viele Menschen - auch für mich - wenn man es von der anderen Seite sieht, ein schwieriger Moment. Aber auch ein sehr sehr schöner. Ich muss sagen: Diese Wertschätzung, die ihr mir alle gebt und gegeben habt, ist einmalig. Wenn man überlegt, was die letzten 25 Jahre so passiert ist mit dem ganzen Verein. Das Stadion ist IMMER voll - egal wann und gegen wen es geht. Wenn du das Stadion von aussen siehst: Die ganze Welt schaut nach München und beneidet uns um dieses Fussball-Stadion. Das ist ein Tempel und ihr macht es auch zu dem, was es am Ende darstellt. Ich durfte bei der Entwicklung des Vereins mitmachen und mithelfen. Wir sind in der Spitze des europäischen Fussballs angekommen und fest gebissen. Es ist kein Geschenk, dort jedes Jahr um die höchsten Preise zu kämpfen, aber wir haben es geschafft, uns so aufzustellen. Ich wollte mich bei den Menschen bedanken, die 'Radio Müller über all die Jahre auch ausgehalten haben. Es ist nicht immer ganz einfach mit mir. Ich kann auch relativ anstrengend sein. Am Ende immer mit einem Augenzwinkern. ich mag Menschen sehr, auch die, mit denen ich manchmal hart diskutiere. Und wenn ich so überlege, was ich vermissen werde: Natürlich das Gefühl, wenn du ein Tor schiesst, in einem vollen Stadion. Das ist unbezahlbar. Das kann dir keiner geben. Auch danach nicht. Aber vor allem die Begegnungen mit Mitspielern. Wenn ich überlege, was es aus der Kabine zu erzählen gibt: Angefangen mit Franck Ribery, der dir die verschwitzten Socken nach dem Training ins Gesicht werfen wollte. Mich hat er Gott sei dank mit irgendwelchen stinkenden Fischen im Koffer verschont. Oder die neue Generation, die dir zu Saisonbeginn erzählen will, wer NBA-Champion wird und was sie selbst für krasse Moves draufhaben. Natürlich auch danke an alle Förderer, die zu mir gehalten haben, wenn es mal etwas enger wurde. Ich werde es vermissen und trotzdem können wir positiv in die Zukunft schauen, wenn ich das Team anschaue. Ich sehe ganz viele junge, hungrige Spieler, die ihr Herz geben für den FC Bayern. Wir sind gut aufgestellt und dennoch appelliere ich an alle, die in den nächsten Jahren hier sind: 'Reisst euch den Arsch auf'. Das ist was Grösseres, als ihr euch vorstellen könnt. Ich werde von der grossen Bühne gehen. Ich habe es geliebt, der moderne Gladiator zu sein. Auch die Show natürlich, aber ich bin nicht traurig. Ich freue mich auf das, was kommt. Auch wenn das nicht halb so schön sein kann, wie das, was ich hatte. Ich hoffe, ihr freut euch auch. Keine Träne verdrücken, wenn dann nur eine Positive und jetzt wird gefeiert. Ich liebe euch alle. Macht es gut, Servus!"
SID / dpa
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