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Im 7. Anlauf soll es klappen: Merlin Polzin und der HSV auf Kurs 1. Liga

Patrick

Noch sind elf Spieltage zu absolvieren. Noch verbleiben zweieinhalb Monate, um in bester Hamburger Manier zu kollabieren. Und doch spricht im Moment einiges dafür, dass der HSV und Trainer Merlin Polzin Ende Saison in die 1. Bundesliga zurückkehren werden. Ganz ohne Zauberei, dafür mit viel guter Arbeit.

IMAGO---Philipp-Szyza
34 Jahre jung und zum ersten Mal Cheftrainer: Merlin Polzin, HSV-Hoffnungsträger © IMAGO / Philipp Szyza

Vom Missverständnis zum Glückstreffer

Für einmal schien der Traum schon früh zu platzen. Fast gänzlich ohne Drama und verspielte Top-Ausgangslage, dafür mit einer Reihe von uninspirierten Auftritten und ohne jemals richtig am Aufstieg geschnuppert zu haben. Für die gebeutelten Fans des ehemaligen Bundesliga-Dinos möglicherweise erträglicher und dennoch komplett unbefriedigend. Auf alle Fälle entschied sich HSV-Sportdirektor Stefan Kuntz im vergangenen November nach fünf sieglosen Pflichtspielen für die Trennung von Trainer Steffen Baumgart – und legte so den Grundstein für das, was kommen sollte. „Eigengewächs“ Merlin Polzin übernahm, interimistisch, wie man dies von einem 34-jährigen Anwärter auf die UEFA Pro Lizenz erwarten würde. Mittlerweile hat der gebürtige Hamburger den Schein und „seinen“ HSV wieder auf Kurs in Richtung erste Liga. Eine erstaunliche Entwicklung.

 

Jung, akribisch und ungeschlagen

Denn als Polzin zwei Tage nach einem 2:2 gegen Schalke 04 am 25. November übernahm, stand der ewige hanseatische Aufstiegsanwärter lediglich auf Rang 8 der 2. Bundesliga. Mit mediokren 20 Punkten aus 13 Spielen (1,54 Punkte/Spiel) und Aufstiegsplätzen, die gefühlt nur noch mit dem Fernglas zu erkennen waren. Doch Polzin, selbst als Kicker nur im Amateurbereich tätig, änderte dies ohne bislang auch nur ein einziges Mal zurückzublicken. Er stellte von einem 3-4-1-2 auf ein 4-3-3 um, stabilisierte die Defensive und schaffte es gleichzeitig, dem Offensivspiel der Rothosen eine Prise Kreativität und Unberechenbarkeit einzuimpfen. Sofort folgten die ersten Resultate, die Ende Jahr in der Beförderung zum Cheftrainer mit Vertrag bis zum Saisonende gipfelten. Mittlerweile ist der ehemalige Co von Cheftrainer Daniel Thioune bei Osnabrück seit zehn Spielen ungeschlagen (sechs Siege, vier Unentschieden, Punkteschnitt 2,2) und grüsst seit dem vergangenen Spieltag (3:0 im Spitzenspiel gegen Kaiserslautern) zum zweiten Mal in seiner kurzen Amtszeit als Tabellenführer. Und das, obwohl ursprünglich ein erfahrener Mann die Nachfolge von Vorgänger Baumgart hätte übernehmen sollen.

 

Von grossen und kleinen Stolpersteinen

Doch davon spricht mittlerweile genauso niemand mehr, wie von einem noch immer möglichen siebten Scheitern im Aufstiegskampf. Dabei wird insbesondere Polzin selbst klar sein: Seine grösste Prüfung steht ihm noch bevor. Denn da wären zum einen die kommenden Wochen vor der Länderspielpause mit Partien gegen die direkten Aufstiegskonkurrenten aus Paderborn (Rang 6 mit 36 Punkten), Düsseldorf (Rang 5 mit 36 Punkten) und Magdeburg (Rang 4 mit 38 Punkten), zum anderen die mentale Herausforderung, als Dauerfavorit dem Druck standzuhalten. Umso mehr, als dass die Rückschläge der vergangenen Jahren jedem im und rund um den HSV noch bestens in Erinnerung sind. Seine Meisterprüfung wird der Jungtrainer also nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern vor allem auch in den Köpfen seiner Spieler absolvieren müssen. Und sollten die Hanseaten tatsächlich auf einem Aufstiegsplatz auf die Zielgerade einbiegen, hält der Spielplan in den finalen drei Runden noch eine spezielle Herausforderung bereit. Mit Darmstadt (Rang 12), Ulm (Rang 17) und Fürth (Rang 11) warten im Saisonfinale genau die Art von Gegner auf den HSV, die den Hamburgern in der Vergangenheit regelmässig einen Strich durch die Aufstiegsrechnung gemacht haben. Für den Klub und die beiden Schweizer Legionäre Miro Muheim (unbestrittener Stammspieler mit den meisten Spielminuten) und Silvan Hefti (kämpft um Stammplatz) bleibt zu hoffen, dass Merlin Polzin am Ende vielleicht doch auch noch ein wenig zaubern kann.

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