Didi Hamann blickt in seiner Kolumne auf die Spiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich und die Niederlande. Der Sky Experte freut sich über den Konkurrenzkampf im DFB-Team, verteilt ein Sonderlob und erklärt, warum Sane zum EM-Kader gehören muss.
Ohne die Leistungen der deutschen Nationalmannschaft überbewerten zu wollen, waren die beiden Siege in Frankreich und gegen die Niederlande ein grosser Schritt nach vorne. Das DFB-Team hat zum ersten Mal seit langer Zeit wieder zwei ordentliche Spiele nacheinander absolviert und so kurz vor der EM für Aufbruchstimmung gesorgt. Die Fans sind wieder richtig mitgegangen, das hat Lust auf mehr gemacht.
Was mich auch positiv stimmt: In der Mannschaft gibt es zum ersten Mal seit Jahren wieder einen Konkurrenzkampf. Das Team hat die Messlatte sehr hochgelegt, und diejenigen, die nicht dabei waren, müssen schauen, dass sie an einem vorbeikommen, der auf ihrer Position spielt. Konkurrenzkampf ist elementar, wenn du erfolgreich sein willst. Wichtig ist auch die Hierarchie, jeder scheint seine Rolle zu kennen, auch wenn es nur zwei Spiele waren. So soll und so muss es sein.
Tür für Süle und Schlotterbeck noch nicht zu
Die grossen Verlierer waren diejenigen, die nicht im Kader waren - allen voran die Spieler von Borussia Dortmund. Sie haben in den kommenden Wochen in der Bundesliga und Champions League aber die Chance, sich zu zeigen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es Niklas Süle und Nico Schlotterbeck noch in den EM-Kader schaffen. Auch Serge Gnabry kann mit guten Leistungen beim FC Bayern noch auf den EM-Zug aufspringen.
Für Leon Goretzka ist die Chance nach den beiden Spielen nicht unbedingt grösser geworden. Robert Andrich hat es an der Seite von Toni Kroos sehr gut gemacht, und man darf nicht vergessen, dass Aleksandar Pavlovic und Jan-Niklas Beste ursprünglich auch noch nominiert waren und der Kader zur EM auf 23 Spieler verkleinert wird.
Darum ist Sane unverzichtbar
Leroy Sane muss meiner Meinung nach dazugehören. Er ist einer der besten Flügelspieler Europas und bringt das mit, was der Mannschaft noch fehlt: Tempo. Die Franzosen und Niederländer haben uns spielen lassen, man konnte Dinge spielerisch lösen. Das wird bei der EM gegen Teams wie Schottland oder Ungarn nicht immer möglich sein. Darum sind das Tempo und die Qualität von Sane unverzichtbar.
Jamal Musiala hat seine Sache gegen Frankreich sehr gut gemacht, gegen die Niederlande hat er etwas unglücklich agiert.
Mit das grösste Plus war es für mich zu sehen, dass Florian Wirtz jetzt richtig in der Nationalmannschaft angekommen ist und so spielt, wie er es in Leverkusen macht. In der Form ist er auf der Position mit seinem Spielwitz und seiner Spielintelligenz einer der besten oder sogar der Beste der Welt. Mit einem guten Wirtz hat die Mannschaft sehr viel grössere Chancen, bei der EM sehr weit zu kommen.
