Joël Magnin für Raphael Wicky: Rettet dieser Tausch YB wirklich die Meisterschaft?
Das 0:1 beim FC Zürich war die eine Niederlage zu viel. Seit Montagvormittag ist Raphael Wicky als Trainer der Young Boys Geschichte. Neu soll mit Joël Magnin der vormalige Trainer der Berner U21 die Meisterschaft retten. Ein riskanter Personalentscheid.
Ein gewöhnlicher Trainer für eine gewöhnliche Mannschaft
Zum Schluss konnten ihn auch das Double 2023 sowie die Qualifikation für die UEFA Champions League nicht mehr retten. Sobald die Resultate ausblieben und die Klubleitung die kurzfristigen Ziele gefährdet sah, wurde Raphael Wicky nach knapp 21 Monaten im Amt entlassen. Was vor allem eines deutlich zum Ausdruck bringt: Wicky wurde ihn Bern nicht als der Typ Trainer gesehen, dessen Präsenz entscheidend für den Erfolg war, bzw. sein würde. Oder können Sie sich vorstellen, dass ein Gerry Seoane oder ein Adi Hütter bei ähnlicher Konstellation entlassen worden wären? Vielmehr war Wicky der Mann, der eine solide Basis garantierte und dafür sorgte, dass sich eine an sich überlegene Mannschaft nicht selbst im Weg stand. Nur: Mittlerweile sind die Young Boys nicht mehr überlegen, sondern durch Transfers und Verletzungen geschwächt und auf Stufe der Konkurrenz zurechtgestutzt. Der neue Mann muss also versuchen, für den Unterschied zu sorgen oder zumindest «neue Energie in die Mannschaft zu tragen», wie Christoph Spycher, VR-Delegierter Sport, dies formulierte. Enter Joël Magnin.
Bislang kein «Difference Maker»
Doch nach einem Blick auf Magnins bisherige sportliche Vita sind Zweifel zumindest erlaubt. Zwar feierte er als Spieler mit den Zürcher Grasshoppers in den 90er Jahren drei Meistertitel und einen Cupsieg, fiel bei den Hoppers jedoch nie als tragende Säule jener Mannschaften auf. Auch in der Nati (ein Länderspiel) und bei einer Mehrzahl seiner Trainerengagements agierte Magnin bevorzugt im Hintergrund (als Assistent beim FCZ und YB) oder als Ausbildner fernab des Rampenlichts (diverse Nachwuchsteams). Und dort, wo Magnin an der Front tätig war, tat er das mit überschaubarem Erfolg. Selbst mit einigen Jahren Abstand wird kaum jemand behaupten, der gebürtige Neuenburger habe während seinen knapp 30 Spielen bei Xamax (0,90 Punkte im Schnitt) Dinge zum Positiven verändert oder gar den Turnaround geschafft. Aber genau dies wäre jetzt bei YB gefragt.
Wer gibt den Spielern den Glauben zurück?
Denn sind wir ehrlich: Dass die Young Boys drauf und dran sind, nach dem Cup auch noch die Meisterschaft zu verspielen, hat nur bis zu einem gewissen Grad mit der verminderten Qualität im Kader der Berner zu tun. Noch immer ist jenes rein objektiv betrachtet nämlich gut genug, um den Titel zu verteidigen. Aber es fehlt der Glaube, das Vertrauen in die eigene Stärke und die Gewissheit, besser zu sein, als die Konkurrenz. Und damit auch die Überzeugung, einem Spiel den Stempel aufzudrücken und Widerstände überwinden zu können. Diese Impulse, das dafür nötige Feuer, müssen jetzt von aussen neu entfacht und der Glaube zurück in die Mannschaft getragen werden. Raphael Wicky war dazu von Woche zu Woche weniger in der Lage. Und Joël Magnin? Der 52-Jährige wird dies können müssen, sofern sein Engagement von Erfolg gekrönt sein soll.