Ausserdem spricht der ehemalige Weltklasse-Torhüter über den makellosen Saisonstart der Münchner, die Situation um Leroy Sane und seine Zukunftspläne.
Neben der neuen Stammbesetzung mit Kahn und Roman Weidenfeller hat Moderator Riccardo Basile auch Tennis-Ikone Boris Becker begrüsst. Die besten Aussagen gibt es hier in der Übersicht:
Oliver Kahn ...
… zum makellosen Saisonstart des FC Bayern: "Bei Bayern München ist immer damit zu rechnen, dass sie sehr erfolgreich sind. Es gibt da so Abstufungen: sehr erfolgreich, sehr, sehr erfolgreich oder sehr, sehr sehr erfolgreich. Kontinuität ist gut - auch wenn man beim jetzigen Trainer vielleicht noch nicht ganz von Kontinuität sprechen kann. Aber das zahlt sich aus, wenn die Leute da mal länger halbwegs ruhig arbeiten können."
… zu seinem jetzigen Verhältnis zu Ex-Klub FC Bayern: "Ich hatte 14 Jahre lang eine wunderbare Zeit und habe alles gegeben für diesen Verein. Dann war ich nochmal vier Jahre in der Verantwortung - und ich bin der Meinung, es war eine schwierige Zeit in dieser Verantwortung. Wir sind gut durch diese schwierige Zeit gekommen und jetzt ist dieses Thema für mich einfach erledigt. Ich will das, was dort passiert und was die Verantwortlichen tun, auch gar nicht mehr grossartig kommentieren. Ich bin ein Freund davon, dass, wenn man jüngere Leute holt, sie auch einfach mal arbeiten lässt und ihnen Möglichkeiten gibt. Natürlich passieren da auch mal Fehler, das ist doch völlig normal. Sie finden da schon ihren eigenen Weg. [...] "Für mich ist diese Zeit vorbei, das ist einfach Vergangenheit und ich muss auch ehrlich sagen: Ich habe diese Tür für mich zugemacht und habe heute ganz andere Themen und Aufgaben. Ich beschäftige mich im Grossen und Ganzen eigentlich nicht mehr damit. Ich glaube, irgendwann muss man einfach mal einen Punkt machen. Ich bin mit mir komplett im Reinen, was diese Zeit anbelangt. Aber die Zeit ist vorbei. Ich schaue immer nach vorne und es gibt viele spannende neue Themen."
... über seine Zukunft: "Natürlich ist der Fussball bei mir immer ein massives Thema, ich beschäftige mich momentan mit dem Thema Club Ownership, Investitionen in Fussballklubs. Die aufzubauen und hochzubringen: Da sehe ich auch momentan meine Zukunft."
... zum vermeintlichen Rückstand der Bundesliga gegenüber der englischen Premier League: "Der Fussball wird immer internationaler und wenn du da einen Wettbewerbsnachteil hast - wenn wir da über die Premier League reden, dann reden wir nicht über die nationalen Erlöse im TV-Recht, sondern über internationale Erlöse der TV-Rechte [...] Und ich habe das ja selber erlebt, wenn du Spielerverträge verlängern möchtest, wenn du Spieler halten möchtest, das ist dann halt schon eine Hausnummer, wenn dann ein Spieler kommt und sagt: ,Ja ich habe aber ein Angebot aus der Premier League' - und dann merkst du relativ schnell, das sind einfach Zahlen, da wird es dann auch schnell eng."
... zu den Anlaufschwierigkeiten von Florian Wirtz beim FC Liverpool: "Überraschend ist es nicht, ich meine, wenn man sieht, wo er herkommt: Leverkusen, da war alles sehr behütet, es war ein bekanntes Umfeld, er war dort der absolute Superstar, aber ich glaube, er hat diesen Schritt nach Liverpool ganz bewusst getroffen. Du kannst dich entscheiden als Spieler: Bleibe ich jetzt in meinem gesicherten Umfeld oder nehme ich die nächste grosse Herausforderung an. Ich habe immer grossen Respekt vor Spielern, die sagen: Ich gehe jetzt einen ganz grossen Schritt. Und dass das jetzt am Anfang mal schwierig ist und hier und da mal nicht optimal läuft, das wundert mich überhaupt nicht. Genau das ist doch jetzt die Möglichkeit für ihn, sich weiterzuentwickeln und durchzubeissen. Das ist nun mal das harte Profigeschäft. In der Premier League weht noch mal ein anderer Wind. [...] "Jetzt schon den Stab zu brechen über einem so grossartigen Spieler - Leute, dann läuft irgendwas falsch langsam."
... zur aktuell schwierigen Situation von Leroy Sané bei Galatasaray: "Wenn du ihn siehst, was er für Qualitäten hat - im Training, auf dem Platz, seine Geschwindigkeit, die Art Fussball zu spielen, die Dribblings, auch der Torabschluss, wenn er konzentriert ist: Der Junge hat alles, wirklich alles, was du brauchst, um ein wirklich absoluter Topspieler zu werden. Wenn er das nicht will, dann ist es seine Entscheidung, dann verläuft die Karriere eben ein bisschen anders und jetzt muss er schauen, dass er bei Galatasaray Anschluss findet. [...] Komm ich heut` nicht, komm´ ich morgen - Das ist halt so sein Charakter, oft auch mit seiner ganzen Körpersprache."
… zur möglichen Rückkehr von Manuel Neuer in die Nationalmannschaft: "Julian Nagelsmann hat klar gesagt, dass er auf Marc-André ter Stegen setzt. Da muss man jetzt schauen, wie sich das entwickelt. Das ist alles andere als sicher. Er spielt in Barcelona, da muss er erst mal zurückkommen. Eigentlich muss er den Verein spätestens zur Winterpause wechseln, um die nötige Spielpraxis zu bekommen. Jetzt zu sagen: Manuel Neuer muss unbedingt zurückkommen - wieso? Das kann man sich doch in aller Ruhe anschauen. Ich denke nicht, dass Manuel da grossen Anlauf bräuchte. Er weiss, was in der Nationalmannschaft gefordert ist. Manuel Neuer ist natürlich eine Option. Das muss man dann neu bewerten, wenn man weiss, was mit ter Stegen ist, wie sich Nübel und Baumann entwickeln. Die Frage ist vor allem: Will Manuel das überhaupt?"
… zu seiner Perspektive auf die junge Generation von Spielern und Trainern: "Es gibt nach wie vor im Fussball genügend Spieler, die zu allem bereit sind. Man muss das aber auch einfordern, sie auf eine ganz gewisse Weise fordern. Und genau das ist ja die Kunst heute. Früher ging das durch Autorität. Da hast du einen zweimal richtig angeguckt - und dann hat er das gemacht. So waren damals auch die Trainer gepolt. Aber das funktioniert heute alles nicht mehr so einfach. Als Trainer muss ich heutzutage sehr viel sprechen, muss kommunizieren, muss überzeugen, ich muss erklären. Ich brauche als Trainer viel mehr Fähigkeiten. Man spricht immer von Empathie - ich muss mich in die Spieler reindenken können. Es ist meine Aufgabe als Trainer und Verantwortlicher, das Maximum aus diesen jungen Leuten herauszuholen. Wem das gelingt, der ist in der Lage, auch diese junge Generation über ihre Grenzen zu bringen. Die Frage ist nur: Wie viel Opfer bin ich bereit zu bringen für etwas, für einen Titel? Wie weit will ich gehen? Ich habe in meiner Karriere etliche Spieler erlebt, die gespielt haben, obwohl sie niemals hätten spielen dürfen. Die haben das für den Verein gemacht, für den Erfolg gemacht. Da habe ich schon so meine Zweifel, dass viele junge Spieler, die ja langfristig und in Karriereplänen denken, heute noch zu so etwas bereit sind. Das muss jeder für sich entscheiden"
Boris Becker ...
... zu den Anlaufschwierigkeiten von Florian Wirtz beim FC Liverpool: "Vielleicht überschätzen wir Florian Wirtz. Ist er vielleicht nicht ganz so gut, wie wir es uns wünschen? Ich liebe es, wie er spielt, auch wie er in Leverkusen gespielt hat. Leverkusen ist eine tolle Mannschaft, aber eben nicht Liverpool oder Newcastle oder Manchester United. Ich kann noch zehn andere Klubs nennen, wo Florian wahrscheinlich das gleiche Problem hätte."
… über seine Perspektive auf die junge Generation: "Es ist ein Generationsproblem. Die Kinder von heute - unsere Kinder - haben andere Prioritäten. Das soziale Netzwerken ist so enorm wichtig geworden. Wir hatten damals ja nicht mal Internet. Heute ist in meinen Augen vielen wichtiger, wie viele Tattoos sie haben, wie viele Follower und Likes sie bei Social Media haben - ach ja, und zum Schluss wäre noch ganz schön, wenn wir gewonnen hätten. Das ist aber auch kein deutsches Problem. Das ist international so. Die Generation der circa 25-Jährigen. Ich denke nicht, dass man mit dieser Einstellung Wimbledon gewinnen oder Weltmeister oder Champions-League-Sieger werden kann. Das ist so, weil man diese Generation lässt - was politische Gründe hat, auch kulturelle Gründe. Das ist so. Ich glaube, da kann man das Rad nicht mehr zurückdrehen."
Roman Weidenfeller …
… über die Arbeit von BVB-Trainer Niko Kovac: "Er hat diesen Erfolg mit seiner Handschrift. Man kennt Niko auch als arbeitenden Spieler auf dem Feld, der natürlich einiges erlebt hat, egal ob das bei Bayern war, in Leverkusen oder bei Hertha BSC. Das Wichtigste ist es, auch diese Disziplin zu haben und von der Leidenschaft her zu kommen. Dass man aufs Feld geht und erstmal zum Arbeiten kommt, dann über die Leidenschaft und über den Ehrgeiz und somit die Spiele letztlich über die Qualität gewinnt."
... zu den Anlaufschwierigkeiten von Florian Wirtz beim FC Liverpool: "Er hat sich für den schwierigeren Weg entscheiden, leichter wäre es für ihn gewesen, hätte er bei den Bayern unterschrieben. Dort kennt er das Umfeld, ist behütet. In Liverpool kommt er in ein komplett neues Umfeld rein. Er macht ja, er ist leistungsbereit, aber vielleicht fehlt ihm noch die Power und das Geschick, um dann den entscheidenden Moment zu haben, so wie wir ihn aus Leverkusen kennen."
... zu einer möglichen Rückkehr von Manuel Neuer ins DFB-Tor: "Das Entscheidende ist, was mit Marc-André [Anm. ter Stegen] passiert, ob er fit wird oder nicht. Und dann ist natürlich die Frage mit den Leuten drumherum: ob Alexander Nübel die Leistung bringt. Was mit Oliver Baumann ist. Finn Dahmen finde ich zu jung und zu unerfahren. Noah Atubolu ist aufstrebend gerade, keine Frage - hat aber aktuell auch noch nicht die Qualität zur Nummer eins in der deutschen Nationalmannschaft. Diese Jungs brauchen noch etwas Zeit. Dann solltest du den besten deutschen Torhüter mitnehmen und ins Tor stellen - und das ist Manuel Neuer. Dann gibt es kein Zurück mehr - wenn du denn auch den grösstmöglichen Erfolg bei der Weltmeisterschaft haben möchtest."
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