Sportdirektor Sebastian Kehl darf sich dafür auf die Schulter klopfen lassen. Ein Kommentar.
Wer sich mit Sebastian Kehl an den Pokertisch setzt, ist mutig zur Zeit. Das Nein zum Gittens-Transfer VOR der Klub-WM war mutig gezockt - hat sich jetzt aber ausgezahlt.
Bis zu 65 Millionen Euro Ablöse spült der Transfer in die Kasse, deutlich mehr, als Chelsea am 10. Juni, dem Ende der Sonder-Transferphase bereit war zu bezahlen. Jetzt bekommt der BVB den Jackpot für einen Spieler, der zwar stark gestartet ist - besonders in der ersten Hälfte der vergangenen Saison - aber am Ende sportlich kaum noch eine Rolle spielte.
Kann sich Gittens beweisen?
Gittens hat unbestritten Tempo, Technik und Potenzial. Aber: Die ganz grosse Perspektive, wie sie einst etwa Jadon Sancho beim BVB hatte, sehe ich bei ihm nicht. Dass er bei Chelsea sofort eine prägende Figur wird? Fraglich. Die Konkurrenz dort ist riesig und der Druck brutal. Durch Resilienz hat sich Gittens in Dortmund zu dem nicht gezeigt.
Für den BVB ist das Timing daher nahezu perfekt. Ein hoher Preis für einen Spieler ohne Stammplatz, dazu die Möglichkeit, den Kader gezielt weiterzuentwickeln. Und das womöglich sogar ohne externen Ersatz, denn mit Julien Duranville steht ein hochveranlagter Aussen bereits in den eigenen Reihen bereit. Unter Niko Kovac spielt der klassische Flügel zudem ohnehin keine tragende Rolle mehr - das System hat sich verändert, Gittens wurde mehr und mehr zum System-Opfer.
Mit den Gittens-Millionen muss Sebastian Kehl jetzt aber auch beweisen, dass er nicht gut ver- sondern auch einkaufen kann. Genug Zeit (und Geld) zum Beispiel einen Backup für Serhou Guirassy zu finden, hat er ja jetzt.