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Kein Kader für drei Hochzeiten

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Und ein Planwechsel von "ganz oben", der Max Eberl und Christoph Freund die Arbeit zusätzlich erschwert hat. Hinter dem FC Bayern liegt ein durchwachsenes Transferfenster. Eine kommentierende Analyse von Sky Sport Reporter Kerry Hau.

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Sky Sport Reporter Kerry Hau (r.) analysiert das Transferfenster des FC Bayern. © Sky

Und ein Planwechsel von "ganz oben", der Max Eberl und Christoph Freund die Arbeit zusätzlich erschwert hat. Hinter dem FC Bayern liegt ein durchwachsenes Transferfenster. Eine kommentierende Analyse von Sky Sport Reporter Kerry Hau.

Obwohl Uli Hoeness nach eigenen Angaben jahrelang nur über den Deadline Day lachen konnte und infolge des Nicht-Transfers von Joao Palhinha im September 2023 kundtat, so etwas solle in Zukunft nicht mehr vorkommen, wurde es zwei Jahre später an den Büros an der Säbener Strasse wieder einmal auf den letzten Drücker hektisch.

Dass sowohl auf der Zugangs- als auch auf der Abgangsseite am Deadline Day noch die Hörer in der Chefetage glühten, lag auch an Hoeness selbst. Denn der Patron vom Tegernsee entschied sich zwei Wochen vor Schliessung des Fensters gemeinsam mit dem Aufsichtsrat für einen Kurswechsel.

Mehr sparen, nur noch leihen statt kaufen - eine spontane Planänderung, die nach den gescheiterten Versuchen, erst Florian Wirtz und dann Nick Woltemade für viel Geld zu verpflichten, überraschend kam und die Arbeit von Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund auf den letzten Metern enorm erschwerte.

Das Duo Eberl-Freund traf in den vergangenen Monaten aber auch nicht immer die besten Entscheidungen.

Zunächst das Positive: Eberl und Freund haben in Jonathan Tah und Tom Bischof zwei deutsche Nationalspieler ablösefrei verpflichtet, die der Mannschaft sportlich und menschlich guttun. Tah, eine Soforthilfe für die Defensive, Lautsprecher und Abwehrboss, der bereits in den Mannschaftsrat gewählt wurde - ein kluger Transfer. Ebenso wie der des 20 Jahre alten Bischof, der langfristig zum Stammspieler werden und im Idealfall in die Fussstapfen seines Idols Joshua Kimmich treten kann.

Hohe Summen für Diaz und Jackson

Zudem haben die Bayern-Bosse mit Luis Diaz und Nicolas Jackson Qualität, Erfahrung und Standing dazu geholt. Ebenfalls notwendig - allerdings überteuert!

Diaz kostet zwischen 70 und 75 Millionen Euro. Und Jackson kommt für eine vereinsinterne Rekord-Leihgebühr von 16,5 Millionen Euro. Darüber hinaus wird sein volles Gehalt für ein Jahr übernommen. Somit kostet er für eine Saison weit über 20 Millionen Euro. Und die Kaufoption, die bei einer gewissen Zahl an Einsätzen verpflichtend werden kann, liegt bei 65 Millionen Euro.

Sehr viel Geld für zwei Spieler, die noch nachweisen müssen, dass sie in die Schublade "Absolute Weltklasse" gehören. Keine Frage: Diaz hatte in Liverpool schon Weltklasse-Phasen, muss diese aber in seinem neuen Umfeld erst einmal konstant bestätigen. Sadio Mane gelang es nicht - wenngleich die Voraussetzungen damals andere waren und Diaz bereits gezeigt hat, dass er eine sehr gute Mentalität mitbringt und super in der Truppe ankommt.

Jackson ist sportlich betrachtet ebenfalls eine sinnvolle Verstärkung, zumal er verschiedene Positionen bekleiden kann. In Villarreal hat er überzeugt, bei Chelsea zuletzt jedoch keine grosse Rolle mehr gespielt. Der Senegalese ist nach den Absagen von Wirtz und Woltemade auch nicht die 1A-Lösung. Dass es die aber nicht immer sein muss, hat die Trainersuche vor einem Jahr gezeigt.

Insgesamt mussten die Münchner wie andere deutsche Vereine jedoch realisieren, dass die Bundesliga immer grössere Probleme hat, sportlich und wirtschaftlich mit der Premier League mitzuhalten. Die Absage von Wirtz - dem von allen Bossen erklärten Traumspieler - tat besonders weh. Der Woltemade-Deal scheiterte am VfB, der alles richtig gemacht hat, weil Newcastle nach einem viel zu hohen Bayern-Angebot von über 60 Millionen Euro einfach noch einmal um die 20 Millionen Euro draufgelegt hat. Völlig gaga, wie Uli Hoeness zu sagen pflegt.

Gespart, aber schlecht verkauft

Die Stuttgarter nehmen das Geld gerne, sie haben hervorragend verkauft. Das können die Bayern nicht von sich behaupten. Vor allem in Bezug auf den Abgang von Kingsley Coman. Den Aussenstürmer für gerade einmal 25 Millionen Euro nach Saudi-Arabien ziehen zu lassen, weit unter Marktwert, kann kein Bayern-Boss schönreden. Coman - nur ein paar Monate jünger als der fast dreimal so teure Diaz - war als Spieler, aber auch als Typ für Kabine und Mannschaft enorm wichtig.

Darüber hinaus verliessen Thomas Müller und Leroy Sane ablösefrei den Verein. Müller mag zwar seine besten Jahre hinter sich gehabt haben, aber für die Qualität von Sane nicht einmal einen Cent zu kassieren, ist bitter. Und die Bayern müssen aufpassen, dass ihnen so etwas nicht auch mit Dayot Upamecano passiert.

Zur Wahrheit gehört auch: Eberl und Freund mussten Gehälter einsparen, neben Coman, Müller und Sane konnten sie auch Fehleinkauf Palhinha von der Payroll bekommen sowie Mathys Tel und Bryan Zaragoza abgeben. Die Resterampe wurde somit ein wenig verkleinert. Generell fehlt es dem Kader aber an Breite.

Für Meisterschale Nummer 35 reicht der Kader allemal. Und die erste Elf kann an einem guten Tag jedes Team in Europa schlagen. Für drei Hochzeiten mit zig Flutlicht-Spielen in der Königsklasse und im DFB-Pokal ist er aber zu dünn. Denn die vergangenen Jahre haben bewiesen: Es gibt sehr viele verletzungsanfällige Spieler beim FCB.

Und: Leistungsträger wie Jamal Musiala und Alphonso Davies werden zwar Ende des Jahres zurückerwartet, müssen aber auch erst wieder einmal in Form kommen.

Kein klarer Plan mit Talenten

Bis dahin sollen Talente ran. Lennart Karl zum Beispiel, der Musialas Nummer 42 bekommen hat, und in jeder Hinsicht selbstbewusst und erfrischend auftritt. Der 17-Jährige könnte als Backup von Michael Olise auf dem rechten Flügel einer der Lichtblicke der Saison werden. Generell lässt die Talentförderung an der Säbener Strasse aber weiter zu wünschen übrig.

Die Bayern haben drei Top-Talente vom Campus - Paul Wanner, Adam Aznou und Jonah Kusi-Asare - in diesem Sommer verloren. Und tatsächlich sind diese Spieler am Ende auch gegangen, weil sie nicht mehr an den Weg des FCB geglaubt haben. Dass dem einen oder anderen dazu der nötige Biss und/oder die richtige Selbsteinschätzung fehlte, ist nur eine Seite der Medaille.

Die Verantwortlichen, gerade der als Schnittstelle zwischen Profis und Campus aus Salzburg geholte Freund, müssen ihre Methoden überdenken. Perspektivgespräche bringen wenig, wenn es wenig Perspektive gibt. Auch die am Deadline Day völlig aus der Not geborene Leihe von Kusi-Asare in die Premier League zu Fulham lässt nicht unbedingt einen klaren Plan erkennen.

Immerhin: Für Kusi-Asare zahlt Fulham eine Leihgebühr von knapp vier Millionen Euro. Es ist fast die Ablöse, die der FCB vor eineinhalb Jahren auf Empfehlung von Freund hin für den Teenager gezahlt hat. Uli Hoeness wird's freuen.

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