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Können wir dieser Nati vertrauen? Zwei Meinungen!

Andy-Pat

Nach zwei Spielen, zwei Siegen und 7:0 Toren scheint die Schweiz auf dem Weg in die USA bereits mehr als die Hälfte der Miete eingefahren zu haben. Doch kann sie ihre jüngstes Hoch für einmal auch in den kommenden Monaten bestätigen? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer sind sich nicht einig.

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Grund zur Freude: Die Schweizer Nati lässt sich nach dem überzeugenden Sieg gegen den Kosovo von den Fans feiern. © KEYSTONE/Georgios Kefalas

Andy Maschek sagt: Ja

Ich gestehe, diesen Start habe ich der Nati nicht zugetraut. Zwei Siege im heiklen Quali-Auftakt gegen Kosovo und Slowenien sind äusserst bemerkenswert. Dabei geht es nicht nur um die nackten Resultate, sondern um die Auftritte als Ganzes. Die vielen Fragezeichen, die vor dem Start in diese Kampagne bestanden haben, wurden ausradiert und durch fette Ausrufezeichen ersetzt. Und ich bin guten Mutes, dass dies nicht nur eine Momentaufnahme ist, sondern nachhaltig wirkt, auch wenn die beiden Gegner nicht zur Crème de la Crème des europäischen Fussballs gehörten.

Nationaltrainer Murat Yakin, bekanntlich ein Taktikfuchs, hat in den letzten Monaten viel getestet. Für diese Spiele vertraute er aber den bestehenden und etablierten Kräften, auch wenn es darunter mehrere Spieler gab, die in ihren Klubs mit Problemen zu kämpfen haben. Yakin hat offensichtlich eine Atmosphäre geschaffen, in der die Spieler aufblühen und mit Leistung überzeugen. Sie bekommen von ihm das nötige Vertrauen und auch eine Chance, wenn es zuvor nicht immer wunschgemäss gelaufen ist. So wie es jetzt bei Nico Elvedi der Fall war, der in der Vergangenheit in der Schweiz keine tragende Rolle gehabt hatte, nun aber mit Manuel Akanji in der Defensive ein starkes Bollwerk bildete – und wie sein Kollege auch als Torschütze glänzte.

Mit dem Einsatz von vielen langen Bällen von Goalie Gregor Kobel, der nun dreimal in Folge ohne Gegentor blieb, was ebenfalls Mut macht, bewies Yakin zudem einmal mehr seine Gabe, den Gegner an wunden Punkten zu treffen und auszucoachen. Auch die Massnahme, in den wenigen Trainings Standardsituationen zu optimieren, hat sich ausbezahlt. Akanji, Elvedi und Embolo trafen nach Eckbällen von Ruben Vargas respektive Fabian Rieder.

Beeindruckend war, mit welchem Selbstbewusstsein, mit welcher Überzeugung die Schweizer in diese Spiele stiegen, in der ersten Halbzeit jeweils dem Gegner mit ihrer Dominanz den Schneid abkauften und die Partie entschieden. Druck? War nie spürbar. Im Gegenteil: Es dominierten der Spass, die Freude und die Solidarität. Auf dem Platz stand eine Einheit, die ganz offensichtlich über einen speziellen Geist verfügt. Dies widerspiegelt sich auch in der Tatsache, dass Denis Zakaria, immerhin Captain der AS Monaco, seine kleine Rolle in der Nati ohne zu klagen annimmt und sich stattdessen über die Tore seines ehemaligen Teamkollegen Breel Embolo freut. Oder dass nach dem Sieg gegen den Kosovo die aktuell verletzten Ardon Jashari und Zeki Amdouni auf dem Feld zu den ersten Gratulanten gehörten und sich mitten im feiernden Team bewegten.

Die Basis für die Reise an die WM in den USA ist gelegt, das Ticket jedoch noch nicht gelöst. Auch wenn der Fussball unberechenbar ist und die WM-Teilnahme erst fix ist, wenn sie auch mathematisch feststeht, werden Murat Yakin eher früher als später jubeln und sich diese Belohnung nicht mehr nehmen lassen.

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Zugegeben: Der Auftakt in die Schweizer WM-Qualifikation hat Spass gemacht. Viel mehr Spass, als man das noch vor wenigen Tagen oder Wochen hätte vermuten können. Damals, als der Verband es verpasste, Hoffenheim-Söldner Leon Avdullahu von einer Zukunft im Nati-Dress zu überzeugen. Oder damals, als sich Ardon Jashari im Training schwer verletzte und dem Duo Akanji / Embolo der dauerhafte Platz auf der Ersatzbank drohte. Aber vor allem auch damals, nach der EM und vor der Amerika-Reise dieses Sommers, als unsere Nationalmannschaft während sieben Spielen am Stück nicht mehr gewinnen konnte und den Abstieg aus der Nations League Liga A hinnehmen musste.

Zum Glück hat die Mannschaft von Trainer Murat Yakin scheinbar gerade rechtzeitig ihre Form wieder gefunden. Angefangen mit einem 3:1 gegen Luxemburg, gefolgt von zwei Siegen gegen Mexiko und die USA. Und nun der grandiose Auftakt in eine WM-Quali, die der Schweiz auf dem Papier eigentlich viel mehr abverlangen müsste, als sie das bislang getan hat. Und genau das macht mich bei aller Anerkennung für die gezeigten Leistungen gegen den Kosovo und Slowenien stutzig: Ist es wirklich so einfach, dass man einfach den Schalter umlegen und im Anschluss durch die WM-Qualifikation spazieren kann?

Nein, sagt mir mein Gefühl und vor allem auch die Tatsache, dass die Schweiz unter Trainer Murat Yakin seit mittlerweile fast vier Jahren eigentlich nie in der Lage war, über eine längere Phase konstant gute Leistungen zu erbringen. Nach der Qualifikation für die WM in Qatar? Folgten fünf Nations-League-Partien ohne Sieg (4 Niederlagen), ehe man aus dem Nichts Portugal und Spanien bezwingen konnte. Auf die souveräne Qualifikation für das WM-Achtelfinale? Liess die Schweiz die historische 1:6-Schlappe gegen Portugal folgen. Und auch vor und nach der EM in Deutschland schaffte es die Nati nie, wirklich zu überzeugen, reihte souveränen Siegen unerklärliche Punktverluste und Niederlagen gegen Gegner wie Belarus, Israel, den Kosovo, Rumänien oder Serbien an.

Warum also, sollte sich das genau jetzt ändern? Weil sie etwa – wie ein gutes Rennpferd oder ein echtes Spitzenteam – gelernt hat, im richtigen Moment bereit zu sein? Zu gerne würde ich in den kommenden Wochen Zeuge davon werden, wie mich die Schweiz eines Besseren belehrt. Dass sie zeigt, dass ihr ihm fortgeschrittenen (Mannschafts)Alter vielleicht doch noch der Schritt auf ein nächstes Level gelingt, dass sie zum echten Spitzenteam wird. Doch ein solches schlägt eben nicht nur dann zu, wenn es muss, sondern auch dann, wenn sich ihm die Chance dazu bietet, den Sack vorzeitig zuzumachen. Dass die Schweiz das kann, kann sie mir in den nächsten Wochen beweisen.

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