Einst als eine Art Notlösung zu den Bayern gekommen, hat der Belgier beim Rekordmeister eine hungrige, eingeschworene Mannschaft geformt, die aktuell von Sieg zu Sieg fliegt. Das 2:1 bei CL-Sieger PSG war Kompanys Meisterstück.
Kompany strahlte über beide Ohren, lief mit geballter Siegerfaust und ausgestreckten Armen auf seine Jungs zu. Der Bayern-Trainer schloss sich freudetrunken dem Spielerkreis im Parc des Princes an und hüpfte nach Abpfiff jubelnd mit um die Wette.
Der emotionale Ausbruch Kompanys nach dem 2:1 über Paris Saint-Germain war in keinster Weise überzogen. Er war die erfreuliche und nachvollziehbare Konsequenz einer auf allen Ebenen beeindruckenden Münchner Leistung in der französischen Hauptstadt.
Bayern präsentiert alle Facetten
Beim mittlerweile 16. Sieg im 16. Pflichtspiel der Saison - den Startrekord in Europas Top-Ligen ausgebaut - lieferten die Bayern auf internationalem Top-Niveau nicht nur taktisch, sowohl offensiv als auch defensiv, eine blitzsaubere Leistung ab. Ebenso stimmten die Komponenten Leidenschaft und Aufopferungsfähigkeit. Der FCB hat der Welt gegen den amtierenden Champions-League-Sieger all seine Facetten präsentiert.
In der ersten Halbzeit imponierte der Bundesliga-Spitzenreiter mit dominantem und effizientem Fussball. Die zwei Tore durch Luis Diaz waren die logische Folge des sehenswerten Offensivspiels. "Die erste Halbzeit war die beste, die ich in meiner Zeit bei Bayern erlebt habe. Einem solchen Gegner auf so einem hohen Level mit so einer Art von Fussball so weh zu tun - das hat sich sehr, sehr gut angefühlt", meinte Mittelfeld-Schaltzentrale Joshua Kimmich, der in seiner FCB-Zeit immerhin schon Trainer wie Pep Guardiola, Jupp Heynckes, Carlo Ancelotti, Thomas Tuchel oder auch Julian Nagelsmann erlebt hat.
Und was haben die Kompany-Schützlinge nach der Roten Karte von Diaz getan? Sie haben nach taktischer Umstellung des Trainers mit einer aussergewöhnlichen Geschlossenheit und Hingabe das eigene Tor verteidigt - getreu dem Motto: 'Einer für alle, alle für einen.'
Es passte vorne wie hinten, von der ersten bis zur letzten Minute: ein Meisterstück.
Kompany gelingt (aktuell) alles
Alles, was Kompany momentan anfasst, wird zu Gold. XXL-Rotation in der Liga: Funktioniert. Einwechslungen: Funktioniert. Taktische Einstellung und Anpassung: Funktioniert. Integration von Superstars wie Diaz und Top-Talenten wie Lennart Karl: Funktioniert. Spieler wie Konrad Laimer oder Dayot Upamecano besser machen: Funktioniert. Und er selbst entwickelt sich auch immer weiter.
Die Belohnung für die starke Arbeit des 39-Jährigen war jüngst die Vertragsverlängerung bis 2029, die still und heimlich an der Säbener Strasse eingetütet wurde. "Als wir Vinny verpflichtet haben, hatten wir eine klare Vorstellung von unserem gemeinsamen Weg, und er hat schnell bewiesen, dass er den FC Bayern voranbringt - auf wie neben dem Platz", hatte Max Eberl bei der Verkündung gesagt. Der Sport-Vorstand bezeichnete Kompany wenige Tage später im exklusiven Sky Sport Interview als "den perfekten Trainer für Bayern München".
Nicht nur im eigenen Verein lässt der Belgier die Herzen höherschlagen. Vor dem DFB-Pokal-Duell gegen den 1. FC Köln (4:1) war Effzeh-Trainer Lukas Kwasniok aus dem Schwärmen gar nicht mehr herausgekommen. "Er ist ein Riese, so ein Bär - aber mit einem ganz, ganz weichen Herz. Ich wäre gerne er. [...] Er hat seine eigene Gier in eine Mannschaft gebracht, die vielleicht schon ein bisschen satt war. Er hat eine absolute Identität geschaffen in der Arbeit gegen den Ball - da gibt es kein Pardon. Die Spieler gehen den Weg voll mit, weil sie sehen, dass sie die Gegner dadurch auffressen können. Sie atmen dich weg."
Auch Eberl kann stolz auf sich sein
Die Ausführungen Kwasnioks hat nun auch Leroy Sane bestätigt. Im exklusiven Sky Sport Interview sprach der Ex-Münchner davon, dass Kompany "eine klare Vorstellung von Fussball" habe. "Das sieht man auch jetzt: Er hat eine klare Struktur, eine Philosophie und weiss genau, was er von sich sowie der Mannschaft erwartet. Er ist ein absoluter Leader und das steckt an - jeder will mitziehen", führte Sane aus, der in der vergangenen Saison noch Spieler unter Kompany war.
Dass das Projekt so erfolgreich verläuft, daran hat auch Eberl seinen Anteil. Nachdem er sich im Sommer 2024 eine Absage nach der anderen von Xabi Alonso oder auch Ralf Rangnick abgeholt hatte, lotste der Bayern-Boss den ehemaligen Kapitän von Manchester City nach München - war dieser doch gerade erst mit dem FC Burnley aus der Premier League abgestiegen.
Damals hatte Eberl noch vor dem Amtsantritt Kompanys gesagt: "Das Beste kommt zum Schluss." Es sieht so aus, als ob er damit Recht behalten würde.