Niko Kovac will den BVB zurück zu alter Stärke führen. Dafür baut sich der 53-Jährige ein neues Team auf.
Niko Kovac startet mit einem grossen Plus in die neue Saison. Gegenüber vielen anderen BVB-Trainern aus der Vergangenheit wird der Coach am Samstag zum Trainingsauftakt in Brackel - abgesehen vom Langzeitverletzten Nico Schlotterbeck - alle Profis begrüssen dürfen. Auch Emre Can, der noch an Adduktorenproblemen laboriert, soll die Leistungsdiagnostik in Teilen mitmachen.
"Wir fangen alle gemeinsam mit der Vorbereitung auf die kommende Saison an. Das ist ein Vorteil gegenüber den vergangenen Jahren", freut sich BVB-Boss Lars Ricken im Gespräch mit der DPA.
Adeyemi verrät "Kovac-Ansage"
Fehlten zuletzt immer wieder Stars aufgrund von Verletzungen, Länderspielabstellungen oder verlängerten Urlauben, sind diesmal nahezu alle dabei. Kovac, der als Schleifer gilt, reibt sich schon die Hände. Endlich kann der 53-Jährige seine Mannschaft formen. In der vergangenen Saison hatte die Mannschaft offensichtlich mit wiederkehrenden Fitnessproblemen zu tun. "Die Mannschaft ist körperlich und geistig in einer Nicht-Verfassung", zerlegte BVB-Berater Matthias Sammer Mitte Januar nach dem verfrühten CL-Aus in Bologna die Mannschaft - und damit auch Trainer Nuri Sahin, der noch in der Nacht entlassen wurde.
Die Wahl fiel damals auf Kovac, der der verunsicherten, aber vor allem unfitten Truppe Beine machen sollten. "Er hat uns in den Arsch getreten", sagte Karim Adeyemi nach der erfolgreichen Aufholjagd und der doch noch geglückten CL-Quali. "Ich fühle mich fitter."
Damit das so bleibt und Adeyemi und Co. bestmöglich vorbereitet in die neue Saison gehen, darf sich Kovac nun seine BVB-Welt bauen. Ein halbes Dutzend neuer Mitarbeiter stösst fortan dazu. In den Bereichen Reha, Athletik, Ernährung, Spielanalyse und sogar Schlaf wird personell aufgestockt. Unter anderem Georg Schulz (Athletik-Trainer) und Noah Tegatz (Sportwissenschaftler/Datenanalyse), zwei Kovac-Vertraute aus Wolfsburger Zeiten, sind neu dabei. Laut Sport1 wird sich zudem Andreas Gerg, der sich seine Meriten als Athletik-Trainer im Eishockey (Ice Tigers und DEB-Junioren) sowie der U16 des DFB verdient hat, künftig um den Reha-Bereich mit kümmern. Auch die Themen Schlaf, Ernährung und Prävention sollen mehr Bedeutung erhalten.
Kovac will dem BVB weiter Beine machen
Zum Saisonende wurden in Melf Carstensen (Ernährung), Florian Wangler (Athletik) und Shad Forsythe, der als Fitnesscoach mit der deutschen Nationalmannschaft 2014 in Rio Weltmeister wurde, drei langjährige Mitarbeiter verabschiedet.
Kovac will dem BVB weiter Beine machen. Dem früheren Erfolgstrainer von Eintracht Frankfurt (holte 2018 sensationell den DFB-Pokal) ist das Fitnessthema besonders wichtig. Schon als Profi legte Kovac selbst Wert auf Ernährung und Regeneration. Kovacs Credo: "Nur wer arbeitet, wird auch was kriegen. Wenn du körperlich fit bist, ist der Geist freier, die Verletzungen weniger."
Im Laufe der vergangenen Saison hat der Ex-Bayern-Coach das in den Gesprächen mit den BVB-Bossen immer wieder angeschoben. Der Deutsch-Kroate hospitierte nach seinem Aus bei Wolfsburg unter anderem in der Premier League, führte dabei viele Gespräche mit Trainerkollegen und lernte die Strukturen in den Vereinen kennen. Was ihm auffiel: Der Stab eines Premier-League-Klubs ist wesentlich grösser als der eines Bundesligisten. Zudem, so Kovacs Ansicht, seien die Engländer in einigen Bereichen viel professioneller aufgestellt. Vor allem im Bereich Spielanalyse und Gegnerscouting habe man in Deutschland noch erheblich Bedarf.
Kovac baut sich seine BVB-Welt zusammen
Nun baut sich Kovac seine BVB-Welt zusammen. Mit neuen Mitarbeitern, vermehrten Laktat- und Fitnesstests und strengen Regeln beim Thema Regeneration (Eistonne) will er die Fitnesswerte seiner Spieler weiter verbessern.
Mit Kovac sollen zudem die Gespräche über eine Vertragsverlängerung in den kommenden Wochen aufgenommen werden. "Ich war und bin von seinen Ideen überzeugt und auch davon, dass sie mittel- und langfristig aufgehen", sagte Ricken den Ruhrnachrichten. "Wir haben verabredet, dass wir in der neuen Saison miteinander sprechen. Es gibt keinen fixen Zeitplan. Wir lassen uns nicht treiben."
Zunächst soll Kovac den BVB fitmachen!