Der Bruder des wegen Dopings gesperrten Mario hat sich beim HSV bereits seinen eigenen Namen gemacht. Der Teenager aus der Vuskovic-Familie geht als Leader, Lautsprecher und Leistungsträger voran - und traf dazu noch sensationell im Nordderby.
Nachdem der Ball in der 75. Minute von seiner Hacke aus ins Netz geflogen war, ging es schnurstracks vor die Nordkurve. Inmitten des ekstatischen Jubels im explodierenden Hamburger Volksparkstadion zeigte Luka Vuskovic auf ein Tattoo auf seinem Unterarm und präsentierte anschliessend sein Trikot mit der Nummer 44.
In diesem ganz besonderen Moment - beim sensationellen Treffer für den HSV zum zwischenzeitlichen 2:1 im Nordderby gegen den SV Werder Bremen - war der 18-Jährige in Gedanken bei einer ganz besonderen Person: bei seinem grossen Bruder Mario (24). Das auf seinem Körper mit Tinte verewigte Bild zeigt die beiden Geschwister als Kinder mit einem Ball am Fuss und der Überschrift: "Remember why you started" - übersetzt: "Erinnere dich daran, warum du angefangen hast".
Luka Vuskovic macht es in Hamburg seinem grossen Bruder gleich, der sich in den Jahren 2021 und 2022 zu einer Säule des damaligen Zweitligisten entwickelt hatte. Seit dem Winter 2022/23 kämpft Mario um seine Unschuld beim Doping-Skandal. "Jeder weiss, was mit meinem Bruder passiert ist", sagte Luka in der Mixed Zone nach dem Derby und meinte: "Jeder weiss, dass er ein guter Spieler und eine gute Person ist." Sein Bruder hätte die Doping-Sperre seiner Meinung nach nicht verdient.
Er selbst führt nun die Familiengeschichte beim HSV fort - mit Marios Nummer 44 auf dem Rücken - und hinterlässt Spuren, nicht nur aufgrund seines Tores beim 3:2-Heimsieg über den Erzrivalen aus Bremen. Wie der Mario, so der Luka.
HSV-Kollege & Werder-Trainer schwärmen
Der Innenverteidiger ist trotz seines jungen Alters bereits jetzt Leader, Lautsprecher und Leistungsträger. Mit 18 Jahren nimmt sich der zweifache kroatische Nationalspieler gestandene Profis in heiklen Momenten zur Brust, beeindruckt mit laustarken Ansagen, mutigem Fussballspiel und kompromisslosem Zweikampfverhalten. "Ich sage immer: Der ist gezüchtet, der ist unglaublich", schwärmte Hamburg-Teamkollege Nicolai Remberg nach dem Nordderby.
Mit 128 gewonnenen Zweikämpfen findet sich Luka Vuskovic in dieser Kategorie in den Top Ten der Bundesliga wieder. 86 Prozent seiner Pässe sind bislang beim Mitspieler angekommen - top. Zweimal wurde er in dieser Saison bereits zum "Rookie of the Month" gewählt. Der Abwehrmann verleiht dem HSV das nötige Selbstvertrauen, welches ein Team braucht, das um den Klassenerhalt kämpft.
Vom Zaubertreffer Vuskovics zeigte sich auch Remberg begeistert: "Ich stand direkt hinter ihm, ich konnte nicht mal jubeln, weil ich mich direkt gefragt habe: Was macht der Junge da?". Der gegnerische Trainer zollte dem Torschützen ebenfalls Respekt. "Da kann man nur gratulieren zu der Art und Weise, wie das passiert ist", sagte Werder-Coach Horst Steffen auf der Pressekonferenz nach der Partie.
Bei der Freistossflanke von Fabio Vieira war Vuskovic eigentlich von Bremens Jens Stage sehr gut gedeckt worden. Doch dann hatte der Teenager mit dem Rücken zum Tor einen genialen Einfall, hob seine Hacke in die Luft und traf per "Scorpion-Kick" zur umjubelten Führung. Der sensationelle Treffer erinnerte stark an Olivier Giroud, der 2017 in der Premier League für den FC Arsenal einen Ball ähnlich akrobatisch im gegnerischen Gehäuse untergebracht hatte, was am Ende von der FIFA als Tor des Jahres ausgezeichnet wurde.
Lukas Traum: Vuskovic-Brüder beim HSV
Luka Vuskovic hegt aber vermutlich einen anderen Wunsch, als diese Trophäe vom Weltfussballverband in die Höhe zu stemmen. Bereits bei seiner Ankunft im Sommer, als ihn der HSV von PL-Gigant Tottenham Hotspur per Leihe verpflichtet hatte, träumte der Abwehrmann davon, irgendwann mit seinem Bruder Mario zusammenzuspielen. Im Oktober liess er in einem Interview mit dem kroatischen TV-Sender MAXSport sogar verlauten: "Ich würde gerne noch eine Saison bleiben und mit meinem Bruder zusammenspielen. Ich würde mich sehr freuen. Ich hoffe, dass es so kommt."
Bis zum Herbst 2026 ist Mario noch gesperrt. "Ich schätze diesen Verein und diese Fans sehr, weil sie meinem Bruder so geholfen haben. Ich kenne keinen anderen Verein, der so hinter ihm gestanden hätte. Das war wahrscheinlich der Hauptgrund, warum ich mich für den HSV entschieden habe", sagte Luka, der die Hamburger Fans von den Vuskovic-Brüdern als Teamkollegen träumen lässt - und mit seinen Leistungen auf dem Platz vom Klassenerhalt in der Bundesliga.