skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Analysen Eishockey

Legende Forster: Sieg oder Karriereende

Andy

Die ZSC Lions haben heute Abend auswärts gegen den EHC Biel den ersten Matchpuck für den Halbfinaleinzug. Wenn sie diesen verwerten, beenden sie auch die Karriere der Verteidigerlegende Beat Forster.

Forster_1
Kann Beat Forster (hier mit Toni Rajala) auch heute Abend Bieler Tore bejubeln? © KEYSTONE/Ennio Leanza

41 Jahre zählt Beat Forster mittlerweile, damit ist er vor dem Davoser Andres Ambühl, dem SCB-Ersatzgoalie Daniel Manzato und dem Servette-Finnen Valtteri Filppula der älteste Spieler, der in dieser Saison in der National League im Einsatz stand. Oder besser: noch steht. Zumindest bis heute Abend, wenn Biel versucht, beim Stand von 0:3 in der Serie gegen die ZSC Lions den ersten Sieg zu realisieren und so das Saisonende abzuwenden.

Es wäre auch das Ende Forsters langer und erfolgreichen Karriere, die am 26. Mai 1999 so richtig Schwung aufnahm, als der 16-jährige Appenzeller seinen ersten Vertrag beim HC Davos unterschrieb, nachdem er zuvor im Nachwuchs des SC Herisau gespielt hatte. Speziell daran war, dass er sich eigentlich schon mit dem SC Bern geeinigt, sich dann aber nach einem Telefonat von Arno Del Curto für den HCD entschieden hatte. Zu Beginn habe er 5000 Franken Sackgeld pro Saison gekriegt, sagte Forster kürzlich gegenüber dem Eishockeymagazin «Slapshot». «Und als ich 2003 meine erste A-WM spielte, habe ich 7000 Franken im Monat verdient. Aber man muss als junger Spieler auch nicht dem Geld hinterherrennen. Die sportliche Perspektive ist viel wichtiger. Wenn du dich durchsetzt, kommt das Geld automatisch. Leider verstehen das heute die wenigsten.»

Gretzky die Hand geschüttelt

Mit Forster ging es rasant aufwärts. 2001 wurde er in der dritten Runde an 78. Stelle von den Phoenix Coyotes gedraftet, was für die damalige Zeit für einen Schweizer eine sehr frühe Selektion war. «Es war ein cooles Erlebnis. Sie haben mir ein Trikot mit meinem Namen in die Hand gedrückt, das habe ich zu Hause aufbewahrt. Die Coyotes gehörten damals Wayne Gretzky, der hat uns dann zum Abendessen eingeladen. Der Draft war überhaupt nie auf meinem Radar, die NHL war eine andere Welt. Und dann stehe ich mit 18 da und Gretzky schüttelt meine Kelle. Was will man noch mehr?», so Forster, der sich aber nie in Übersee versuchte, weil 2004 der Lockout in der NHL den geplanten Wechsel verhinderte und er später eine Offerte der New York Rangers nicht annahm, weil er schon Vater war und dieses Risiko nicht eingehen wollte.

Forster_2
6. April 2002: Beat Forster (mit Trophäe) feiert mit dem HC Davos seinen ersten Meistertitel.

So machte er halt in der Schweiz Karriere. Wurde mit dem HC Davos fünfmal und den ZSC Lions einmal Meister, gewann zweimal den Spengler Cup, nahm an sechs A-Weltmeisterschaften und einmal an Olympischen Spielen teil. Heute Abend bestreitet er sein 1171. Spiel in der höchsten Schweizer Liga und ist damit hinter Beat Gerber (1270) und Andres Ambühl (1258) die Nummer 3 in der Liga-Geschichte. In Forsters Augen spielen verschiedene Faktoren mit, dass er eine so lange Karriere bestreiten konnte, beispielsweise das Glück mit der Gesundheit, auch wenn er sich einmal eine Kreuzband- und eine Meniskusverletzung zugezogen hatte. Und der Spass an diesem Sport. «Ich habe vor vielen Jahren realisiert, dass es wichtig ist, den Job und das Private zu trennen. Niederlagen nehme ich nicht mit nach Hause. Diese emotionale Distanz hat mir geholfen, denke ich. Aber jetzt ist es gut, der Entscheid zum Rücktritt ist über längere Zeit gereift», so Forster, der 2017 vom HCD nach Biel wechselte, vor einem Jahr mit den Seeländern am nächsten Titel schnupperte und erst im siebten Finalspiel Servette unterlag. 

Viel Eiszeit, bittere Gegentore

Auch wenn Forster eishockeytechnisch ein Oldie ist, ist er bei den Bielern auch in diesen Playoffs gegen die ZSC Lions eine Fixgrösse. 19:54 Minuten stand er durchschnittlich in den ersten drei Viertelfinalspielen auf dem Eis, damit ist er in seinem Team die Nummer 6. Er überzeugte mit körperlicher Präsenz, Ruhe und Routine und wird dies auch heute Abend tun müssen, wenn es nach den drei Niederlagen heisst: Sieg oder Karriereende. Wobei gerade das verlorene Spiel am Mittwoch in Zürich besonders dramatisch war, als sich die Lions erst 51 Sekunden vor Schluss in die Overtime retteten und nach 87:03 Minuten den 3:2-Sietreffer erzielten. Bitter für die Bieler war, dass die Treffer von Hollenstein und Zehnder umstritten waren.

Trotz der Niederlage war Interimstrainer und Sportchef Martin Steinegger mit seinem Team zufrieden und sagte: «Wir haben aus meiner Sicht einen super Match gezeigt. Es war kein Vergleich zum Heimspiel. Wir haben wirklich einen Schritt nach vorne gemacht und Playoff-Eishockey gespielt.» Er wisse nicht, was sie noch besser machen könnten, sie hätten einfach dieses dritte Tor erzielen müssen. Und: «Was wir am Freitag wieder aufs Eis bringen müssen, ist vor allem die Energie. Wir haben in jedem Match gezeigt, dass wir da sind, und hatten Chancen, um zu skoren.» Nun sind die mit dem Rücken zur Wand stehenden Bieler dazu verdammt, diese Chancen auch zu verwerten.

Bewerte den Artikel
0 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss