Anfield, Liverpool, Real Madrid, Gänsehaut pur - und mittendrin: ein engagierter Wirtz, der mal wieder von Beginn an zaubern durfte. So erlebte ich seinen Auftritt gegen die Königlichen.
Die Reds sind zurück in der Spur. Nach dem souveränen 2:0 in der Premier League gegen Aston Villa haben Wirtz und Co. auch beim 1:0-Erfolg gegen LaLiga-Primus Real Madrid nichts anbrennen lassen. "Es war ein gutes Spiel, viel harte Arbeit, wir hatten gute Chancen, standen defensiv sehr solide", fasste Kapitän Virgil van Dijk nach der Partie zusammen. "Es war ein grossartiger Sieg."
Auch für Wirtz, der sich mal wieder von Anfang an auf der ganz grossen Fussballbühne beweisen durfte. Gegen die Königlichen startete der zuletzt kriselnde Zauberfuss neben Dominik Szoboszlai auf der ungewohnten Linksaussenposition und überzeugte direkt im Spiel gegen den Ball. Vor allem in der ersten Halbzeit fiel er mit zahlreichen gewonnenen Zweikämpfen auf und erntete den Applaus von den Rängen.
Zwei "Spielverderber"
Aber auch mit dem Ball liess der Offensivstar sein Können immer wieder aufblitzen: Wirtz dribbelte elegant, brachte mehr als 86 Prozent aller Zuspiele an den Mitspieler und verbuchte in der 27. Minute um ein Haar seinen vierten Liverpool-Assist. Am Ende avancierten jedoch Szoboszlai und Thibaut Courtois zu den "Spielverderbern": Nach einem brillanten Wirtz-Pass scheiterte der ehemalige RB-Star freistehend, allerdings parierte der Real-Keeper den Abschluss in Weltklasse-Manier. Es sollte nicht sein ...
"Ich glaube, er [Wirtz] arbeitet unglaublich hart daran, sich so schnell wie möglich anzupassen, und er hatte während seiner gesamten Zeit hier in Liverpool so viel Pech", beklagte LFC-Teammanager Arne Slot nach dem Spiel. "Denn auch heute hat er wieder so viele Chancen für die Mannschaft herausgespielt."
Insgesamt lieferte Wirtz fünf Torschussvorlagen, ein Assist blieb ihm jedoch verwehrt. Am Ende war es Weltmeister Alexis Mac Allister, der die Reds in der 61. Minute nach einem Standard erlöste - und Anfield vor den Augen von Sky Sport Experte Didi Hamann und Liverpool-Ikone Jamie Carragher explodieren liess.
Real bleibt unter seinen Möglichkeiten
Im Gegensatz zum LFC blieb das Starsensemble von Real Madrid über weite Strecken blass, gab insgesamt nur acht Torschüsse ab (Tiefstwert in der Champions-League-Saison). Vor allem, weil die Superstars nicht wie gewohnt performten: Kylian Mbappe war kein Faktor, Jude Bellingham liess die beste Chance liegen und auch Vinicius Junior hatte gegen den überragenden Conor Bradley das Nachsehen. Real war mit dem Ergebnis unter dem Strich noch gut bedient, Coach Xabi Alonso verlor das Wiedersehen mit Ex-Schützling Wirtz verdient.
Für Trent Alexander-Arnold endete die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte ebenfalls mit einem Dämpfer: Erst wurde sein Gemälde an der Anfield Road beschmiert, danach gab es bei seiner Einwechslung und bei jedem Ballkontakt ein gellendes Pfeifkonzert. Ein Grossteil der Reds hat seinen ablösefreien Abgang bis heute nicht akzeptiert. Teammanager Slot hegt dagegen keinen Groll - im Gegenteil: "Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, werde ich ihn entweder umarmen oder mit ihm sprechen, denn er ist für mich als Spieler und als Mensch etwas ganz Besonderes", schwärmte er.
Englische Presse lobt Wirtz
Auch Wirtz ist ohne jeden Zweifel ein besonderer Spieler, wenngleich er sein Können in Liverpool bislang noch zu selten aufblitzen liess. Sein Auftritt gegen die Madrilenen war aber bis zu seiner Auswechslung in der 88. Minute mehr als ordentlich und ein Schritt in die richtige Richtung. Dieser Ansicht ist auch die englische Presse.
"Er sorgte für Probleme auf der linken Seite und tauchte in jeder gefährlichen Zone auf. Er hatte einen langsamen Start in England, aber in diesem Wettbewerb verblüfft er", schreibt die Daily Mail. "Sobald er in der Premier League seine Füsse auf den Boden bekommt, wird er ein Erfolg werden", prophezeit der Express und beschrieb Wirtz im Spiel gegen Real als "Nervensäge" für die Defensive der Gäste aus Spanien.
Fakt ist: Der LFC hat sich von seiner Pleitenserie (vier Premier-League-Niederlagen in Folge) erholt und zurück in die Spur gefunden. "Es ist noch ein langer Weg zu gehen. Es geht nicht nur die Champions League, sondern auch um die Premier League", warnte Szoboszlai und verwies auf den anstehenden PL-Kracher. "Jetzt geht es gegen City (Sonntag um 17:30 live und exklusiv auf Sky Sport). Wir wissen, wie gut sie sind."
Ob Wirtz auch in Manchester von Anfang an ran darf? Offen! Argumente für eine erneute Berücksichtigung hat der Zauberfuss aber auf jeden Fall geliefert.
