Beim ersten und dritten Gegentor kam der 39-Jährige jeweils einen Moment zu spät. Nach dem Spiel ordnete Neuer die beiden Situationen ein. Ex-Bayern-Star Michael Ballack übt Kritik.
Bei der Führung des Gegners per Rempler aus dem Spiel genommen, beim entscheidenden Gegentor zu spät: Manuel Neuer erlebte im Gipfeltreffen der Champions League mit Bayern München beim FC Arsenal (1:3) einen gebrauchten Abend - und erntete Kritik von Michael Ballack.
Der frühere DFB-Kapitän gab dem Torhüter eine Mitschuld an der ersten Saisonniederlage des deutschen Rekordmeisters gegen Arsenal.
Eckball-Situation "nicht strafwürdig"
"Für mich zu wenig für ein Foulspiel, ein normaler Zweikampf, nicht strafwürdig", sagte Ballack über die Szene vor dem 0:1 durch Jurrien Timber (22.) nach einer Ecke und ergänzte zu Manuel Neuer: "Er will den Spieler selber blocken, gerät aus dem Rhythmus und verliert das Timing."
Manuel Neuer selbst sah das ein wenig anders und sprach in der Mixed Zone über den Eckball: "Der Gegenspieler bringt mich natürlich aus der Balance, das ist klar. Dann habe ich auch eine andere Position, als ich die gerne gehabt hätte und komme dann vorne nicht mehr so hin."
Der Schlussmann weiter: "Man weiss ja, wie sie es machen bei den Standardsituationen und die Schiedsrichter kennen das auch und ich bin kein Torwart, der sich hinschmeisst auf den Boden. Vielleicht hätte das geholfen in dieser Situation, aber grundsätzlich muss man so lange weitermachen, bis der Schiedsrichter abpfeift und es eventuell einen Freistoss gibt. Aber da gab es keine Kritik von meiner Seite aus. Diese Sachen werden irgendwann auch mal auf unserer Seite sein und dann machen wir so ein Tor."
Neuer: "Wusste, dass ich grosses Risiko gegangen bin"
Beim 1:3 von Gabriel Martinelli (77.) sei Neuer dann "mit vollem Risiko" aus seinem Tor geeilt, "das war nicht notwendig. Manuel trifft da eine falsche Entscheidung. Wenn er auf den Ball geht, muss er ihn haben, das weiss er selber. Er hat sich entschieden, das Risiko zu gehen - und wird bestraft", wurde Ballack deutlich.
Neuer sei nunmal grundsätzlich ein Torhüter, "der mitspielt", so der Ex-Bayern-Star und betonte: "In vielen Phasen geht das gut und er rettet die Mannschaft. Hier ist es nach hinten losgegangen."
Neuer erklärte seine Entscheidung bei besagtem Gegentor mit dem Spielstand: "Wenn du zurückliegst, ist es einfach so, dass du etwas mehr Risiko gehen musst und in der Situation ist erstmal der Pass gut, weil er nicht so richtig in die Tiefe kommt und ich habe schon gesehen, dass Martinelli gegen Jo (Joshua Kimmich, Anm. d. Red.) läuft und auch ein wenig schneller ist als Jo. Da war mir schon klar, dass es zu einer Eins -zu-Eins-Situation und einer Grosschance kommen wird. Ich habe es versucht, vorher zu beseitigen und er nimmt ihn gut mit zur Seite. Der Touch war einfach entscheidend und dann komme ich nicht mehr hin, wobei ich wusste, dass ich grosses Risiko gegangen bin."
"Wenn er auf der Linie stehenbleibt..."
Nach dem Schlusspfiff äusserte sich auch Sportvorstand Max Eberl in der Mixed Zone zu Neuer: "Wenn er auf der Linie stehenbleibt, läuft er eins auf eins auf ihn und er hat vielleicht noch eine Chance. Er hat sich entschieden, den Weg zu machen und Martinelli hat ihn scheinbar im Augenwinkel noch gesehen. Ich habe gehofft, dass Martinelli ihn nicht kommen sieht und er quasi in diesem Zweikampf direkt drin, aber er hat es gerochen und den Ball dann vorbeigelegt."