Aber was bedeutet diese Personalie für Sportdirektor Sebastian Kehl und Geschäftsführer Lars Ricken? Ist Simon Rödder eine willkommene Entlastung – oder doch ein Zeichen für eine schleichende Entmachtung?
Von Michelle Reifner
Im modernen Profifussball entscheiden Verhandlungen oft über den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg eines Klubs. Dabei geht es nicht nur um Zahlen, sondern auch um Strategie, Psychologie und Fingerspitzengefühl. Zu wissen, wann man Angebote setzt, wie man Gesprächspartner einschätzt oder auf Marktgegebenheiten reagiert - all das ist längst ein eigenständiges Fachgebiet im Sportmanagement.
Genau aus diesem Grund hat Borussia Dortmund Simon Rödder in das Management-Team geholt. Seine Aufgabe: Die Verhandlungsführung in Transferangelegenheiten übernehmen und den Klub in diesen Momenten professionell vertreten. In der neuen Folge des Sky Sport Podcasts "Auffe Süd" äussert sich BVB-Reporter Patrick Berger folgendermassen dazu: "Das macht absolut Sinn, weil Topvereine in Europa schon seit längerem die Verhandlungen über gewisse Personen dann führen lassen."
Die neue Folge "Auffe Süd":
Fall Chukwuemeka als Beispiel
Ein konkretes Beispiel für die Bedeutung solcher Expertise war die Verhandlungssituation rund um Carney Chukwuemeka. "Zwischendurch war aus England zu vernehmen, dass die Engländer die ersten BVB-Angebote als respektlos angesehen haben", erzählt Berger. Solche Einschätzungen können zu Reibungen führen und potenzielle Transfers gefährden.
Wenn ein Klub in solchen Situationen auf jemanden zurückgreifen kann, der mit Marktmechanismen vertraut ist und weiss, wie man internationale Verhandlungen führt, ist das ein klarer Vorteil. Genau hier soll Rödder künftig eine zentrale Rolle einnehmen.
Keine sportliche Entscheidungsmacht
Trotz seiner neuen Rolle steht fest: Rödder wird nicht in die sportlichen Entscheidungen eingebunden. Seine Arbeit beginnt erst, wenn der BVB bereits ein klares Interesse an einem Spieler hat und in konkrete Gespräche mit dem Spieler oder dem abgebenden Klub eintritt.
Die Auswahl der Spieler und die sportliche Bewertung bleiben weiterhin Aufgaben von Sportdirektor Sebastian Kehl und Geschäftsführer Lars Ricken. Rödder wird also nicht als Ersatz oder Konkurrent verstanden, sondern als gezielte Verstärkung für spezifische Situationen.
Lars Ricken äusserte sich gegenüber der Bild folgendermassen: "Da im Profifussball mit enormen Beträgen agiert wird, ist es für mich ein Gebot der Verantwortung, dass wir uns auch im Bereich Verhandlungsführung kontinuierlich weiterentwickeln." Weiter: "Daher habe ich die Stabsstelle Verhandlungsführung geschaffen. Für deren Leitung konnten wir in Simon Rödder einen ausgewiesenen Experten gewinnen, der mich zugleich als Referent in weiteren Themen unterstützt."