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NHL Trades: Shea Weber zu den Arizona Coyotes - warum Janis Moser trotzdem nie neben ihm verteidigen wird

Younes

Gestern um 21:00 schloss das Transferfenster in der NHL. Die sog. «Trade Deadline» ist der Schlusspunkt einer Zeitperiode, in der sich die beste Eishockey-Liga der Welt in zwei Lager aufteilen lässt. Die Playoff- und Titelaspiranten, welche in den letzten Wochen zu "Käufern" wurden und sich gezielt verstärkten. Und die «Verkäufer», die ihre Ambitionen in der aktuellen Saison bereitwillig opfern, um sich mit Blick auf die Zukunft möglichst optimal zu positionieren. Zu ihnen gehören Teams wie die San Jose Sharks oder die Nashville Predators, welche in der letzten Woche mit Timo Meier (26) und Nino Niederreiter (30) auch zwei bewährte Schweizer Profis an die Konkurrenz abgaben. Und auch die Arizona Coyotes mit dem ehemaligen Bieler Janis Moser (22) fallen eigentlich in diese Kategorie – wenn sie mit ihrer aussergewöhnlichen Transferstrategie nicht gänzlich aus dem Rahmen fallen würden.

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Bauchlandung in Kauf genommen: Janis Moser, dessen Arizona Coyotes sportlichen Erfolg hinter wirtschaftliche Interessen stellen © IMAGO / USA TODAY Network

Salary Cap Manipulation in Perfektion

61 Spiele, 51 Punkte. Rang 28 von 32 Teams in der National Hockey League. Wenn es noch eines zusätzlichen Beweises bedarf, um aufzuzeigen, dass die Arizona Coyotes zu den schwächsten NHL-Organisationen der letzten Jahre gehören, dann den, dass die Kojoten die Playoffs in dieser Spielzeit zum zehnten Mal in den vergangenen elf Jahren verpassen werden. Um aus sportlicher Erfolglosigkeit sportliche Aussichtlosigkeit werden zu lassen, bedarf es jedoch mehr. Zum Beispiel einen Rauswurf aus dem Heimstadion, welchen die Coyotes im vergangenen Sommer verdauen mussten, als sie von der Stadt Glendale aufgrund mangelnden Erfolges in Verbindung mit notorisch tiefen Zuschauerzahlen vor die Türen der Gila River Arena gesetzt wurden. Kurzfristig stand Arizona sprichwörtlich auf der Strasse, ehe der Klub in der Mullett Arena der Arizona State University ein neues Hause fand. Nur: Anstatt vor bis zu 17'500 Fans, spielen die Coyotes neu vor maximal 5'000 Fans, von der deutlich geringeren Anzahl an Business Suites ganz zu schweigen. Damit ist dem Team ein substantieller Teil der Einnahmen weggebrochen, die benötigt werden, um bei einem maximalen Gehaltsvolumen (Salary Cap) von 82,5 Mio. USD profitabel zu wirtschaften. Vor diesem Hintergrund haben die Arizona Coyotes entschieden, zumindest vorderhand nicht mehr maximalen sportlichen Erfolg, sondern eine Minimierung der finanziellen Verluste anzustreben. Wie das geht? Genau so.

Das Spiel am Salary Cap Floor

Grundsätzlich ist es den Franchises der National Hockey League nur bis zu einem gewissen Grad möglich, Gelder einzusparen. Denn genauso, wie die Salary Cap die Gehaltsobergrenze pro Team festlegt, an die sich alle Organisationen zu halten haben, regelt der sogenannte Salary Cap Floor die Mindestgrenze an Gehältern, die ein Team auszahlen muss. So wird ein gewisses Mass an Wettbewerb garantiert, bewegen sich doch sämtliche Organisation im Gehaltsbereich zwischen 82,5 Mio. USD und 60,2 Mio. USD. Es sei denn, man findet auf Kosten jeglicher sportlicher Erfolgsaussichten einen Weg, den Salary Cap Floor faktisch auzuhebeln, so wie dies die Coyotes in der vergangenen Woche mit den Trades für Shae Weber (Cap Hit von 7,8 Mio. USD) und Jakob Voracek (Cap Hit von 8,25 Mio. USD) getan haben. In beiden Fällen droht den Spielern aufgrund langwieriger Verletzungen das Karrierenende, so dass sie mit grösster Wahrscheinlichkeit nie für Arizona in der NHL auflaufen werden. Genau genommen, haben die Coyotes also nicht zwei Spieler, sondern primär zwei Verträge übernommen.

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Jakob Voracek ist in Arizonas Salary Cap Buchhaltung mit USD 8,25 Mio. vermerkt. Effektiv bezahlt wird ihm deutlich weniger

Arizona: Der Friedhof schlechter Verträge

Warum handeln die Arizona Coyotes also scheinbar wider jeglicher sportlicher Vernunft? Warum holen sie nicht zwei gesunde und günstige Spieler, um so zwar Geld zu sparen, gleichzeitig aber zumindest die sportliche Substanz im Kader zu erhöhen? Des Rätsels Lösung liegt in der grossen Diskrepanz zwischen den für die Salary Cap relevanten Lohnsummen der beiden Spieler, welche dem Durchschnittslohn über die gesamte Vertragslaufzeit entsprechen, und dem effektiv ausbezahlten Lohn der Spieler im aktuellen Jahr. Letzerer kann speziell im Fall von sogenannten «front loaded» Verträgen, die zu einem sehr grossen Teil bereits in den ersten Vertragsjahren ausbezahlt wurden, sehr tief ausfallen (im tiefen sieben- oder gar sechsstelligen Bereich). Die Differenz (im Falle von Weber 6,8 Mio. USD) spart Arizona ein und investiert so in Tat und Wahrheit deutlich weniger in das aktuelle Team (rund 43 Mio. USD), als gemäss den Salary Cap Regelungen der Liga eigentlich im Minimum vorgesehen ist. Die Leidtragenden sind wichtige Stakeholder der Organisation wie Fans, Sponsoren oder auch die Liga, deren Ansehen leidet, aber auch ambitionierte NHL-Profis wie Janis Moser, der bei einer Organisation unter Vertrag steht, welche aktuell kaum eine Absicht erkennen lässt, sich dem sportlichen Wettbewerb in der Liga konsequent zu stellen.  

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