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Nishan Burkart und der FC Winterthur: Mit Tempo vorwärts

Andy

Rang 6 und eine realistische Chance, die Qualifikation für die Championship Group zu schaffen: Der FC Winterthur ist die positive Überraschung dieser Saison. Dies auch dank Offensivspieler Nishan Burkart, der heute gegen den FC Basel wieder für den Unterschied sorgen könnte.

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Vollgas: Nishan Burkart zieht an FCZ-Verteidiger Lindrit Kamberi vorbei. © KEYSTONE/Philipp Schmidli

Der FC Winterthur ist das Team der Stunde im Schweizer Fussball. Wettbewerbsübergreifend sieben Spiele in Serie haben Coach Patrick Rahmen und seine Mannschaft nicht mehr verloren, dank einem 2:0 gegen den FCZ den Einzug in den Cup-Halbfinal geschafft und zuletzt das andere Zürcher Derby gegen GC mit 2:0 gewonnen. Bemerkenswert dabei ist, dass Offensivspieler Nishan Burkart alle vier Tore gegen die Kantonsrivalen schoss und zum gefeierten Helden wurde. Es sind glanzvolle Tage in der Karriere des 24-Jährigen, der in seiner noch jungen Karriere schon viel erlebt hat.

Das Tempo in den Genen

Aus genetischer Sicht hätte Nishan Burkart Leichtathlet werden müssen. Sein Vater Stefan Burkart war einst Schweizer Rekordhalter über 100 Meter (10,32 Sekunden), seine Mutter Helen Barnett-Burkart war ebenfalls Leichtathletin und nahm 1984 für Grossbritannien an den Olympischen Spielen in Los Angeles teil, wo sie über 400 Meter den Halbfinal und in der 4-mal-400-m-Staffel den vierten Platz erreichte. So ist es auch nur logisch, dass Nishan Burkart sich in jungen Jahren ebenfalls in der Leichtathletik versuchte. «Ich bestritt ein paar Läufe, aber es hat mir nicht so gefallen», sagte er einst. «Ich habe meinen Eltern gesagt, dass es mir zu langweilig ist, einfach zehn Sekunden zu rennen.»

Fasziniert hat ihn dagegen der Fussball. Mit sieben Jahren wollte er sich dem FC Urdorf anschliessen, wurde aber aufgrund der langen Warteliste abgewiesen. So versuchte er es beim FC Zürich, wo man sein Talent sofort erkannte und ihn nach einem Probetraining aufnahm. Die Fussball-Wahl erfolgte ohne Widerstand seiner Eltern mit ihrer Leichtathletik-Vergangenheit. «Sie haben mich immer positiv unterstützt und begleitet. Aber sie haben nie vom Spielfeldrand hereingeschrien oder beim Abendessen meine Leistung analysiert. Ich wollte das nicht. Und sie haben sich daran gehalten.» 

Mit 16 Jahren ab auf die Insel

Die Geschwindigkeit – sie ist ein Trumpf im Spiel Burkarts. Und ermöglichte ihm auch den Sprung nach England. 2015 bestritt Burkart mit dem FCZ den Swiss Cup, ein internationales Jugendturnier, im liechtensteinischen Ruggell und bot Spektakel. Am Ende des Turniers hatte der Stürmer und Captain neun Tore in sieben Spielen erzielt und der FCZ das Turnier gewonnen. Unter den Teilnehmern befanden sich Teams wie Manchester City, West Ham United, Werder Bremen, VfB Stuttgart oder Rapid Wien und plötzlich stand der Name des 15-Jährigen in den Notizbüchern der Scouts weit oben. Die ersten Spielervermittler klopften an, englische Internetportale berichteten über das «swiss superkid» und bezeichneten ihn als «the next Theo Walcott», über den der Guardian einmal voller Bewunderung schrieb: «Er jagt übers Feld wie ein Jack Russell, der an einem voll besetzten Strand einer Biene hinterherhetzt.»

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Nishan Burkart im Einsatz für die U19 von Manchester United.

Die Wahl fiel auf Manchester United, wobei dem Wechsel ein unschönes Intermezzo vorausgegangen war, als der FCZ Burkart nicht mehr spielen liess, weil er den Klub verlassen wollte. Vom Aargau, wo er damals wohnte, zog er nun nach Manchester, wo er drei Jahre in der Akademie von ManU verbrachte. Ein grosser Schritt sei es gewesen, mit 16 ins Ausland zu gehen. Wenngleich dieser Umzug doch etwas leichter war als in anderen Fällen. Einerseits sprach er schon zuvor daheim Englisch, andererseits begleitete ihn seine Mutter auf die Insel; sein leider vor knapp drei Jahren an Krebs verstorbener Vater flog alle zwei Wochen aus der Schweiz nach Manchester zu Besuch.

Die drei Jahre in England waren prägend. Menschlich, weil er in der Fremde wohnte, aber vor allem auch sportlich, weil er sich fussballtechnisch und mental weiterentwickelte. Er war auf dem Trainingsgelände, wo sich auch die Topstars bewegten, seinem Traum greifbar nahe. Zum Sprung in die erste Mannschaft reichte es nicht, und so wechselte er im Sommer 2019 von der U23 von ManU, mit der er auch im Old Trafford spielte, dem Theater of Dreams, nach Deutschland, in die zweite Mannschaft des SC Freiburg, um sich im Männerfussball zu versuchen.

14 Minuten Bundesliga

In Freiburg spielte Burkart in der zweiten Mannschaft, in der Regionalliga, dann in der 3. Bundesliga. Er kam zwar auch zu 14 Minuten in der 1. Bundesliga, doch diese 14 Minuten am 3. April 2021 bei der 1:2-Niederlage gegen Mönchengladbach mit Yann Sommer im Tor, Dennis Zakaria und Breel Embolo als Einwechselspieler und Michael Lang als Ersatz blieben ein einmaliges Intermezzo. Der Grund? «Das weiss ich auch nicht. Keine Ahnung. Ich habe keine Antwort darauf», sagte Burkart kürzlich gegenüber dem «Landbote».

Irgendwann spürte er, dass er ansteht, nicht mehr weiterkommt, eine Luftveränderung braucht. Und liess sich nach Winterthur ausleihen. Das war im Sommer 2022, und in seiner ersten Saison kam er auf 24 Einsätze und drei Tore. Die Leistungen überzeugten, der FCW verpflichtete ihn fix und stattete ihn mit einem Vertrag bis 2026 aus. Und nun hat der schnelle Offensivspieler richtig Schwung aufgenommen, ist zum Schreck der gegnerischen Defensiven geworden. Zehn Treffer hat er wettbewerbsübergreifend in dieser Saison bereits erzielt, ist damit vor Sayfallah Ltaief Winterthurs bester Torschütze.

Burkart und Ltaief sind auch heute Abend gegen den FC Basel zwei Hoffnungsträger der Winterthurer, die mit einem Sieg einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Championship Group machen und ihren Gegner endgültig aus dem Kampf um einen Platz in den Top 6 verabschieden können. Die ersten zwei Saisonduelle haben die Winterthurer mit 2:5 und 1:3 verloren. Nun scheint die Zeit reif für die Revanche – und kann Burkart weiter Werbung in eigener Sache machen, um sich einen Traum irgendwann vielleicht doch noch zu verwirklichen. Gegenüber «blue Sport» sagte er in diesen Tagen auf die Frage, wohin ihn seine Träume führen: «Am liebsten wieder nach England. Da ich halber Engländer bin, wäre es für mich keine grosse Sache.»

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Matchwinner: Nach seinen zwei Toren im Cup gegen den FCZ strahlte Nishan Burkart – kann er das auch heute gegen den FCB?
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