Rapperswil-Jona Lakers: Kein Cervenka, keine Chance?
Und dann war’s das. Mitten im Sommer gaben die SCRJ Lakers nach fünf aussergewöhnlichen Spielzeiten den Abgang von Captain und Aushängeschild Roman Cervenka (38) bekannt. Ein herber, nicht wettzumachender Verlust für die St. Galler – oder doch nicht? Unser Blick an den Obersee.
Der Staff: Tala svenska?
Was tut ein bereits schwedisch geprägter Klub nach einer über weite Strecken enttäuschend verlaufenen Saison? Richtig, er verstärkt das schwedische Element, angefangen beim Coaching Staff der Lakers, welcher zum ersten Mal in der Klubgeschichte von drei schwedischen Trainern geprägt wird. Dabei wird Head Coach Stefan Hedlund (49, 4. Saison) neu von Johan Lundskog (39, ex-Bern und ex-Davos) assistiert, der nach zwei gescheiterten Engagements als Cheftrainer in Bern und Mannheim in die zweite Reihe zurückkehrt. Dritter Schwede im Bunde ist der erst 29-jährige Fabian Gunnarsson, der bislang in seiner Heimat für Mora IK tätig war. Sportchef Janick Steinmanns Absicht scheint klar: Die Kontinuität wahren, das schwedische Element stärken und gleichzeitig doch neue Impulse setzen.
Die Ausländer: Tala svenska?
Der zweifache Liga-MVP und Captain Roman Cervenka ist weg und mit ihm eine ganz Reihe weiterer Legionäre wie Maxim Noreau (Rücktritt), Jordan Schroeder (zu Brynäs IF), Martin Frk (zu Calgary), Brent Connolly und Zac Leslie (beide noch ohne Klub). Der Unterschied: Während Cervenka selbst in einer für seine Verhältnisse durchschnittlichen Saison zum Topskorer avancierte (40 Punkte), konnte der Rest der Gruppe die in sie gesetzten Erwartungen alters-, verletzungs- oder leistungsbedingt nicht erfüllen. Insofern bietet der Umbruch auf den Ausländerpositionen sogar eine Chance für die Lakers, die mit den Rückkehrern Emil Djuse (D, 30), Viktor Rask (C, 31) und Nicklas Jensen ((RW/LW, 31, DEN) sowie den Neuzugängen Malte Strömwall (RW, 30), Pontus Aberg (LW/RW, 30), Jacob Larsson (D, 27), und Philip Holm (D, 32) nahezu ausnahmslos auf das schwedische Element setzen. Kann das funktionieren? Es muss, wenn sich der SCRJ in der neuen Saison wieder in Richtung Pre-Playoffs orientieren will.
Die Transfers: Es geht wieder von vorne los
In den vergangenen drei Spielzeiten haben sich die Lakers unter dem Duo Steinmann/Hedlund als perfekter Landing Spot für junge Spieler erwiesen. Speziell in der Defensive, wo sich David Aebischer (23), Nathan Vouardoux (23) und Inaki Baragano (22) bis in den Kreis der Nationalmannschaft spielten. Das Problem: Aebischer und Vouardoux sind bereits wieder weg, spielen neu zu besseren Bezügen in Lugano (Aebischer) und Lausanne (Vouardoux), wo es spätestens nächste Saison auch Baragano hinziehen wird. Für Rapperswil bedeutet das den Schritt zurück auf Feld 1 und den erneut zwingenden Aufbau neuer Talente wie Benjamin Quinn (20, bisher GCK Lions), Jan Hornecker (20, eigener Nachwuchs), Valentin Hofer (22, bisher Ambri) und Mika Henauer (24, bisher Bern). Ergänzt werden diese Youngster vom erfahrenen Igor Jelovac (29), der nach zwei Jahren in Lausanne im Tausch für Vouardoux an den Obersee zurückkehrt.
Prognose
Auf den ersten Blick ist die SCRJ-Lakers-Ausgabe 2024/2025 schwächer einzustufen, als deren Vorgängermodelle. Die Abgänge der Verteidiger Aebischer und Vouardoux schmerzen, vom Verlust Cervenkas, in den letzten fünf Jahren Denker, Lenker und Vollstrecker in Personalunion, ganz zu schweigen. Entsprechend versuchen die St. Galler gar nicht erst, ihren Captain 1:1 zu ersetzen. Stattdessen soll der Weggang des Tschechen im Verbund aufgefangen werden, wobei die Lakers ihr Heil auch personell in der schwedischen Eishockey-Philosophie suchen. Das kann funktionieren, vor allem dann, wenn es gelingt, sich von der Abhängigkeit von einem einzelnen Spieler zu lösen, als Team solidarischer, aber gleichzeitig auch unberechenbarer aufzutreten. Trotzdem steht «Rappi» wohl vor einer schwierigen Saison. Zwischen Rang 14 und der Qualifikation für die Pre-Playoffs scheint alles möglich.