Sane hat sich mit Pini Zahavi den gleichen Berater ins Boot geholt wie einst David Alaba oder Robert Lewandowski. Bei beiden hiess es danach: Servus FC Bayern. Die Sky Reporter Florian Plettenberg und Mario Volpe sind unterschiedlicher Meinung. Ein Pro und Contra.
Von Florian Plettenberg (Pro) und Mario Volpe (Contra)
Pro Sane-Verbleib
Für mich kann es in diesem Poker nur eine Lösung geben: Der FC Bayern und Leroy Sane müssen gemeinsam einen Weg finden, um seinen Vertrag zu verlängern. Alles andere ergibt keinen Sinn - weder für den deutschen Rekordmeister noch für Sane.
Es ist nachvollziehbar, dass sich Sane nun den Groll der Öffentlichkeit zugezogen hat. Schliesslich stand er mit den Bayern und seiner vorherigen Agentur kurz vor der Finalisierung seiner Vertragsverlängerung bis 2028.
Klar ist: Eine Verlängerung zu den bereits ausgehandelten Konditionen - bevor Sane zu Pini Zahavi gewechselt war - wäre für Max Eberl ein echtes Pfund gewesen.
Warum sollte Sane keine Signing-Fee verlangen?
Denn Sane wäre der erste Stammspieler gewesen, der mit einem deutlichen Gehaltsverzicht verlängert hätte. Das Gesamtpaket von etwa 18 bis 19 Millionen Euro pro Jahr wäre auf 14 bis 15 Millionen reduziert worden. Knapp zehn Millionen Euro fix (zuvor etwa 15), keine Unterschriftsprämie - ganz im Sinne des Aufsichtsrats des FC Bayern.
Doch Sane macht da nun nicht mehr mit. Es heisst, Zahavi und Sane bewerten das aktuelle Bayern-Angebot als nicht marktgerecht. Was sich auch daran bemessen liesse, was vor allem Teams aus England aktuell bereit sind, zu zahlen. Der FC Arsenal will ihn.
Welchen Sane-Gedanken ich persönlich nachvollziehen kann: Warum sollte er seinen auslaufenden Vertrag ohne eine Unterschriftsprämie (Signing-Fee) verlängern, wenn sein Kumpel Alphonso Davies etwa 20 Millionen Euro an Signing Fee kassiert haben soll?
Signing Fee hin oder her: Bayern sollte mit Sane verlängern!
Sane hat sich nie hängen lassen
Seine Leistungen mögen schwanken, er mag schwer greifbar sein - das sagen selbst diejenigen, die ihn seit fünf Jahren bei Bayern begleiten. Dennoch hat er sich in den vergangenen Wochen mehrfach öffentlich dazu bekannt, bei Bayern bleiben zu wollen - und das vor allem in Phasen, in denen der Klub eine Vertragsverlängerung gar nicht mehr in Erwägung gezogen hat. In diesen Phasen hat er sich nicht hängen lassen. Auch das sollten seine Kritiker berücksichtigen.
Was er leisten kann, hat er in den vergangenen Jahren und Monaten oft genug bewiesen. Er ist in der Kabine anerkannt. Er hat Freunde in der Mannschaft. Julian Nagelsmann setzt auf ihn. Zudem ist er fast nie verletzt und kann - wenn er will - immer wieder den Unterschied ausmachen. Von allen Flügelspielern im Kader halte ich ihn - hinter Michael Olise - für den aktuell wichtigsten. Das wissen auch die Bayern, müssen nun jedoch nach aussen hin Härte zeigen. Das ist Teil des Pokers.
Sane jetzt allerdings ablösefrei gehen zu lassen, würde bedeuten, dass man für einen Spieler seiner Klasse auch wieder 60-100 Millionen Euro wird investieren müssen (Ablöse, Gehalt, Prämien und Provisionen). Die einfachste Lösung: Bayern, Sane und Zahavi bewegen sich aufeinander zu. In diesem Fall würde keine der beiden Seiten ihr Gesicht verlieren - und am Ende gäbe es nur Gewinner.
Contra Sane-Verbleib
"Ein kleiner Raubfisch mit sehr scharfen Zähnen, der in einem Schwarm jagt und seine Beute in kürzester Zeit bis auf das Skelett abfrisst."
So lautet die Definition von Piranha. Und was hat das jetzt mit Leroy Sane zu tun? Ganz einfach. Es war einer von vielen legendären Auftritten von Uli Hoeness, als er vor ein paar Jahren im Doppelpass den berühmt-berüchtigten Berater Pini Zahavi attackierte. "Er hat einen geldgierigen Piranha als Berater", äusserte Hoeness über Zahavi, der angeblich für eine Unterschrift Alabas unter einen neuen Vertrag für sich selbst ein Honorar "im zweistelligen Millionenbereich" verlange: "Es geht wirklich nur ums Geld und sonst gar nichts. David ist ja schon beim besten Verein der Welt."
Und auch jetzt geht es offensichtlich nur ums Geld. Wertschätzung nennen das die Spieler gerne. Das ist im Grunde nicht verwerflich. Wer von uns möchte in Vertragsverhandlungen nicht auch das Beste für sich herausholen?
Wenn man sich allerdings so gut wie einig ist, ohnehin einen zweistelligen Millionen-Betrag verdient und dann kurz vor Unterschrift einen Berater engagiert, der dann doch noch "was rausholen" soll, kommt das vor allem bei Volk und Fans weniger gut an.
Bayern braucht jeden Euro für den Wirtz-Deal
Sane ist ein sehr guter Fussballer mit ganz viel Talent und hin und wieder auch richtig tollen Aktionen. Wenn er will, kann er Dinge am Ball, die nur wenigen vergönnt sind. Aber reicht das, um noch mehr zu wollen vom FC Bayern? Nein!
Auch wenn Statistiken, Tore und Assists ganz ordentlich sind, so sollte der FC Bayern den Piranha dieses Mal als Segen betrachten. Dem deutschen Vorzeigeklub und Rekordmeister hätte nichts Besseres passieren können.
Jeder Euro wird (zurecht) für den Transfer vom kommenden deutschen Superstar Florian Wirtz "gesammelt." Wer Toni Kroos und David Alaba hat gehen lassen, weil diese mit dem Angebot des Klubs nicht zufrieden waren, der sollte bei Sane nicht länger nachdenken und dem Flügelflitzer respektvoll, aber bestimmt die Tür öffnen und anständig verabschieden. Ohne Schlammschlacht, ohne Nachtreten. Professionell und erwachsen.
Sane konnte sein Potential nie voll ausschöpfen
Sane hat auch beim FC Bayern nie gezeigt, dass er konstant und über einen längeren Zeitraum den Unterschied macht. Permanente begleiten ihn Diskussionen über Körpersprache, Effektivität, Durchsetzungsvermögen, Mia-san-Mia-Gen. Keiner will sein Gesicht in dieser Angelegenheit verlieren und ein unwürdiges Feilschen um ein paar Millionen Fixgehalt oder Boni sollte man sich sparen.
Zahavi, der von vertrauten Menschen als unglaublich charismatisch, herzlich, sympathisch und eloquent, aber auch knallhart in der Sache beschrieben wird, verdient mit Sicherheit auch bei einem Transfer von Sane nach England mit und alle könnten am Ende zufrieden sein. Und wenn die Bayern den Abgang von Lewandowski und Alaba unter "Mithilfe" von Zahavi verkraftet haben, dann werden sie ganz sicher auch ohne Sane mindestens so erfolgreich sein, wie in diesem Jahr.
Die Bayern schnappen sich Wirtz oder einen anderen Offensiv-Künstler, sparen sich opulente Gehalt von Sane und weiter geht's.
Was auf den ersten Blick wie ein Problem erscheint, ist oftmals die perfekte Lösung. Und genau so sehe ich das in diesem Fall. Den Bayern hätte nichts Besseres passieren können, als das Verdribbeln von Leroy Sane…