Sauber: Weitere Punkte in Reichweite
Von den Nullnummern zum Team der Stunde: Sauber hat sich in der Formel 1 auf die Erfolgswelle katapultiert – und nun darf auch in Silverstone auf eine Glanzvorstellung gehofft werden.
In den letzten Jahren mussten die Schweizer Formel 1-Fans untendurch. Das Team aus Hinwil war in der Königsklasse des Rennsports als Bettler unterwegs und fuhr regelmässig hinterher. In der letzten Saison war die Seuche besonders gross. Erst im vorletzten Saisonrennen in Doha gabs die ersten Punkte, als der Chinese Guanyu Zhou auf Rang 8 fuhr. Es war das Ende einer schwarzen Serie. Nach über einem Jahr ohne Punkte beendete ein Bolide aus Hinwil endlich wieder einen GP in den Top Ten.
Zu Beginn dieser Saison deutete noch nicht allzu viel auf eine neue Herrlichkeit hin, auch wenn Nico Hülkenberg zum Saisonstart gleich den siebten Platz belegte. Danach folgte aber ein Rückfall ins Mittelmass – bis in Barcelona der Gipfelsturm begann und die Tristesse scheinbar langfristig aus dem Zürcher Oberland vertrieben werden konnte.
Die Premiere von Bortoleto
Der Deutsche Nico Hülkenberg raste in Spanien auf Rang 5 und überholte dabei gar den siebenfachen Weltmeister Lewis Hamilton im Ferrari, danach folgten ein achter Platz in Kanada und ein neunter Platz in Österreich – obwohl er vom letzten Startplatz aus ins Rennen musste. Und der Brasilianer Gabriel Bortoleto zeigte am vergangenen Sonntag in Spielberg ein beeindruckendes Rennen, schaffte es mit dem achten Platz erstmals in seiner noch jungen Formel 1-Karriere in die Punkte und wurde von allen Seiten mit Lob überhäuft. Zwei Fahrer in den Top Ten – es war aus Schweizer Sicht schon fast historisch. Letztmals war Sauber im Oktober 2023 mit zwei Fahrern – Valtteri Bottas (8.) und Guanyu Zhou (9.) – in den Punkten gewesen, ehe eine lange Durststrecke begann.
Tempi passati! Mit 26 Punkten belegt Sauber zwar in der Konstrukteurs-WM immer noch den neunten und vorletzten Platz, sitzt aber im Nacken von Aston Martin (28) und Haas (29) – und auch die Racing Bulls (36) befinden sich in Schlagdistanz. «Endlich gehts richtig vorwärts. Die harte Arbeit lohnt sich», freute sich der britische Teamchef Jonathan Wheatley, der von Red Bull gekommen ist und seit dem GP von Japan am Kommandostand steht, nach dem Rennen in Österreich.
Weiteres Update-Paket
Entsprechend gut gelaunt und optimistisch reiste das Team nun nach Silverstone, wo es darum geht, auf dieser positiven Entwicklung aufzubauen und das Potenzial des neuesten Update-Pakets, das beim GP von Grossbritannien an diesem Wochenende vorgestellt wird, voll auszuschöpfen, ehe die Entwicklung des C45 gestoppt wird und die ganze Konzentration auf dem 2026-er Boliden liegt. Dem «Audi» also, der dann vorne mitmischen will.
«Silverstone hat für Motorsportfans und für mich persönlich einen besonderen Stellenwert, denn dort habe ich mein erstes Formel 1-Auto in Aktion gesehen. Wir haben in den letzten Rennen einige ermutigende Fortschritte erzielt, dank der harten Arbeit aller Mitarbeiter im Werk und der Leistung des Teams auf der Strecke. Aber da das Feld in diesem Jahr so unglaublich eng ist, müssen wir konzentriert und besonnen bleiben», sagt nun Teamchef Jonathan Wheatley vor dem Rennen in Silverstone.
Mit kleinen Schritten vorwärtskommen
Ähnlich positiv tönt es von Nico Hülkenberg: «Die doppelten Punkte in Österreich waren ein weiterer Motivationsschub für das Team und haben gezeigt, was wir leisten können, wenn alles zusammenpasst. Wir haben uns von Rennen zu Rennen stetig verbessert, und die harte Arbeit und das Engagement des Teams beginnen sich auf der Strecke auszuzahlen, was sehr ermutigend ist.» Es gebe noch Raum für Verbesserungen, aber er sei zuversichtlich, dass das Team im Laufe der Saison auf diesen Fortschritten aufbauen könne. «Ich freue mich jetzt auf Silverstone. Ein grossartiger Klassiker mit einigen sehr spektakulären Kurven und einer einzigartigen Atmosphäre auf den Tribünen.»
Für Gabriel Bortoleto geht es darum, seine starke Leistung von Österreich bei seiner Formel 1-Premiere in Silverstone zu bestätigen. Er sagt: «Meine ersten Punkte am vergangenen Wochenende zu holen, war unglaublich – ein Ergebnis, für welches das Team und ich seit Beginn der Saison so hart gearbeitet haben. Aber das ist erst der Anfang. Wir müssen konzentriert bleiben, weiterarbeiten und uns weiter verbessern. Wir bringen auch einige neue Teile mit, auf die ich mich schon freue. Es geht um die kleinen Schritte – so wachsen wir und bleiben im Mittelfeld im Kampf dabei.» Oder wie Teamchef Wheatley sagt: «Wenn wir unsere Leistung auf den Punkt bringen, sind weitere Punkte in Reichweite.»