SCB: Derby-Siege als Gamechanger?
Am Dienstag gegen Biel, am Samstag gegen die SCL Tigers: Der SCB hat in diesen Tagen die grosse Chance, sich mit zwei Derbysiegen aus dem ärgsten Schlamassel zu befreien und für Morgenröte am sportlichen Horizont zu sorgen.
Die Erleichterung war gross am vergangenen Dienstag in der PostFinance Arena. Das Derby gegen Biel – es war ein Sechs-Punkte-Spiel für den SCB. Mit einem Sieg konnten die Mutzen bis auf drei Punkte an die Seeländer herankommen, die aktuell Rang 10 belegen. Die Aufgabe wurde gemeistert, der SCB siegte im Derby mit 6:2. Am Samstag folgt nun das nächste kapitale Derby – gegen die SCL Tigers, die heute Abend den EV Zug empfangen und aktuell ebenfalls drei Punkte vor dem SCB liegen. Dazu kommt am Sonntag das Auswärtsspiel in Lugano, so dass sich der SCB auf Play-In-Kurs vorarbeiten kann.
Das Spiel gegen Langnau ist bereits das dritte Tatzen-Derby der Saison und für den SCB waren die Emmentaler bislang ein willkommener Gegner. Anfang Oktober gewannen die Mutzen in der PostFinance Arena mit 2:1, im zweiten Duell am 15. November in Langnau feierten sie dann einen 4:3-Sieg nach Verlängerung. Es ist gut möglich, dass es auch jetzt zu einer engen Entscheidung kommt, denn auf fremdem Eis lief es den Tigers bislang nicht nach Wunsch: Zwölf Punkte aus 15 Spielen ergeben in diesem Ranking lediglich Rang 12, einzig der EHC Biel-Bienne und der HC Ajoie waren noch weniger erfolgreich. Doch es gibt bei den Emmentalern auch Hoffnung. Das letzte Spiel in der Fremde gewannen sie Ende November gegen Titelverteidiger ZSC Lions mit 2:1 nach Verlängerung und beendeten so eine Serie von sechs Auswärtsniederlagen.
In einer schwierigen Situation retten, was zu retten ist
Spiele gegen die SCL Tigers sind immer speziell und für SCB-Trainer Heinz Ehlers wohl noch ein bisschen spezieller, nachdem er zwischen 2016 und 2020 Headcoach der Tigers gewesen war. Anfang Oktober hat der bald 60-Jährige nun beim SCB Jussi Tapola an der Bande abgelöst und versucht, in der laufenden Saison zu retten, was zu retten ist. «Es ist eine schwierige Situation, das wusste ich von Anfang an. Aber es gibt genügend Qualität, um in der Tabelle weiter nach oben zu kommen», erklärte Ehlers kürzlich. Er habe nur kurz überlegen müssen, als die Anfrage des SCB kam, sagt der Däne, der eigentlich geplant hatte, eine Saison in Basel als Assistent tätig zu sein und dann in seine Heimat zurückzukehren. «Ich war sehr überrascht über den Anruf. Das Interesse hat mich wahnsinnig gefreut. Es zeigt einen gewissen Respekt vor meiner Arbeit der letzten Jahre.»
Unterstützt wird Ehlers vom Tschechen Pavel Rosa, der zuletzt jahrelang bei Gottéron als Assistent gearbeitet hatte. Ehlers und Rosa verfügen über immense Erfahrung, als Spieler und Trainer. Ehlers spielte unter anderem kurz in Biel, wurde bei den Seeländern 2007 Trainer und realisierte den Aufstieg. Seither war er in der Schweiz auch in Langenthal, Lausanne, Langnau, Visp und zuletzt Basel tätig und galt als Coach, der seine Teams dank Organisation und Taktik weiterbringt. Zuletzt bewies er dies in Visp, als er im vergangenen Frühling mit den Wallisern in der Sky Swiss League den Titel gewann und in der Ligaqualifikation gegen Ajoie am Aufstieg schnupperte.
Pavel Rosa kam in der Saison 2010/11 in die Schweiz und stürmte bis 2013 für Gottéron und Lugano, ehe er seine Karriere in Tschechien und Finnland ausklingen liess, nachdem er zuvor auch in der NHL, der KHL und Schweden gespielt hatte. 2016 begann er in Fribourg seine Trainerkarriere und blieb Assistenztrainer in der ersten Mannschaft, bis auf diese Saison hin der Schwede Roger Rönnberg als Headcoach übernahm. Rosa war als Coach zwar immer in der Rolle des Assistenten, kann sich aber gut vorstellen, in Zukunft mal Cheftrainer zu werden. «Ich bin bereit, aber es braucht das richtige Timing und etwas Glück», erklärt der Tscheche, der aber auch seine aktuelle Rolle akzeptiert und nicht mit aller Macht in der Hierarchie aufsteigen will. «Ich bin nicht der Typ, der einem Headcoach in den Rücken fällt, aber ich weiss, dass meine Zeit kommen wird.»
Neue Energie und Lust
Das Trainer-Duo arbeitet ruhig und analytisch, in den Trainings wird nüchtern und sachlich erklärt, was von den Spielern erwartet wird. «In der aktuellen Situation ist das sicher besser, als wenn wir die Nerven verlieren würde. Die Mannschaft muss spüren, dass die Trainer ruhig bleiben und an sie glauben», so Ehlers. «Das tun wir auch, aber wir brauchen mehr Konstanz in unseren Leistungen.» Eigentlich wollte er wie erwähnt nach dieser Saison in die Heimat zurückkehren und sich einem Familienprojekt widmet. Sein Sohn Njkolaj, NHL-Star bei den Carolina Hurricanes, hat kürzlich die Aalborg Pirates vor dem Konkurs gerettet, indem er 51 Prozent der Aktien übernommen hat. Es ist der Klub, bei dem Heinz Ehlers einst seine Eishockeykarriere gestartet hat und bei dem auch sein zweiter Sohn Sebastian spielt. Ehlers senior ist nun im Vorstand für den Sport verantwortlich, hat aber mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun. Stattdessen konzentriert er sich auf seine Herausforderung beim SCB, durch die er «neue Energie und neue Lust» bekommen hat, wie er sagt. Ein zweiter Sieg im zweiten Derby der Woche würde zweifellos für noch mehr Energie und Lust sorgen. Und könnte für den SCB in dieser Saison ein Gamechanger sein.