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Schafft auch die Fussball-Nati den Exploit? Zwei Meinungen

Das Eishockey-Nationalteam hats vorgemacht, jetzt liegt der Ball bei den Spielern und Trainern unserer Fussball-Nati. Kann sie an der Euro 2024 ebenfalls für Furore sorgen? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer sind sich nicht einig.

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Gute Laune in der EM-Vorbereitung: Steven Zuber, Ruben Vargas und Cheftrainer Murat Yakin. © KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Andy Maschek sagt: Ja

Die Schweizer Eishockey-Nati hat uns mit ihren Auftritten in Tschechien mitgerissen, begeistert, für Gänsehaut gesorgt. Dass die Krönung in Form des WM-Titels ausblieb, hat geschmerzt, vor allem die Spieler, die nicht einmal einen Tag nach der Finalniederlage beim Empfang in Kloten teilweise immer noch Tränen vergossen und denen die Enttäuschung trotz der Begeisterung der vielen Fans in den Knochen sass. Diese Enttäuschung war aber auch Ausdruck der Erwartungen an sich selber, der hochgesteckten Ziele und des Selbstvertrauens. Denn die Spieler waren sicher: Wir werden Weltmeister.

Es hat leider nicht geklappt, die Mission wurde nicht erfolgreich beendet. Gefehlt hat es an wenig – und ganz sicher nicht am Spirit im Team von Patrick Fischer. Da war kein Name zu gross, um sich in die gegnerischen Schüsse zu werfen, Checks zu fressen, blaue Flecken einzustecken. Alles wurde dem Ziel untergeordnet, als verschworene Einheit den maximalen Erfolg zu feiern.

Ist auch die Fussball-Nati in der Lage, auf der ganz grossen Bühne für Furore zu sorgen und bis am Ende im Turnier zu bleiben? Uns allen magische Tage zu bescheren? Es gibt für mich keinen Grund, diese Möglichkeit auszuschliessen – zumindest in einer «idealen» Welt und wenn alles passt.

Die internationale Konkurrenz ist an einer Fussball-EM breiter als an einer Eishockey-WM. Und es fehlen im Team von Murat Yakin wohl auch Stars der grössten internationale Hubraumklasse wie Roman Josi, Nico Hischier oder Kevin Fiala im Eishockey. Doch gerade auch Spieler wie Granit Xhaka, Yann Sommer oder Manuel Akanji und nach wie vor Xherdan Shaqiri verfügen über ausserordentliche Qualitäten und können den Rest mitreissen, der sich ebenfalls nicht zu verstecken braucht.

Es ist auch ein Blick zurück, in den Sommer 2021, der Mut macht. Damals warfen die Schweizer im EM-Achtelfinal den grossen Turnierfavoriten Frankreich nach einer heroischen Leistung im Penaltyschiessen aus dem Turnier, in den Viertelfinals scheiterte das Team von Vladimir Petkovic dann erst im Elfmeterschiessen an den Spaniern. Mit vielen Spielern, die auch heute noch in der Nati spielen und sich teilweise im vielleicht besten Zeitpunkt ihrer Karriere befinden.

Nicht selten wurde im Zusammenhang mit der Schweizer Nati in den letzten Jahren der Begriff «Goldene Generation» verwendet. Nun haben diese Spieler die Möglichkeit, diese Einschätzung zu rechtfertigen. Dies ist möglich, wenn es Murat Yakin gelingt, denselben Spirit im Team zu kreieren, wie es Patrick Fischer bei den Eisgenossen getan hat. Wenn das Gefühl aufkommt, sich auf einer Mission zu befinden, wenn kein Hindernis zu hoch erscheint. 

Mit diesem Geist ist auch für unsere Fussballer viel oder alles möglich, wenn im richtigen Moment auch das Glück mitspielt. Ohne diesen ultimativen Teamgedanken ist dagegen die Gefahr gross, dass die Rückreise aus Deutschland viel zu früh erfolgt.

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Schön war sie, die Zeit der Eishockey-WM in Prag und Ostrava. Mit einer Schweizer Nationalmannschaft, die begeisterte und nahe an ihrem Optimum spielte. Beim Betrachten der entscheidenden Spiele ertappte ich mich mehr als einmal beim Gedanken, ob die Prager Sternstunden nicht auch eine Art Prolog zu den EM-Auftritten der Schweizer Fussball-Nati sein könnten? In der Theorie vielleicht, in der Praxis sehe ich diese Möglichkeit jedoch nicht.

Und das hat ganz viel damit zu tun, wen unser Land in zwei Wochen ins Rennen um die EM-Krone schicken kann, bzw. auf wen es in Deutschland auf dem Weg in ein Halbfinale oder mehr alles treffen kann. Denn eins ist klar: Anders als an der IIHF-WM, gehört die Schweiz an der UEFA Euro nicht zum erweiterten Kreis der Titelkandidaten. Und anders als im Eishockey ist die Leistungsdichte im Fussball so hoch, dass ein Ausscheiden in der Gruppenphase trotz 24er-Modus nicht ausgeschlossen werden kann. Sprich, bereits auf dem Papier ist die Ausgangslage für unsere Fussballer deutlich ungünstiger.

Glücklicherweise werden Fussballspiele jedoch nicht auf Papier, sondern auf dem grünen Rasen entschieden. Aber auch hier sehe ich maximal mit bescheidenem Optimismus auf die kommenden Wochen. Unser Nati besitzt mit Yann Sommer (oder Gregor Kobel), Manuel Akanji und Granit Xhaka zwar durchaus Spieler von gehobener internationaler Klasse und diverse Cracks, welche ihre Turniertauglichkeit bereits bestätigt haben. An der Spitze und in der Summe landen wir damit aber bestenfalls im Turniermittelfeld, und das auch nur ohne dabei zu berücksichtigen, dass erfahrene Leistungsträger der letzten Jahre ihren Zenit überschritten haben oder bis zur letzten Minute darum kämpfen werden, um überhaupt fit zu werden. All das war den Schweizer Hockeyanern um die NHL-Leistungsträger Josi, Fiala und Hischier in Prag fremd.

Aber natürlich, auch das muss noch nicht zwingend ein K.o.-Kriterium für sämtliche Schweizer EM-Träume sein. Schliesslich gibt es da auch so etwas wie Momentum, dass die Eisgenossen mit dem Zuzug der NHL-Cracks kurz vor Turnierbeginn entfachten und schliesslich mit dem Sieg über Rivale Deutschland gänzlich für sich gewannen. Nur: Mit so wenig Momentum wie die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft dürfte nach der grausamen Qualifikation wohl kaum eine andere Nation zur EM reisen. Und Hoffnungsträger aus der besten Liga der Welt sind weit und breit keine in Sicht. Das Momentum wird man sich also erspielen müssen, in Duellen gegen Teams wie Ungarn und Schottland, die sich dafür kaum eignen. Immerhin ist so das Achtelfinale durchaus möglich. Viel mehr allerdings nicht.

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