Die eingeplanten TV-Einnahmen fallen deutlich geringer aus als geplant. Die Zwänge durch Zinsen und Tilgungen im zweistelligen Millionenbereich bleiben. Eigentlich sollte die neue Fördergenossenschaft den Königsblauen mehr Luft schaffen, sie ist aber bislang eine grosse Enttäuschung.
Die einzige Möglichkeit, an frisches Geld zu kommen, sind Spielerverkäufe im Sommer.Der Fokus liegt dabei auf Moussa Sylla und Taylan Bulut. Mit viel Glück könnten beide Spieler jeweils rund zehn Millionen Euro einbringen.
Der qualitative Verlust ist aber eigentlich nicht zu kompensieren, da das eingenommene Geld nur zu einem sehr geringen Teil in neue Beine investiert werden kann.
Zudem ist der bestehende Kader alt und mit nur wenigen Talenten gespickt, die Hoffnung auf eine Leistungsexplosion machen.
Heisst: Schalke muss verkaufen und Kosten sparen!
Für weitere richtige Verkäufe gibt es im blau-weissen Kader aber nur wenige Kandidaten, die gewinnbringend veräussert werden könnten:
Derry John Murkin: Der Engländer hatte vor einiger Zeit schon ein neues Schalke-Angebot abgelehnt, niederländische Vereine zeigen Interesse an Schalkes linkem Schienenspieler. Dass Murkin Interesse an "höheren Aufgaben" hat, ist kein Geheimnis.
Lino Tempelmann: Der Mittelfeldspieler ist aktuell noch an Braunschweig ausgeliehen, zeigt dort aber seine Qualitäten (9 Spiele, 5 Tore) und betreibt mächtig Eigenwerbung. Auf Schalke ist seine Position durch Karaman blockiert, ausserdem gab es Probleme mit der Führung.
Ron-Thorben Hoffmann: Der Torwart "darf" nach eigenen Aussagen in Braunschweig bleiben, wenn die Eintracht nicht absteigt. Eine Rückkehr zu Schalke dürfte aufgrund der negativen Erfahrungen des Keepers unmöglich sein. Viel Geld bekäme Schalke ohnehin nicht für Hoffmann, da auch das üppige Schalke-Gehalt kompensiert werden müsste.
Einige Verträge laufen im Sommer aus
Kosten sparen kann Schalke deutlich einfacher, da die Gehaltsstruktur bei eigentlich allen "älteren" Verträgen überdurchschnittlich hoch und nicht der Qualität der Spieler entsprechend ist. Einige dieser Verträge laufen aus und dürften für eine gesunde Verdienststruktur nicht verlängert werden.
Ralf Fährmann: Der Torhüter spielt schon lange keine Rolle mehr, vor allem sein Berater und die Schalker Führung liegen im Streit. Angebote für die einstige Nummer eins gab es tatsächlich mehrfach aus dem Ausland, diese wollte Fährmann jedoch nicht annehmen.
Dominick Drexler: Das Tischtuch zwischen Spieler- und Vereinsseite ist komplett zerschnitten. Wie der Verein die Option für eine Beschäftigung als Jugendtrainer in Drexlers Vertrag handhaben wird, ist noch offen.
Marcin Kaminski: Unter Kees van Wonderen ist der Innenverteidiger gesetzt, der Trainer würde Kaminski auch gerne halten, jedoch fehlen dem 33-Jährigen schlichtweg Tempo, Spritzigkeit und die Übersicht in der Abwehr.
Mehmet Can Aydin: Der 23-Jährige hat sich in die Mannschaft gekämpft, ist immer bemüht, aber als Rechtsverteidiger ist er zu fehlerhaft, im rechten Mittelfeld kann er viel zu wenig Akzente nach vorne setzen. Auf dieser Position hat Aydin aber aktuell keine Konkurrenz und spielt daher immer.
Tobias Mohr: Wahrscheinlich ist der 29-Jährige derzeit der einzige Spieler in Schalkes Mannschaft, der einen Standard gefährlich vor das Tor schlagen kann. Ein Spiel an sich reissen und konstant Leistung im oberen Bereich bringen, vermag Mohr allerdings auch nicht.
Wie viel "neu" kann Schalke vertragen?
Aber wie viel "neu" kann Schalke überhaupt vertragen? Und wie konkurrenzfähig im Kampf um den Aufstieg (das kann und muss das Ziel sein) wäre Schalke?
Ohne Sylla, Bulut, Murkin, Kaminski, Aydin und Mohr würden gleich sechs potentielle Startelf-Kandidaten fehlen, die es zu ersetzen gelte.
Hinzu kommen diverse Leihspieler, wie Matriciani, Lasme oder Wasinski, die aufgrund ihrer überhöhten Gehälter schwer zu vermitteln sind und somit Kaderplätze blockieren, aber Schalke nach ihrer Rückkehr kaum weiterhelfen werden.
Ben Manga vor der wohl schwierigsten Aufgabe seiner Karriere
Daher ist Ben Manga wieder einmal gefragt. Der Schalker Kaderplaner steht vor der wohl schwierigsten Aufgabe seiner Karriere: Er muss mit wenig Geld sehr viel erreichen - und zwar sofort. Der eigentliche Plan, nämlich junge Talente zu finden, diese Diamanten zu schleifen und dann erst zu verkaufen, ist längst über Bord geworfen. Schalke hat keine Zeit!
Durch die vielen Abgänge müssen von potentiellen Neuzugängen mindestens drei bis vier Spieler sofort funktionieren, was bei einer Transferstrategie, die nur aufs Sparen ausgelegt ist, eher unwahrscheinlich ist.
Auf diesen Positionen werden Verstärkungen benötigt
Stand jetzt braucht Schalke einen neuen Torwart (Heekeren ist verbrannt, ein Karius-Verbleib fraglich), mindestens einen Innenverteidiger (falls Sanchez wirklich endlich durchstartet), einen rechten und linken Aussenverteidiger und einen Spieler für die rechte Aussenbahn.
Ob der neue Sportvorstand, der bis zum Sommer gefunden werden soll, den Kurs beeinflussen oder gar neue Impulse und Ideen mitbringen kann und darf, ist derzeit ungewiss.