Schelling, Dickenmann und Hänni: Drei Pionierinnen des Schweizer Sports
Am 8. März feiert die Welt den Internationalen Frauentag. Im Vordergrund stehen dabei die Rechte der Frauen weltweit, aber auch die Gleichberechtigung und die Gleichstellung aller Geschlechter. Als Teil der Gesellschaft, stehen diese Themen auch im Sport verstärkt im Fokus. Drei Frauen, welche den Sprung in die grösstenteils von Männern dominierte Sportbranche gewagt und dabei eine Vorreiterrolle eingenommen haben, sind Florence Schelling (34), Lara Dickenmann (37) und Tatjana Hänni (57). Sky Sport wirft einen Blick auf die unterschiedlichen Karrieren und Erfahrungen der Drei.
Florence Schelling
Florence Schelling ist eine Art Ikone des Schweizer Fraueneishockeys. Als Torhüterin und Gesicht des Olympia-Bronzeteams von 2014 ist Schelling wohl bis heute die einzige Schweizer Eishockeyspielerin mit einem nationalen Bekanntheitsgrad. Das dem so ist, verdankt Schelling sicher auch ihrer Anstellung als Sportchefin beim SC Bern, welche bei ihrer Bekanntgabe im April 2020 weit über die Schweizer Sportwelt hinaus Schlagzeilen generierte. Derart aussergewöhnlich war die Besetzung der höchsten sportlichen Position im Profi-Eishockey durch eine Frau. Was folgte, war ein in jeder Hinsicht lehrreiches, aber auch ernüchterndes Jahr, in dem Schelling die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnte. Unter schwierigen, durch die weltweite Corona-Pandemie beeinflussten Voraussetzungen schaffte sie es nicht, dem SC Bern ihren Stempel aufzudrücken und sich klubintern - aber auch in Gesprächen mit Agenten und Spielern - so zu positionieren, wie es für den SC Bern notwendig gewesen wäre. Als logische Schlussfolgerung folgte im Mai 2021 nach 13 Monaten die Trennung und damit das Ende einer mutigen Idee, die im Rückblick unter den gegebenen Umständen vermutlich von Anfang an nur Aussenseiterchancen besass. Dem Sport ist Florence Schelling trotzdem treu geblieben. Neben dem Aufbau ihrer eigenen Firma «Focus Finder» widmet sich die Absolventin der Northeastern Universität in Boston aktuell weiteren Mandaten im Sportumfeld.
Lara Dickenmann
Eines der ambitionierten nationalen Frauen-Sportprojekte der jüngeren Vergangenheit ist das dasjenige der Fussballsektion des Grasshopper Club Zürich. Seit 2021 investiert der Traditionsklub substantielle Summen in den Aufbau einer Frauenfussballabteilung, deren oberstes Ziel es ist, den Frauenfussball nachhaltig auf ein professionelleres Niveau zu heben. Geleitet wird das Projekt in operativer Funktion von General Managerin Lara Dickenmann, der aktuellen Schweizer Rekordnationalspielerin und zweifachen Champions-League-Siegerin mit Olympique Lyonnais. Dickenmann wurde von den Hoppers noch während ihrer aktiven Zeit beim VfL Wolfsburg für das Projekt begeistert und nahm ihre Tätigkeit bereits während ihrer letzten Saison in Deutschland auf. Seit ihrem Karriereende leitet die gebürtige Zentralschweizerin die Geschäfte und fungiert in ihrer Funktion auch als Bindeglied zwischen den Bereich Finanzen, Kommunikation, Medizin, Sponsoring und Sport. In den ersten beiden Jahren ihrer Tätigkeit, ist den GC-Frauen der grosse Wurf bislang noch verwehrt geblieben, auch wenn sie sich hinter dem Servette FC und dem FC Zürich als dritte nationale Kraft etabliert haben. Das gemeinsame Ziel von Dickenmann und GC ist dabei klar: «Wir sind bestrebt uns auf allen Ebenen zu verbessern und in jeder Situation das Maximum zu erreichen.«
Tatjana Hänni
Wenn ihre beiden jüngeren Kolleginnen gemeinhin zurecht als Pionierinnen bezeichnet werden, greift diese Bezeichnung für das, was Tatjana Hänni im Sport bisher geleistet hat, fast schon zu kurz. Die gebürtige Bielerin blickt auf eine mehrere Jahrzehnte dauernde Karriere zurück, angefangen bei ihrer Zeit als Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft, über diverse Rollen im Verein, bis hin zu langjährigen Engagements bei UEFA und FIFA. 2019 wechselte sie schliesslich als Ressortleiterin Frauenfussball zum Schweizerischen Fussballverband (SFV), ehe sie ein Jahr später zur Direktorin Frauenfussball befördert wurde und als erste Frau überhaupt Einsitz in der SFV-Geschäftsleitung nahm. An und für sich bereits mehr als genug, um auf eine bemerkenswerte Sportlaufbahn zurückzublicken, für Tatjana Hänni jedoch nur die Vorgeschichte zur ultimativen Herausforderung, der sich die ehemalige Präsidentin des FCZ-Frauenfussballs seit Anfang Jahr stellt. In den USA ist Hänni neu als «Chief Sporting Director» für die National Women’s Soccer League (NWSL) tätig, die seit 10 Jahren als Profiliga funktioniert und aktuell 12 Teams umfasst. In dieser Funktion arbeitet die Inhaberin eines MBA im Sportmanagement der Universität Bayreuth (GER) mit Spielerinnen, Liga-Funktionären und Interessenvertretern zusammen, um die NWSL langfristig als weltweit führende Frauenfussball-Liga zu etablieren. Für Hänni geht mit dem Engagement in Amerika eine Art Traum in Erfüllung, nehmen die USA im weltweiten Frauenfussball und im Kampf für Gleichberichtigung im Sport doch eine Vorreiterrolle ein. «Als das Angebot kam, musste ich auf jeden Fall nicht lange überlegen, auch wenn es mir beim SFV wirklich gut gefiel», so die erfahrene Fussball-Funktionärin.