skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Analysen Fussball

Schiri-Zick-Zack in der SL: Die fehlende Linie und ihre Auswirkungen

Patrick

Auch am vergangenen Wochenende lieferte die Brack Super League wieder einiges an Gesprächsstoff. Die Heimniederlage des FC Basel, z.B., oder das torreiche Berner Derby im Wankdorf. Nachhaltig in Erinnerung bleiben aber auch diverse Entscheide der Schiedsrichter, die den Puls des einen oder anderen Akteurs in die Höhe getrieben haben dürften. Nicht alleine aufgrund ihrer Brisanz – sondern, weil sie ligaweit nicht auf einer klaren, einheitlichen Linie basieren.

Keystone_Georgios Kefalas_Sorgen für Emotionen und reichlich Diskussionsbedarf_Die Schweizer Schiedsrichter
Sorgen für Emotionen und reichlich Diskussionsbedarf: Die Schweizer Schiedsrichter © Keystone / Georgios Kefalas

Und Uli Forte hatte doch Recht…

…zumindest teilweise, als der 51-Jährige vor knapp zwei Wochen die Heimniederlage seines FC Winterthur gegen den FC Sion an der fehlenden Linie der Super-League-Schiedsrichter und ihrer Video Assistance Referees (VAR) festmachte. Denn was am Vorabend in Zürich fälschlicherweise noch durchging (ein Stossen in den Rücken), wurde am Folgetag auf der Schützenwiese richtigerweise geahndet (ein Stossen in den Rücken). Dumm nur, dass durch die unterschiedliche Interpretation zweier vergleichbarer Szenen gleich zwei SL-Partien und damit vier Teams markant beeinflusst wurden. Und leider sind die erwähnten Szenen der 6. Runde auch kein Einzelfall, wie der folgende, selektive Überblick über die ersten beiden Meisterschaftsmonate zeigt.

 

2. Runde am 2. August, Tatort Basel

Im St. Jakob-Park treffen Schweizermeister Basel und Rekordmeister GC aufeinander. 0:0 steht es in der 45. Minute, als Basels Nicolas Vouilloz im Zweikampf an der Seitenlinie GC-Stürmer Luke Plange bearbeitet. Erst zieht er den Engländer sichtbar am Trikot, stösst ihn dann in den Rücken und tritt ihm schliesslich beim Versuch den Ball wegzuspitzen auf den linken Fuss. Nur das Spielgerät, das dank Vouilloz‘ Intervention mittlerweile zu Teamkollege Dominik Schmid weitergerollt ist, trifft er nie. Trotzdem erfolgt kein Pfiff, Schmid spielt nach vorne zu Otele und ein paar Sekunden später zappelt der Ball im Netz der Gäste. Der VAR prüft die Szene zwar, entscheidet sich aber gegen eine Intervention. In der zweiten Hälfte gelingt den Zürchern zwar der überraschende Ausgleich, am Schuss unterliegen sie aber mit einem Tor Differenz (1:2).

 

6. Runde am 13. September, Tatort Zürich

43 Minuten sind im Zürcher Letzigrund zwischen dem FC Zürich und Servette Genf gespielt, die Hausherren führen eher glücklich mit 1:0. Da kommt es zu einem langen Ball auf Torschütze Cheveyo Tsawa, den der 18-Jährige aber nur erlaufen kann, wenn Servette-Verteidiger Steve Rouiller just zum Zeitpunkt seines Klärungsversuches stürzen oder unter dem Ball hindurch springen würden. Also hilft Tsawa ein wenig nach, stört stösst den Genfer Routinier im richtigen Moment und erzielt wenige Sekunden später aus idealer Position zum 2:0. Kein Pfiff, nicht einmal eine VAR-Intervention und schlussendlich trägt dieses Tor entscheidend zum 3:2-Erfolg des FCZ bei.

 

6. Runde am 14. September, Tatort Winterthur

Der Stein von Fortes Anstosses. Soeben hat der FC Winterthur sein Spiel gegen den FC Sion ausgeglichen, als Winti-Verteidiger Silvan  Sidler in der Defensivarbeit den ballführenden Sion-Angreifer mit einem Stossen in den Rücken zu Fall bringt. Es erfolgt jedoch vorerst kein Pfiff und stattdessen ein langer Ball Sidlers auf Elias Maluvunu, der seine Farben prompt mit 2:1 in Führung bringt. Doch diese Mal meldet sich der VAR, das Tor wird richtigerweise zurückgenommen und fünf Minuten später liegt der FCW auf dem Weg zu einer 2:3-Niederlage mit 1:3 im Hintertreffen. An und für sich kein Grund, um sich über die Schiedsrichter zu beschweren – wenn es da nicht das Schiri-VAR-Duo vom Vorabend gegeben hätte, mit dem es diesen Spielverlauf so nie gegeben hätte.

 

Keystone_Georgios Kefalas_So nicht_Winti-Trainer Uli Forte sprach die fehlende Linie bei Schiedsrichter-Entscheiden direkt an
So nicht: Winti-Trainer Uli Forte sprach die fehlende Linie bei Schiedsrichter-Entscheiden direkt an (Keystone / Georgios Kefalas)

7. Runde am 27. September, Tatort Lugano

Beim Spielstand von 0:0 kommt es im Duell zwischen Lugano und GC zu einem Zweikampf zwischen GC-Verteidiger Dorian Paloschi und Lugano-Angreifer Kevin Behrens. Ersterer ist etwas spät, ermöglich es Behrens so, seinen Körper vor den Verteidiger zu bringen, der ihn im Anschluss leicht in den Rück stösst. Ein nicht zwingend falscher Piff, ein strenger Elfmeter und die Tessiner führen nach 56. Minuten mit 1:0. Fast noch wichtiger: Paloschi sieht aufgrund dieser Intervention zum zweiten Mal gelb und die Gäste müssen die letzten rund 35 Minuten der Partie zu zehnt bestreiten. Trotzdem bleiben sie die bessere Mannschaft, gleichen zwischenzeitlich auch aus, unterliegen schlussendlich aber mit 1:2. Zu elft wäre für die Hoppers ein besseres Ergebnis fraglos eher möglich gewesen.

 

7. Runde am 27. September, Tatort Zürich

In der 18. Minute des Spiels zwischen Zürich und St. Gallen enteilt FCSG-Stürmer Alessandro Vogt FCZ-Verteidiger Jorge Segura im Strafraum. Dieser hindert den bereits vorbeigezogenen St. Galler mit dem rechten Beim am freien Durchbruch – ein klarer Elfer, der vom Schiedsrichter allerdings nicht als solcher erkannt wird. Erst auf Intervention des VAR erfolgt die Korrektur, die die Ostschweizer zum 0:1 vom Punkt nutzen. Allerdings: Der bereits verwarnte Segura erhält die erwartete zweite gelbe Karte für sein Foul nicht und die Zürcher machen sich daran, den Rückstand in personellem Vollbestand wettzumachen. Das gelingt dank einer starken Leistung und in einer dominanten Art und Weise, wie sie mit nur zehn Spielern nicht möglich gewesen wäre.

 

Urs Meier: „Man kann sich die Probleme auch selbst schaffen“

Kein Wunder, geben die Leistungen der Schweizer Schiedsrichtergilde somit auch nach diesem Wochenende Anlass zu Diskussionen. Die fehlende Linie ist offensichtlich und ein Punkt, den auch der ehemalige Spitzenschiedsrichter Urs Meier in seiner Analyse bei Blick.ch anmerkt. „Man kann sich seine Problem auch selber machen“  resümiert der 66-jährige da und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Denn während Schiedsrichter zum Glück die Möglichkeit haben, es schon kommende Woche wieder besser zu machen, können die gefällten Entscheide und deren direkte Auswirkungen auf die Punkteverteilung nicht mehr rückgängig gemacht werden. Im Extremfall der beschriebenen Beispiele macht das im Vergleich der beiden Stadtzürcher Rivalen FCZ und GC bereits jetzt eine Differenz von bis zu zwölf Punkten aus und selbst wenn es nur sechs sind, ist das nach sieben Runden eine eigentlich nicht akzeptable Zahl. Aber vielleicht gelingt es den Hoppers im Derby vom Samstag ja, die ersten drei Zähler direkt wieder gut zu machen...

Bewerte den Artikel
0 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss