Schweiz vs. Österreich: Letzter Test unter Nachbarn
Letzter Test vor dem Start in die Europameisterschaft für die Schweizer Nationalmannschaft. In St. Gallen trifft das Team von Murat Yakin auf den zuletzt erstarkten Nachbarn Österreich. Eine für beide Seiten interessante Partie.
Anspannung hier, Euphorie da
Zugegeben: Die Stimmung rund um die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft könnte eine Woche vor dem EM-Start besser sein. Nach einer durchzogenen Qualifikationsphase und zahlreichen Nebengeräuschen blickt man mit einer gewissen Skepsis auf die bevorstehende Endrunde in Deutschland. Ganz anders die Ausgangslage in Österreich, dass sich seit der Amtsübernahme von Trainer Ralf Rangnick im Mai 2022 rasant entwickelt hat. Spätestens seit dem Testspiel-Sieg gegen Deutschland im November (2:0) ist die Begeisterung bei unserem östlichen Nachbarn zurückgekehrt. Zwar wurde Team Austria vor Grossanlässen auch schon in der Vergangenheit hoch gehandelt, dieses Mal jedoch scheint der Erfolg nicht nur auf Euphorie, sondern in erster Linie auf solider Arbeit zu basieren. Denn personell ist die österreichische Nationalelf im Vergleich mit der Schweiz eher etwas schwächer einzuschätzen.
Ohne Alaba, mit Prunkstück Mittelfeld
Unter anderem wird Österreich die EM ohne seinen Vorzeige-Fussballer und Kapitän David Alaba bestreiten müssen. Der Real-Madrid-Verteidiger wird nach einem im Dezember erlittenen Kreuzbandriss im linken Knie nicht rechtzeitig fit. Doch den Ausfall des einzigen rot-weiss-roten Weltklassespielers macht die Nationalmannschaft bislang im Kollektiv wett. Erfahrene Spieler wie Marcel Sabitzer (Dortmund), Konrad Laimer (Bayern München) oder auch Marko Arnautovic (Inter Mailand) sind nun gefordert, denn auf dem Papier kann Österreich, bei dem der in der Schweiz bestens bekannte Torwart Heinz Lindner morgen sein Comeback geben wird, mit den Top-Nationen nicht ganz mithalten. Weshalb sind die «Ösis» trotzdem erfolgreich? Die Antwort auf diese Frage hängt direkt mit der Verpflichtung Rangnicks zusammen, der dem Team ein neues, offensives, aber auch unangenehmes Gesicht verpasst hat, dessen Pressing an die RB-Schule erinnert. Mit den Erfolgen (aktuell sechs Siege am Stück) ist zusätzlich auch das Selbstvertrauen gewachsen. Gerade in diesem Bereich unterscheiden sich die Österreicher denn auch von den Schweizern, die nach einem schwierigen Jahr mit vergleichsweise wenig Momentum nach Deutschland fahren.
Direktduell zum Abschluss
Inwiefern dieser Aspekt spürbar ist, wird man voraussichtlich bereits morgen Abend im freundschaftlichen Direktduell sehen. Auch wenn sportlich wenig auf dem Spiel steht, bietet die Partie beiden Teams die Gelegenheit, sich auf die Kragenweite ihrer Gegner in Deutschland vorzubereiten. Dabei würde der Schweiz ein überzeugender Auftritt mit Sicherheit gut tun, um noch etwas Sicherheit zu gewinnen. Auf der anderen Seite stehen die Österreicher in Deutschland vor einer schwierigen Aufgabe. Gegen Frankreich, die Niederlande und Polen kann ein Ausscheiden nach der Vorrunde trotz Form und Euphorie nicht ausgeschlossen werden. Es wäre nach der Entwicklung in den letzten beiden Jahren eine Enttäuschung für eine Mannschaft, der vereinzelt auch der Vorstoss in ein Viertel- oder sogar Halbfinale zugetraut wird.