Schweizer in den Top 5-Ligen: Bayer und Xhaka mit meisterlichem Willen – Sierro als Torminator
Granit Xhaka und Bayer Leverkusen haben bereits eineinhalb Hände an der Meisterschale, der FC Bologna mit Remo Freuler, Michel Aebischer und Dan Ndoye ist nicht zu stoppen und Vincent Sierro befindet sich in einer Traumform: Ein kurzer Blick in die Top 5-Ligen zeigt, wie es ihnen und anderen Schweizern am Wochenende gelaufen ist.
Deutschland
Nur Glück kann es nicht sein. Aber eine grenzenlose Willenskraft ist ganz sicher dabei. Da spielt Bayer Leverkusen daheim gegen Hoffenheim. Gerät nach 33 Minuten mit 0:1 in Rückstand. Der Ausgleich gelingt einfach nicht. Die erste Niederlage im 39. Saisonspiel scheint für das Team von Trainer Xabi Alonso, der am Vortag bekanntgegeben hatte, auch in der nächsten Saison in Leverkusen zu bleiben, unabwendbar. Doch dann zeigen Granit Xhaka und seine Kollegen einmal mehr Moral – und sichern sich dank Toren von Andrich (88. Minute) und Schick (91. Minute) doch noch den 23. Sieg im 27. Bundesligaspiel dieser Saison. Im schlechtesten Fall brauchen Xhaka und Co. in den letzten sieben Saisonspielen noch drei Siege für den ersten Meistertitel in der Klub-Geschichte, doch viel wahrscheinlicher ist, dass der Werksklub noch im Monat April die Meister-Party feiern wird. Zumal Rekordmeister und Verfolger Bayern München nach der 0:2-Niederlage im Klassiker gegen Borussia Dortmund (ohne den an einem Magen-Darm-Infekt leidenden Gregor Kobel) die Segel gestrichen und Trainer Thomas Tuchel den Leverkusenern bereits zur Meisterschaft gratuliert hat. Für die Bayern geht es nun darum, in den letzten sieben Spielen wenigstens Platz 2 zu sichern – und vielleicht im Champions League-Viertelfinal gegen Arsenal ein Ausrufezeichen zu setzen.
Von den restlichen in der Bundesliga engagierten Schweizern konnte sich nur Cédric Zesiger über einen Sieg freuen. Der Verteidiger gewann beim Debüt von Coach Ralph Hasenhüttl mit Wolfsburg auswärts gegen Bremen 2:0, durfte 90 Minuten durchspielen, traf nach einer Viertelstunde mit einem Kopfball nur die Latte und durfte 90 Minuten durchspielen. Der Wermutstropfen: Zesiger sah zehn Minuten vor Ende seine fünfte Gelbe Karte in dieser Saison und verpasst am kommenden Wochenende das Heimspiel gegen das punktgleiche Mönchengladbach.
Bei der Borussia sitzt dagegen der Frust tief. Erstmals seit dem zweiten Saisonspiel am 26. August gegen Bayer Leverkusen stand Jonas Omlin wieder im Tor – und wie damals setzte es nun gegen Freiburg wieder eine 0:3-Heimniederlage für das Team von Gerardo Seoane und Nico Elvedi (nach 70 Minuten ausgewechselt) ab. Omlin hatte sich sein Comeback nach der 217 Tage langen Zwangspause natürlich anders vorgestellt, zumal er bei den ersten beiden Gegentoren keine allzu gute Figur machte. Nach dem Match sagte der Captain über seine Rückkehr: «Die war sehr verhalten nach der langen Pause. Das hatte ich mir sicher anders vorgestellt, ich bin nicht wirklich ins Spiel gekommen. Es war schwer für die ganze Mannschaft, für jeden Einzelnen. Auch ich muss weiterarbeiten, wir müssen uns das Selbstvertrauen selber im Training zurückholen.» Dennoch sei er sehr stolz, wieder zurück in der Bundesliga zu sein. Es sei ein sehr langer und harter Weg gewesen, er habe in der Reha sehr viel investiert. «Auf dem Platz zu stehen und wieder in dieses Stadion einzulaufen, war für mich das Schönste – auch, wenn ich mir das Comeback anders vorgestellt hatte.»
In der Tabelle liegt die Borussia auf Rang 13 – mit zwei Punkten Vorsprung auf den 15. Platz und Bochum (spielte ohne Noah Loosli 2:2 gegen Darmstadt) und mit acht Punkten Reserve auf Barrageplatz 16, den der FSV Mainz belegt, der auswärts gegen RB Leipzig einen wertvollen Punkt eroberte. Silvan Widmer wurde von Ex-FCZ-Trainer Bo Henriksen nach 56 Minuten und Edimilson Fernandes nach 81 Minuten eingewechselt.
Zu Unentschieden kamen auch Kevin Mbabu, Ruben Vargas und Leonidas Stergiou. Während Innenverteidiger Stergiou beim 3:3 des VfB Stuttgart gegen Heidenheim einmal mehr 90 Minuten auf der Bank schmorte, waren Vargas und Mbabu massgeblich am 1:1 des FC Augsburg gegen Köln beteiligt. Den Führungstreffer leitete Aussenverteidiger Mbabu mit einem weiten Einwurf ein und der als Stürmer eingesetzte Vargas liess sich beim Tor von Arne Maier den Assist notieren. Nach vier Siegen in Serie (Klubrekord eingestellt) war die Punkteteilung gegen den Tabellenvorletzten Köln für die Augsburger aber im Kampf um die europäischen Plätze schmerzhaft – der Rückstand auf Frankfurt und Rang 6 beträgt fünf Punkte.
England
In der Premier League waren am Ostersonntag alle Augen gebannt auf den Spitzenkampf zwischen Manchester City und Arsenal gerichtet – und als Sieger durfte sich am Ende der FC Liverpool fühlen, der dank eines 2:1-Sieges gegen Brighton & Hove Albion von Arsenal die Tabellenspitze übernahm. Die Gunners blieben auch im neunten Meisterschaftsspiel des Jahres unbezwungen, feierten aber erstmals keinen Sieg. Bei den Citizens zeigte der zuletzt angeschlagene Manuel Akanji beim 0:0 eine überzeugende Leistung und verhinderte kurz nach der Pause mit einem geschickten Einsatz gegen den Brasilianer Gabriel Jesus einen Gegentreffer. In der Tabelle liegt Manchester City nach dieser Nullnummer neun Spiele vor Saisonende drei Punkte hinter Liverpool und einen Zähler hinter Arsenal auf Rang 3. Spannung ist da garantiert!
Teil eines Torfestivals war Fabian Schär. Der Nati-Verteidiger gewann mit Newcastle in einem spektakulären Match gegen West Ham mit 4:3 – und dies nach einer 1:0-Führung und einem 1:3-Rückstand, den die Magpies in der letzten Viertelstunde noch in einen Sieg drehen konnten. Zu einem Achtungserfolg kamen Zeki Amdouni und Burnley – 2:2 auswärts gegen Chelsea. Und Burnley, das in der Tabelle nach wie vor auf dem vorletzten Platz liegt, zeigte viel Moral, steckte einen Platzverweis nach 40 Minuten weg und kämpfte sich nach zweimaligem Rückstand zurück. Nati-Stürmer Amdouni wurde in der Halbzeit und nach dem Platzverweis von Lorenz Assignon durch Verteidiger Charlie Taylor ersetzt.
Italien
Nach seiner Fussverletzung bei der Nati ist Yann Sommer bereits wieder voll im Training, wurde aber beim 2:0-Sieg von Inter Mailand gegen Empoli geschont und sass nur auf der Bank. Dieser Sieg brachte Inter dem Gewinn des Meistertitels einen weiteren Schritt näher; in der Tabelle liegen Sommer & Co. acht Spiele vor Schluss 14 Punkte vor dem Stadtrivalen AC Milan, der auswärts die AC Florenz mit 2:1 besiegte. Nati-Stürmer Noah Okafor wurde bei Milan nach einer Stunde eingewechselt, blieb aber ohne Torerfolg.
Weiterhin eine Macht ist auch der FC Bologna. Das Team mit den Nationalspielern Remo Freuler (Assist beim zweiten Tor, wurde nach 75 Minuten ausgewechselt), Michel Aebischer (spielte durch) und Dan Ndoye (kam nach 64 Minuten ins Spiel) bezwang Schlusslicht Salernitana mit 3:0 und befindet sich auf Rang 4 nach wie vor auf Champions League-Kurs – die Reserve auf die fünftplatzierte AS Roma beträgt fünf Punkte. Und: Der Rückstand auf Juventus Turin (0:1 gegen Lazio) beträgt für das hinter Inter Mailand zweitbeste Heimteam der Serie A nur noch zwei Pünktchen!
Im breiten Mittelfeld ohne grosse Ambitionen nach vorne und ohne Gefahr von hinten befindet sich der FC Turin mit Captain Ricardo Rodriguez. Dank dem 1:0-Sieg gegen Monza überholten die Turiner ihren Gegner und liegen aktuell auf Rang 9.
Frankreich
In der Ligue 1 sind gleich drei Schweizer nach Verletzungspausen auf dem Weg zurück. Breel Embolo stand am Samstag beim 5:2-Sieg der AS Monaco, bei der Goalie Philipp Köhn wieder nur Ersatz war und Denis Zakaria gesperrt fehlte, gegen Metz erstmals nach seinem Kreuzbandriss wieder im Kader. Coach Adi Hütter setzte den Nati-Stürmer zwar noch nicht ein, doch das «richtige» Comeback dürfte in den kommenden Spielen des Teams aus dem Fürstentum, das sich mitten im Kampf um einen Platz in den Top 3 und der Champions League befindet, nur noch eine Frage der Zeit sein. Und vor allem auch Nati-Coach Murat Yakin freuen.
Im Kampf um die Qualifikation für die Königsklasse musste dagegen Jordan Lotomba mit Nizza mit der 1:2-Niederlage im Duell gegen Eray Cömertund den FC Nantes einen herben Dämpfer hinnehmen. Lotomba wurde nach einer Stunde verwarnt und sieben Minuten vor Schluss ausgewechselt, Cömert spielte durch und sah nach 52 Minuten Gelb. Nizza hat nun in der Tabelle auf Rang 5 sechs Punkte Rückstand auf die Top 3, Nantes hat sich dank des unerwarteten Sieges auf den 14. Platz vorgearbeitet und liegt zwei Punkte vor dem Barrageplatz, auf dem sich Lorient befindet, das mit Yvon Mvogo im Tor gegen den Tabellenzweiten Brest 0:1 verlor.
Doch zurück zu den Comebacks: Nachdem sich Mittelfeldspieler Fabian Rieder am 13. Januar gegen Nizza einen Bruch des Mittelfusses zugezogen hatte, gab er am Sonntag gegen Strassburg sein Comeback. Der Ex-YB-Spieler wurde bei Rennes sieben Minuten vor Schluss eingewechselt, konnte aber die 0:2-Niederlage auch nicht verhindern. Immerhin kassierten mit Lens (1:2 gegen Lille) und Marseille (0:2 gegen Paris Saint-Germain, 90 Minuten mit Ulisses Garcia) zwei direkte Konkurrenten um einen europäischen Platz ebenfalls Niederlagen. Mit Silvan Hefti kehrte zudem ein weiterer Schweizer auf den Platz zurück. Der Aussenverteidiger litt seit Anfang März an Ischiasproblemen und wurde beim 2:0-Sieg von Montpellier (90 Minuten mit Becir Omeragic) auswärts gegen Le Havre kurz vor Schluss eingewechselt.
Auf der Erfolgswelle surft aktuell Vincent Sierro. Fünf Tage nach seinem starken Debüt in der Schweizer Nati glänzte der Walliser auch wieder in der Ligue 1. Beim 3:0-Auswärtssieg von Toulouse gegen Schlusslicht Clermont erzielte der Captain in der achten Minute per Penalty das 1:0 und sorgte zehn Minuten vor Schluss mit seinem sechsten Meisterschaftstreffer in der laufenden Saison – er ist der zweitbeste Torschütze seines Teams – für das Schlussresultat. Es sind starke Zeichen des 28-jährigen Mittelfeldspielers an Nationalcoach Murat Yakin!
Spanien
Djibril Sow gerät im Kampf um ein EM-Ticket immer stärker ins Hintertreffen. Er gewann zwar mit dem FC Sevilla auswärts gegen Getafe mit 1:0 – der Schütze des entscheidenden Tores war an seinem 38. Geburtstag Sergio Ramos! – und konnte wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg erobern. Doch Sow, der von Yakin letztmals im vergangenen Oktober aufgeboten wurde, kam nur die letzten knapp zehn Minuten zum Einsatz und scheint seinen Platz in der Startformation verloren zu haben.