SCL Tigers: Hoffen auf Finnen-Quartett und den Goalie
Die SCL Tigers bewegen sich in der National League konstant auf den hinteren Positionen. Das wird in der neuen Saison erneut so sein, auch wenn die Arbeit von Sportchef Pascal Müller und Trainer Thierry Paterlini Anlass zu Hoffnungen gibt.
Es muss schon alles zusammenpassen, dass die SCL Tigers in die Playoffs kommen. Sie müssen über ihren Verhältnissen spielen und andere Konkurrenten weit unter ihren Möglichkeiten. So war das in der Saison 2018/19, als unter dem damaligen Coach Heinz Ehlers am Ende der Qualifikation der sechste Platz stand – vor Klubs wie den ZSC Lions, Gottéron, dem HCD und den Lakers, die alle die Playoffs verpassten. Den Tigers wurde dann im Viertelfinal der Zahn gezogen; sie verloren gegen Lausanne mit 3:4. Eine Wiederholung dieser Geschichte scheint reine Utopie zu sein, im Vergleich mit der Konkurrenz aus den Grossstädten sind im Emmental die finanziellen Mittel halt doch bescheiden.
Und dennoch: Man tut gut daran, die SCL Tigers nicht von Anfang an abzuschreiben. Im Tal der heulenden Winde kann sich immer mal eine spezielle Dynamik bilden – was Hoffnungen schürt, möglichst lange von den Pre-Playoffs zu träumen. Wichtig ist, dass im Tor Luca Boltshauser wieder so stark spielt wie letzte Saison, als er in der Qualifikation auf satte 91,9 Prozent gehaltene Schüsse kam und in der ganzen Liga hinter Simon Hrubec (ZSC Lions/92,65 Prozent) und Harri Säteri (EHC Biel-Bienne/92,27 Prozent) die Nummer 3 war.
Auch die Ausländer müssen überdurchschnittliche Leistungen bringen. Da sind die bewährten finnischen Kräfte wie Harri Pesonen, Aleksi Saarela und Vili Saarijärvi, die so etwas wie der Lebensnerv der Emmentaler sind. Neu gekommen ist mit Verteidiger Juuso Riikola ein weiterer Finne, der vier Jahre lang in der Organisation der Pittsburgh Penguins unter Vertrag stand, 80 NHL-Spiele absolvierte und Teamkollege der Superstars Sidney Crosby und Evgeni Malkin war. Letzte Saison spielte er dann in der schwedischen SHL für Oskarshamm und überzeugte mit seinen defensiven Qualitäten, seiner Zweikampfstärke und seinem starken Schuss. Ergänzt wird das finnische Quartett durch die beiden Amerikaner Luis Anthony und Sean Malone – mal schauen, wozu sie in der Lage sind.
Sportchef Pascal Müller und Trainer Thierry Paterlini ist es aber auch gelungen, interessante Schweizer Spieler zu einem Wechsel nach Langnau zu bewegen. Da ist beispielsweise der talentierte Verteidiger Noah Meier, der in der ZSC-Organisation unter Rikard Grönborg keine Chance bekam und sein Glück nun in Langnau versucht. Und da ist der 20-jährige Brian Zanetti, der beim HC Lugano gross wurde, 2021 in der vierten Runde von den Philadelphia Flyers gedraftet wurde, zuletzt zwei Jahre im kanadischen Juniorenhockey verbrachte und sich nun den SCL Tigers und nicht dem HC Lugano anschloss. Es sind definitiv Zeichen, dass in Langnau gut gearbeitet wird, zumal auch weitere frühere Junioreninternationale im Kader stehen.
Die Saisonprognose
Gehen wir davon aus, dass das Finnen-Quartett wirbelt, die zwei Amerikaner einschlagen, Goalie Boltshauser dichthält und die Talente in ihrem Reifeprozess die weiteren Schritte machen, kann es eine schöne Saison werden für die Langnauer. Dann können sie wohl lange um Rang 10 mitspielen und von einer Saisonverlängerung in den Pre-Playoffs träumen. Aber genauso gross ist die Gefahr, dass nicht alle Puzzleteile zueinanderpassen, der Energietank von Harri Pesonen langsam leer wird, Verletzungen von Schlüsselspielern dazukommen und schon früh in der Saison der Anschluss nach vorne verloren geht und die Motivation im Team und im ganzen Dorf verloren geht – dann wird es eine knorzige Saison, die auf dem 13. oder 14. Platz endet und den Überlebenskampf gegen den Abstieg in die Swiss League bedeutet. Wir entscheiden uns für Variante zwei.