Seraina Piubel – glänzt sie auch gegen Spanien?
Am Samstagmorgen um 7.00 Uhr trifft die Schweiz im WM-Achtelfinal in Auckland auf Spanien. Da sind die Schweizerinnen gefordert – auch Offensivspielerin Seraina Piubel (23), die an dieser WM eines der bisher zwei Tore für das Team von Inka Grings erzielt hat und der das Fussballspielen um Blut liegt.
Mit Spanien wartet im Achtelfinal eine Knacknuss auf die Schweiz, auch wenn die Ibererinnen zum Abschluss der Vorrunde gegen Japan gleich 0:4 getaucht sind. Das spanische Team wird angeführt von der zweifachen Weltfussballerin Alexia Putellas, beim FC Barcelona Teamkollegin von Ana-Maria Crnogorcevic. Allerdings ist Putellas noch nicht in Topform, nachdem sie erst im April nach einem Kreuzbandriss ihr Comeback gegeben hat. An Grossanlässen blieben die Spanierinnen in den letzten Jahren blass. Bei der ersten WM-Teilnahme 2015 schieden sie in der Vorrunde aus, 2019 endete das Abenteuer in den Achtelfinals. Und an den letzten drei Europameisterschaften musste jeweils nach den Viertelfinals die Heimreise angetreten werden. Erschwerend kommt dazu, dass nicht das bestmögliche Team an der WM dabei ist, nachdem im vergangenen Herbst 15 Spielerinnen den Rücktritt von Trainer Jorge Vilda gefordert hatten, dies allerdings ohne Erfolg.
Die Schweizerinnen sind so gegen die Spanierinnen zwar die Aussenseiterinnen, aber definitiv nicht ohne Chance. Klar ist aber, dass es eine Top-Leistung braucht, von ganz hinten, der bislang noch unbezwungenen Torhüterin Gaëlle Thalmann, die nach dieser WM zurücktreten wird, über die Defensive mit Noelle Maritz, Julia Stierli & Co. und das Mittelfeld mit Spielführerin Lia Wälti bis zur Offensive mit Ramona Bachmann, Ana-Maria Crnogorcevic – oder eben auch Seraina Piubel, die in den ersten drei Spielen von Beginn an zum Einsatz kam und gegen die Philippinen das 2:0 erzielt hatte.
Bei der 23-jährigen FCZ-Spielerin stecken das Fussballfieber und die Erfolge wohl schon in den Genen, sie wurde mit dem FCZ schon mehrmals Meisterin und Cupsiegerin. Ihre Mutter Sandra Piubel war einst linke Aussenverteidigerin in der NLA bei den Blue Stars und auch im Nationalteam und später Trainerin. Und Vater Urs Meier wurde als rechter Aussenverteidiger mit den Grasshoppers mehrmals Meister und Cupsieger und gewann als Trainer 2014 mit dem FC Zürich den Cup. Zuletzt war er zwischen 2017 und 2019 als Trainer des FC Rapperswil-Jona in der Challenge League aktiv. Mittlerweile arbeitet er als COO in der Spielerberatungsagentur FPA Fairplay Agency.
Mutter, Vater und Tochter im Spitzenfussball – es ist eine spezielle Konstellation. «Das ist so, obwohl wir nie gesagt haben, dass Seraina Fussball spielen muss. Sie war aber gezwungenermassen immer auf den Fussballplätzen, mit Urs, mit mir, und da hat sie früh an einen Ball gekickt. Mit sechs Jahren ging sie erstmals in den Klub», erklärte Sandra Piubel einst gegenüber dem Fussballmagazin «FOOT». Wobei Seraina auch eine begabte Tänzerin war und ein Choreograf aus Amerika sie am liebsten mit nach Übersee genommen hätte, als sie zwölf Jahre alt war. «Zugegeben, ich hätte Seraina auch gerne am Broadway gesehen, aber als ich sie auf dem Rasen aufblühen sah, war für mich der Fall erledigt», so Urs Meier.
Seraina Piubel ging den Weg, unterstützt von ihren Eltern, kontinuierlich weiter. Natürlich gab es da nach den Spielen auch Feedback von den Eltern, was Seraina Piubel rückblickend folgendermassen kommentiert: «Als ich klein war, fand ich das nicht immer cool, denn ich wollte nur das Gute hören. Aber im Nachhinein gesehen haben mir die Feedbacks und die Hilfe viel gebracht.» Und das zeigt sich auch in den Erfolgen. Kurz nach ihrem 16. Geburtstag gab sie ihr Debüt in der Super League, kam kurz darauf auch in der Champions League zum Einsatz und erzielte dort einen Treffer. Danach bewältigte sie den Weg an die nationale Spitze Schritt für Schritt, wurde auch Nationalspielerin.
Mittlerweile ist sie in der Nati eine feste Grösse, dies auch dank Trainerin Inka Grings, welche die 23-Jährige aus gemeinsamen FCZ-Zeiten kennt und nach Piubels starkem, mit einem Tor gekrönten Auftritt gegen die Philippinen sagte: «Bei ihr habe ich sehr schnell erkannt, wozu sie fähig ist – da hatte ich glücklicherweise ein sehr gutes Händchen.»
Die Fähigkeiten von Seraina Piubel sind international nicht unbeachtet geblieben. Schon im Gespräch mit FOOT vor einem Jahr sagte sie auf einen möglichen Wechsel ins Ausland angesprochen: «Da bin ich offen. Mich würde Spanien speziell reizen, auch fussballerisch, technisch, mit Tiki-Taka – da sehe ich mich schon.» Passend dazu tauchten kürzlich die Gerüchte auf, dass sich der grosse FC Barcelona für die 23-jährige Schweizerin interessiere. «Barça darf mir gerne schreiben», sagte Piubel deshalb nach dem Philippinen-Spiel gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Wer weiss, vielleicht kommt diese Kontaktaufnahme ja schon bald – wenn Seraina Piubel auch im WM-Achtelfinal am Samstagmorgen gegen Spanien glänzen kann.