Shaqiri und der FCB sorgen für Träume
Am Mittwoch kommt es im Wankdorf zum Duell des aktuellen Serienmeisters BSC Young Boys und dem einstigen Serientäter FC Basel. Stösst der heisse FCB das kriselnde YB noch weiter ins Elend?
Nach elf Spielen liegen nur zehn Punkte zwischen YB und dem FCB, und doch trennen die beiden Klubs Welten. Hier die Berner, die in den letzten Jahren so erfolgsverwöhnt waren und in den letzten Jahren sechs von sieben Meistertiteln gewannen, aktuell aber mit mickrigen neun Punkten aus elf Spielen nur Rang 10 belegen, zwei Punkte vor Schlusslicht Winterthur. Und da der FCB, der so schwere und turbulente Zeiten durchgemacht hat. 2017 gewannen die damaligen Serientäter den letzten Meistertitel, verloren danach aber die Vormachtstellung an die Young Boys. Statt der Krösus der Liga zu sein, plagten den FCB plötzlich auch finanzielle Sorgen – und in den letzten zwei Jahren versanken die Basler mit den Rängen 5 und 9 gar im nationalen Mittelmass.
Nun die grosse Wende. Die Young Boys fallen immer tiefer – und der FCB scheint plötzlich die geschundene Seele zu vergessen und nach den Sternen zu greifen. Am Samstag boten die Basler auf der Schützenwiese eine Gala, demontierten den FC Winterthur mit 6:1 – angeführt von einem magistralen Xherdan Shaqiri, der seine Muskeln spielen liess. So belegt der FCB in der Tabelle aktuell Rang 4, hat die stärkste Offensive und die beste Defensive der Liga.
Es sind starke Lebenszeichen des Teams von Fabio Celestini, das nun dreimal in Folge gewonnen hat – gegen YB (1:0), St. Gallen (2:1) und Winterthur (6:1) – und am Rheinknie für Träume sorgt. Zum Vergleich: In der letzten Saison hatte der FCB nach elf Spielen fünf Punkte auf dem Konto, lag auf dem letzten Platz und feuerte nach dem zwölften Spiel, dem 0:3 auswärts gegen Lausanne-Sport, Trainer Heiko Vogel.
Erst die Worte, nun auch die Taten
Die Rückkehr zum grossen Erfolg, die vor nicht allzu langer Zeit weit weg zu sein schien, ist plötzlich wieder denkbar. «Hoffentlich stehen wir bald wieder auf dem Barfi! Wir werden alles dafür geben, den Kübel zurückzubringen», sagte Rückkehrer Xherdan Shaqiri Ende August bei seiner Vorstellung in Basel – und nun lässt er den grossen Worten auch offensive Grosstaten folgen. Seine zwei Tore und drei Assists gegen Winterthur waren einfach nur beeindruckend. Und sie stehen für die Aufbruchstimmung, die es realistisch macht, dass die Basler am Ende die Krise von Titelverteidiger YB ausnützen können.
Ein nächster Schritt auf diesem Weg wäre ein Sieg am Mittwoch auswärts gegen eben diese Young Boys, und der wäre schon fast geschichtsträchtig. Denn letztmals reihten die Basler im August 2019 unter Marcel Koller vier Siege aneinander: auswärts gegen Thun (3:2), daheim gegen Servette (3:1), auswärts gegen Xamax (3:0) und daheim gegen Lugano (2:1). Doch in Bern hat sich der FCB in den letzten Jahren in der Super League immer schwer getan. Den letzten Sieg gab es am 22. Mai 2016; die Basler siegten damals 3:2, Trainer war Urs Fischer und für die Tore waren Matias Delgado und zweimal Jean-Paul Boëtius besorgt. Seither gab es in 16 Meisterschaftsspielen im Wankdorf nur drei Unentschieden – und ein Torverhältnis von 12:44.
Starke Offensive
Nun scheint die Zeit aber reif zu sein. Der FCB hat sich an der Transferfront offensichtlich geschickt verstärkt und Trainer Fabio Celestini die richtigen personellen Entscheide gefällt. In Winterthur stand im Vergleich zum ersten Saisonspiel beim Anpfiff ein zur Hälfte anderes Team auf dem Feld, und die Offensive war gänzlich neu besetzt: Bénie Traoré, Kevin Carlos und Xherdan Shaqiri sorgten ganz vorne statt Benjamin Kololli, Thierno Barry und Roméo Beney für die Musik. Wobei speziell auch der von Yverdon gekommene Kevin Carlos einen Lauf hat, nach einem schwierigen Saisonbeginn zuletzt gegen St. Gallen und Winterthur dreimal traf.
Ganz klar, der FCB reist mit Selbstvertrauen nach Bern. «Die Siege gegen YB und St. Gallen gaben uns viel Selbstvertrauen, Energie und Überzeugung», sagte Trainer Fabio Celestini nach dem Kantersieg gegen Winterthur, «da entsteht etwas.» Und: «Wir werden immer mehr eine Einheit. Es macht viel Freude, diese Mannschaft zu trainieren.» Und natürlich verfügt er in seinem Team mit Xherdan Shaqiri über den Offensivtrumpf. «Es ist ein Glück, ihn bei uns zu haben, er bringt auch seine Winnermentalität ein», so Celestini. Nun muss sich aber noch zeigen, dass die neue Stärke der Basler nachhaltig und nicht nur ein Strohfeuer ist.