Der HSV-Kapitän spricht über die passende Haltung bei den Bayern, den härtesten HSV-Punch und seinen Führungsstil.
Sky Sport: Die Trainingswoche vor dem Bayern-Spiel begann im Boxring: Wer hat den härtesten Punch in der Mannschaft?
Poulsen (lacht): Schwer zu sagen. Ein, zwei haben schon ordentlich zugelangt - Nicolai Remberg oder Gui Ramos zum Beispiel.
Sky Sport: Eine Fitness-Einheit, oder ging es mehr um Spass und Teambuilding?
Poulsen: Beides. Boxtraining ist anstrengend, aber auch mal etwas anderes. Wir wollten die Woche mit einer guten Atmosphäre starten, in einer neuen Umgebung, mit Spass und gleichzeitig einer intensiven Einheit.
Sky Sport: Welche Bestandteile braucht es, um bei den Bayern bestehen zu können?
Poulsen: Vor allem Resilienz. Man muss akzeptieren, was kommt. Wenn Bayern einen richtig guten Tag hat, dann ist es schwer, dann hat man wahrscheinlich nicht so oft den Ball. Wenn nicht, haben wir unsere Chancen. Akzeptanz ist dabei extrem wichtig - Mut auch, klar, aber Mut fällt oft leichter als Akzeptanz.
Sky Sport: Man darf keine Angst haben im Spitzensport, heisst es immer. Aber wenn sie doch mal da ist - was macht man dann?
Poulsen: Das kann passieren, da darf man niemandem Vorwürfe machen. Dann ist es Aufgabe des Teams, die Spieler aufzufangen. Mit meiner Erfahrung werde ich in München keine Angst haben. Aber ich kenne das Gefühl der Nervosität. Früher habe ich das durch harte Arbeit bekämpft - jeden Zweikampf annehmen, jeden Lauf machen. Dann vergisst man die Nervosität schnell.
Sky Sport: Sie haben die grösste Erfahrung im aktuellen Kader. Achten Sie darauf, wie Ihre Kollegen sich fühlen
Poulsen: Ja, natürlich. Ich rede mit den Jungs, aber nicht nur vor dem Bayern-Spiel, sondern generell. Viele spielen das erste Mal auf diesem Niveau. Ich sage ihnen: Ihr seid gut genug.
Und ausserdem: Wir reden hier gerade viel zu viel über Angst. Wir sollten viel mehr über Vorfreude sprechen. Die Allianz Arena, ein Spiel gegen einen Weltklassengegner - das ist doch etwas, worauf man sich freut.
Sky Sport: Mit welcher Art von „Führungsstil" gehen Sie als Kapitän voran?
Poulsen: Man darf nicht alle gleich behandeln. Wer alle gleich behandelt, behandelt manche falsch. Jeder Charakter braucht etwas anderes. Manche brauchen Druck, andere eher Zuspruch. Deshalb ist es wichtig, die Spieler gut kennenzulernen
Sky Sport: Wie nehmen Sie die öffentlichen Erwartungen in Hamburg wahr?
Poulsen: Die Medien verfolge ich nicht. Aber die Fans, die zum Training kommen, strahlen Freude aus. Sie wissen, dass wir ein Aufsteiger sind und es in Spielen wie in München auch Glück braucht. Diese positive Stimmung nehme ich sehr bewusst wahr.
Sky Sport: Welcher fussballerische Ansatz wird in München zum Erfolg führen?
Poulsen: Alles ist wichtig - offensiv wie defensiv. Entscheidend ist der mentale Zustand. Wir haben die Qualität, um in München etwas mitzunehmen. Ob das gelingt, wird man sehen. Aber die Möglichkeit ist da. Wichtig ist, dass alle bis zur letzten Minute daran glauben.
Sky Sport: Mit Luka Vuskovic, Sambi Lokonga und Fabio Vieira könnten möglicherweise drei Neue in der Startelf stehen.
Poulsen: Luka kenne ich noch nicht so gut, aber er ist gross und robust - Zweikämpfe wird er auf jeden Fall gewinnen können (lacht). Sambi und Fabio sind technisch sehr stark, das sieht man sofort. Aber Bundesliga ist intensiv, da dauert es manchmal, bis man richtig ankommt. Ihre Qualität ist unbestritten, sie werden uns helfen.
Sky Sport: Sie treffen wieder mal auf Ihren WG-Partner aus Leipziger Zeiten. Was verbinden Sie mit Joshua Kimmich und der Zeit unter demselben Dach?
Poulsen: Nur Positives. Es war für uns beide eine grossartige Phase, wir waren jung, ehrgeizig und haben uns gegenseitig gepusht. Und Jo ist sehr ordentlich (lacht). Wir sind bis heute Freunde, kennen auch die Familien gut. In dieser Woche haben wir noch nicht gesprochen, aber das werden wir sicher tun, wenn wir uns vorm Spiel auf dem Platz begegnen.
Sky Sport: Mit dem Dänen Kasper Hjulmand ist Ihr ehemaliger Nationaltrainer zurück in der Bundesliga - eine gute Wahl von Bayer Leverkusen?
Poulsen: Auf jeden Fall. Kasper ist ein sehr guter Trainer und ein grossartiger Mensch. Ich freue mich, dass er diese Herausforderung bekommen hat. Das ist genau das Richtige für ihn - und gut für den deutschen Fussball.