Im exklusiven Sky Sport Interview hat sich Mittelfeldspieler Rocco Reitz über den Trainerwechsel bei den "Fohlen" und den mässigen Saisonstart geäussert.
Rocco Reitz ...
... über Eugen Polanski und sein Verhältnis zu ihm: "Eugen hat mir früher schon viel geholfen. Ich kann mich an die Zeit unter Marco Rose erinnern, als Eugen viel mit den jungen Spielern gesprochen hat. Er hatte immer ein offenes Ohr und war immer für einen da. Er war eine Stütze, die du auch brauchst, wenn du so jung bist und hoch zu den Profis kommst. Ich komme mit Eugen sehr gut klar."
... über Unterschiede zu Gerardo Seoane und Impulse: "Wenn ein Trainerwechsel stattfindet, ist immer ein anderer Elan drin, weil sich natürlich jeder zeigen will. Die Karten werden neu gemischt. Eugen hat es sehr gut gemacht, gar nicht so viele taktische Dinge verändert, sondern ist erstmal an den Menschen herangetreten. Er hat versucht, einen neuen Spirit ins Team zu kriegen und die letzten Jahre vergessen zu machen, weil es schon keine einfache Zeit war. Er hat den Wettbewerb wieder ein Stück weit hergestellt, so dass alle Bock haben und das hat er gut hinbekommen."
... über Einzelgespräche mit Polanski: "Er hatte nicht viel Zeit und es ist direkt viel auf ihn eingeprasselt. Er hat es sehr gut gemacht und das ganze Team mitgenommen. Wir sind in jedem Training viel marschiert und der Teamgeist war top. Hat mir gut gefallen."
"Da könnte ich absolut mit leben"
... über die Idee, mit Eugen Polanski als Trainer die gesamte Saison zu bestreiten: "Da könnte ich absolut mit leben. Die Arbeit, die er bis hier geleistet hat, ist top und bei der Mannschaft kommt es auch gut an. Ich denke, egal wen man da fragen würde, jeder würde die gleiche Antwort geben."
... über Gerardo Seoane und was er ihm zu verdanken hat: "Wenn ein Trainer entlassen wird, haben wir Spieler eine grosse Schuld daran. Da sollte sich jeder - auch ich persönlich - hinterfragen, denn wir haben bestimmt nicht alles richtig gemacht. Gerardo war der Trainer, der mir die Möglichkeit gegeben hat, in der Bundesliga Fuss zu fassen. Er hat mir das Vertrauen geschenkt. Dadurch konnte ich reifen und mich entwickeln. Ich bin mit Gerardo immer gut ausgekommen und er ist ein guter Trainer. Sehr akribisch mit einer top Arbeitsmoral. In diesem Job geht es nun mal um Ergebnisse, und die haben gefehlt. Am Ende ist es für niemanden positiv, wenn ein Trainer gehen muss. Ich bin mit ihm im Guten auseinandergegangen."
... über das Problem der Borussia in dieser Saison, Tore zu erzielen: "Bremen ausgeklammert hatten wir schon viele gute Chancen. Ich weiss nicht, ob es zu verkopft ist. Unsere Abschlüsse waren zu unklar und nicht gefährlich genug. Dann steht am Ende trotzdem die Null da, auch wenn du gute Aktionen hattest. Wenn wir manche Situationen besser ausspielen, müssten eigentlich riesige Torchancen entstehen. Einen genauen Grund gibt es nicht, aber das hatte schon einen Effekt und spielt in den Köpfen eine Rolle."
Reitz äussert sich zur Kleindienst-Rückkehr
... über das 1:1 gegen Leverkusen und das erste Saisontor: "Das tat schon extrem gut, denn es nagt schon an dir, wenn du so eine lange Durststrecke hast. Ich hoffe, dass es etwas auslöst, so einen späten Punkt mitzunehmen. Für Haris Tabakovic persönlich hat es mich sehr gefreut, dass er getroffen hat. Ich glaube daran und das hat mich sehr glücklich gemacht."
... über die Dringlichkeit einer Rückkehr von Torjäger Tim Kleindienst: "Tim ist ein wichtiger Faktor in der letzten Saison gewesen. Auch in diesem Jahr ist er sehr wichtig für uns, wenn er in der Kabine dabei ist. Ich komme sehr gut mit ihm klar und finde, er ist ein super Typ. Er hat genau die richtigen Werte und ist ein eiskalter Stürmer. Wenn er bedient wird, netzt er meistens ein. Das fehlt extrem, aber wir haben auch andere Stürmer, die die Qualitäten haben und ich wünsche mir für sie, dass sie treffen, denn als Stürmer brauchst du Tore. Ich glaube, Tim kommt früh genug zurück und wir uns dann hoffentlich wieder helfen."
... über die aktuelle Stimmung nach dem Spiel in Leverkusen und dem Trainerwechsel: "Es riecht so ein bisschen nach Aufbruch. Alle haben wieder Bock, gehen mit mehr Elan an die Sache. Der Trainer spricht Vertrauen aus und macht keinen Druck. Er findet genau den richtigen Weg, uns seine Ideen zu vermitteln."
... über die Neuzugänge im Sommer und inwieweit die schon helfen: "Alle Jungs haben sich super eingefügt. Da hatte keiner Startschwierigkeiten. Das Teamgefüge ist top, dennoch brauchst du etwas Zeit, um ein Gespür zu entwickeln. Bei Honorat und Kleindienst weiss ich zum Beispiel genau, wo sie einen Ball hinhaben möchten. Wenn du da eine neue Verbindung hast, dann muss man sich da erstmal reinfühlen, welchen Lauf er liebt oder welchen Ball ich liebe. Das geht nur mit Zeit. Es wird aber immer besser und die Connection ist gut. Wir finden uns immer mehr."
"Die Fans dürfen träumen"
... über die grossen Ambitionen der Borussia-Fans, wieder international zu spielen: "Ich finde den Druck nicht zu hoch. Wenn du in eine Saison gehst, muss es immer der Anspruch sein, das Maximale rauszuholen. Wo man dann am Ende landet, ist natürlich eine andere Geschichte, aber die Historie des Vereins und die Zeit in der Champions League vor ein paar Jahren sprechen natürlich für sich. Die Fans dürfen träumen. Auch Spieler und Funktionäre dürfen träumen. Ich kann das verstehen, wenn die Fans diese Emotionen haben. Jeder will mal international spielen. Für unser nächstes, realistisches Ziel ist das vielleicht noch etwas weit weg, aber man weiss nie, wo der Weg hinführen kann. Wir geben Gas und schauen nur auf uns."
... über das Umfeld in Gladbach und wie man das anzünden kann: "Die Fans sind sehr tolerant bei uns. Wir haben sehr gute Fans, die du schon leicht mitnehmen kannst. Sie haben ein gutes Gespür und stehen immer hinter uns, wenn wir alles geben. Das ist das Mindeste: Sich den Arsch aufreissen und laufen. Dazu sind wir alle im Stande. Wenn du das leistest, stehen die Fans hinter dir und das war bis jetzt immer so."
... über seine Rolle als Führungsspieler mit 23 Jahren: "Es tut schon gut, wenn man den nächsten Step macht. Ich wollte immer mehr Verantwortung übernehmen und das geht dann irgendwann nur über den Mannschaftsrat oder die Kapitänsbinde. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das erleben darf. Das ist etwas sehr Besonderes. Es ist nicht so, dass der Druck dadurch höher wird, sondern es macht einfach Spass. Wenn du selbst die Werte vertrittst, die du einforderst und vorangehst, wird dir niemals jemand etwas vorwerfen, sondern mitziehen. Das probiere ich zu leben."
... über seine Träume für die Zukunft: "Ich habe viele Träume. Ich hoffe, dass ich irgendwann mal international spielen darf. Ich hätte gerne mal ein Jahr mit englischen Wochen, denn ich lieb' es zu spielen. Alle drei Tage zu spielen, das wäre toll. Ich durfte damals bei Marco Rose auf der Bank schonmal daran schnuppern. Das war schon richtig gut. Die Nationalmannschaft ist natürlich auch für jeden deutschen Jungen ein Traum. Das sind meine beiden grössten Träume."
... über Vorbilder, die er mit 23 noch hat: "Bei der Frage zwischen Messi und Ronaldo war es bei mir immer Messi, ein unfassbarer Spieler. Heute finde ich Pedri sehr geil anzuschauen. Vorbildstechnisch komme ich gerne auf Joshua Kimmich. Die Konstanz, die er auf dem Platz zeigt und die Werte, die er vertritt, begeistern mich sehr. Da kann man sich immer noch viel abschauen."