SL-Preview: Was passiert eigentlich beim FCZ?
In 12 Tagen ist es bereits wieder soweit: Die Brack Super League startet mit neuem Namen in die Saison 2025/2026. Im Auftaktspiel am 26. Juli gleich mit von der Partie ist der FC Zürich, der zu Hause den FC Sion empfängt. Für die Zürcher ein Neustart nach einer missglückten Vorsaison.
So lief’s zuletzt
Wer nach 14 Spieltagen die SL-Tabelle anführt, am Ende aber auf Rang 7 landet, kann mit einer Spielzeit nicht zufrieden sein. Umso mehr, wenn man sich im Laufe der Saison gleich mehrfach selbst ein Bein stellte, umstrittene Spieler verpflichtete und sich auch mit Medien und Schiedsrichtern anlegte. Quasi als Zugabe wurde parallel noch die Teamstruktur generalüberholt. Klar ist: Eine solche Saison soll sich beim FC Zürich nicht wiederholen. Auch deshalb wurde Trainer Ricardo Moniz nach dem Saisonende durch Nachfolger Mitchell van der Gaag ersetzt.
So soll es weitergehen
Die Top 3 sollen es sein, zumindest wenn es nach FCZ-Leistungsträger Steven Zuber geht. Nur: Wie genau soll das gelingen? Stand jetzt verfügen die Stadtzürcher über einen Kader, der eher dem eines Abstiegskandidaten entspricht. Nicht weniger als zwölf Spieler haben den FCZ im Laufe der letzten zehn Monate verlassen, acht davon kann man durchaus als Stammspieler bezeichnen. Captain Yanick Brecher und Steven Zuber sind noch da, gekommen sind zudem der kolumbianische Mittelfeldmann Nelson Palacio (24 Real Salt Lake) sowie Angreifer Matthias Phaëton (25, ZSKA Sofia). Aktuell ein eher dünnes Gerüst, dass in den kommenden Wochen noch an Verstärkung bedarf.
Die Schlüsselfiguren
Trainer Mitchell van der Gaag: Soll und wird deutlicher weniger Angriffsfläche bieten als sein Vorgänger. Doch wie gut ist der Holländer wirklich? Seine letzte Station im Rampenlicht (bei NAC Breda) endete 2019 mit der Entlassung (Punkteschnitt von 0,65). Im Laufe seiner Cheftrainer-Laufbahn war der frühere Assistent von Erik ten Haag bislang genau einmal richtig erfolgreich (2,04 Punkte/Spiel mit Belenenses Lissabon in der Saison 2012/2013).
Yanick Brecher: Captain, FCZ-Urgestein und bislang auch sportlich unbestrittene Leaderfigur im Team. Idealerweise legt der Keeper in der anstehenden Spielzeit aber wieder einen Zacken zu.
Steven Zuber: Hat sich in nur einer Rückrunde die Akzeptanz der Südkurve erspielt. Der ex-Hopper hat die sportlichen Erwartungen im Frühjahr mehr als erfüllt und damit auch dafür gesorgt, dass Sportchef Malenovic den Transfer seines ehemaligen Zöglings nicht länger verteidigen muss.
Benjamin Mendy: Wird der Weltmeister doch noch zur erhofften Verstärkung? Klar ist, dass der FCZ einen fitten und motivierten Mendy sehr gut gebrauchen könnte, um das Duo Gomez/Ligue in der Defensive zu entlasten. Ob der Franzose den dafür notwendigen Biss jedoch noch einmal aufbringt, ist im besten Fall ungewiss. Kommt hinzu: Ein schwächelnder Star seiner Grösse kann eine Mannschaft auch negativ beeinflussen.
Bledian Krasniqi: Der kleingewachsene Techniker im Mittelfeld soll das FCZ-Spiel beleben – und so Steven Zuber sowie die beiden Neuzugänge Nelson Palacio (ZM) und Matthias Phaëton (Linkler Flügel) entlasten.
Das spricht für den FC Zürich
Immerhin im Kopf scheints beim FCZ zu stimmen. Denn sowohl in der Führungsetage um das Präsidentenpaar Canepa und Milos Malenovic, als auch im Team (Steven Zuber) gibt es durchaus überzeugte Stimmen, die dem Meister 2022 einiges zutrauen. Und sind wir ehrlich, mit Ausnahme der Top-Teams von Basel und YB, sowie der Kellerkinder Winterthur, GC und Thun gibt es nahezu keine Super-League-Mannschaft, deren Tendenz zwei Wochen vor dem Saisonstart eindeutig in eine Richtung zeigt. Warum also, soll nicht der FCZ zu den Teams gehören, die in dieser Spielzeit positiv überraschen?
Diese Hürde gilt es zu überwinden
Wie kann der FCZ diese Abgänge verkraften? Mit Nikola Katic, Cheick Konde, Antonio Marchesano, Mirlind Kryeziu, Mounir Chouiar, Juan José Perea, Jean-Philippe Gbamin und Samuel Ballet haben seit Beginn der letzten Rückrunde nicht weniger sieben Leistungsträger verlassen. Geblieben ist ein Kern um Brecher, Zuber, Krasniqi und Mariano Gomez, die zusammen mit den beiden erwähnten Neuzugängen und jungen Talenten wie Cheweyo Tsawa oder Junior League den Karren aus dem Dreck ziehen sollen. Nur: Einen einigermassen verlässlichen Goalgetter suchen die Zürcher nach den Abgängen von Perea und Okita noch immer. Ein Problem, dass den FCZ auch in den vergangenen beiden Spielzeiten plagte.
Prognose
Für den FC Zürich scheint in der kommenden Spielzeit Vieles möglich – sowohl nach oben als auch nach unten. Zuletzt zehrte der Verein noch vom Goodwill aus der meisterlichen Spielzeit 2021/2022, doch allzu lange dürfte die Geduld der Zürcher Fangemeinde in der Saison 2025/2026 nicht mehr anhalten. Mann will endlich wieder Resultate und guten Fussball sehen, auch wenn die finanziellen Bäume beim FCZ bekanntermassen nicht in den Himmel wachsen. Ein erfolgreicher Mitchell van Gaag sowie allenfalls noch die eine oder andere Verstärkung dürften notwenig sein, will man die Championship Group nicht zum zweiten Mal in Folge verpassen.