So reagiert der Stürmer vor dem Supercup etwa auf den Wechsel von Enzo Millot, der den VfB in Richtung Saudi-Arabien verlassen hat. Ausserdem äussert sich Undav zum von den Bayern umworbenen Teamkollegen Nick Woltemade.
Sky Sport: Du hast nach dem Pokalsieg gesagt, du willst deine Tochter in den Pokal packen. Hast du es gemacht?
Deniz Undav: Habe ich leider nicht geschafft, aber sobald das Replika da ist, mach' ich sie da rein. Wir durften den Pokal nicht mitnehmen, den hat Alexander Wehrle behalten. Der wurde dann verkauft, glaube ich. (zwinkernd als Scherz)
Sky Sport: Du bist seit rund einem Jahr Vater. Was hat sich seitdem geändert in deinem Leben?
Undav: Komplett, weil jetzt eine andere Person unser Leben bestimmt. Es ist auf jeden Fall sehr schön. Ich hätte nie gedacht, dass man so ein Gefühl hat, wenn man Vater wird. Wie stark man eine Person lieben kann. Ich dachte schon, bei der Frau ist das so, aber bei einem Kind ist das nochmal ganz anders. Bei jeder Kleinigkeit achtest du darauf, dass es ihr gut geht. Viel spielen, viel Zeit verbringen. Aber jetzt wird es langsam anstrengender, weil sie krabbeln kann. Sie will auch viel machen, ist ein aufgewecktes Kind. Vater sein ist das schönste Gefühl.
Sky Sport: Was ist denn Deniz Undav für ein Vater. Bist du da auch so locker?
Undav: Ja, vielleicht sogar ein bisschen zu locker. Wenn sie sich den Kopf stösst, das kann mal passieren. Ansonsten Helikoptervater. Aufpassen, dass sie keinen Dreck in den Mund nimmt.
Sky Sport: Du hattest im letzten Sommer keine wirkliche Vorbereitung. Wie fühlst du dich jetzt vor der neuen Saison?
Undav: Viel fitter als letzte Saison. Vier Wochen Vorbereitung, hart gearbeitet. Ich fühle mich frisch und bin froh, dass ich endlich mal eine Vorbereitung hatte.
Sky Sport: Welche Lehren hast du persönlich aus der vergangenen Saison gezogen?
Undav: Mehr auf den Körper hören. Nach langen Reisen mehr Regeneration, entspannter sein und nicht noch irgendwo hinfahren. Eher Beine entspannen, dehnen, gesund essen nach Spielen, viel Wasser trinken.
Sky Sport: Wie stark siehst du die Truppe im Vergleich zu letztem Jahr?
Undav: Ich finde, wir haben wieder eine gute Mannschaft. Wir haben einige Abgänge und Zugänge. Eher junge Spieler geholt, die auf jeden Fall grosses Potenzial haben. Da muss man schauen, wie weit sie sind. Aber wir haben den Kern der Mannschaft gehalten. Stand jetzt haben wir einen guten Kader. Ich bin positiv überrascht von den Neuzugängen.
Sky Sport: Gut genug, um die Bayern zu schlagen?
Undav: Auf jeden Fall. Das waren wir letztes Jahr auch, haben es aber nicht geschafft. Es spielt uns vielleicht in die Karten, dass sie die Klub-WM hatten und nicht so eine lange Vorbereitung. Vielleicht sind sie noch nicht so eingespielt wie in der Saison. Es ist auf jeden Fall ein 50:50-Spiel.
Sky Sport: Welche Bedeutung hat der Supercup für euch als Mannschaft?
Undav: Prestigeduell. Wir wollen direkt ein Zeichen setzen und wieder einen Titel gewinnen. Wir wollen gut reinstarten.
Sky Sport: Ist das ganze Thema um Nick Woltemade nochmal eine extra Motivation?
Undav: Nein, gar nicht. Das ist sein Thema, uns interessiert es nicht. Das ist jetzt auch ausgelutscht. Meiner Meinung nach viel zu viel von aussen geredet. Von daher interessiert es die Mannschaft nicht, es geht uns auch nichts an. Jeder gibt Gas.
Sky Sport: Die Bayern haben öffentlich gesagt: Das Thema ist vom Tisch. Wie erlebst du Nick seitdem?
Undav: Ganz normal wie immer. Er trainiert ganz normal wie immer, lacht auch und macht seine Spässe. Er hat am Wochenende auch wieder gut gespielt. Es ist ja auch nicht sein Bier. Das müssen die Leute um ihn herum klären, deshalb konzentriert er sich auf Fussball und geht gut mit der Situation um.
Sky Sport: Du wolltest letzte Saison unbedingt zum VfB. Jetzt will Nick unbedingt zu den Bayern. Inwieweit ist die Situation vergleichbar?
Undav: Das einzige, was anders ist, ist, dass Bayern viel grösser ist als Brighton. Bei mir wäre es dasselbe gewesen: Ich wäre ganz normal zurück, hätte keine Miene gezogen und mein Ding gemacht. Aber es ist seine Sache. Wenn er hier bleibt, freuen wir uns. Das Spiel am Samstag ist wichtig, da interessiert es mich nicht, ob Bayern einen Spieler von uns will.
Sky Sport: Enzo Millot ist mit gerade einmal 23 Jahren nach Saudi-Arabien gewechselt. Wie bewertest du den Schritt?
Undav: Er wollte den Schritt. Ich freue mich für ihn, es ist ein guter Schritt. Enzo ist ein geiler Typ, ich wünsche ihm und seiner Familie alles Gute. Wenn er da hingehen möchte, seine Sache. Es ist klar, dass es da Aufruhr gibt, aber ich verstehe das auch nicht, dass die Leute da so viel reden. Du kannst mir nicht sagen, dass du deinen Job nicht wechseln würdest, wenn dir jemand 1.000 Euro mehr gibt. So sichert er sich und seine Familie über mehrere Generationen ab. Soll er doch machen. In drei Jahren ist er immer noch jung und kann noch zurückkommen.
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Sky Sport: Wäre das auch was für dich?
Undav: Stand jetzt nicht, aber man weiss nie im Fussball. Man muss schauen, wie sich der Fussball da weiterentwickelt. Aber mein Ziel ist es eigentlich, in Europa zu bleiben.
Sky Sport: Wie sehen deine Ziele mit dem VfB für kommende Saison aus?
Undav: Unser Ziel muss es sein, europäisch zu spielen. Da wären wir letztes Jahr auch hingekommen, aber wir haben 23 Punkte verspielt. Deswegen muss das Ziel sein, europäisch zu spielen.
Sky Sport: Welche Rolle spielt die WM schon in deinen Gedanken?
Undav: Noch keine, weil es nur zustande kommt, wenn ich gut spiele.
Sky Sport: Was bedeutet das für dich?
Undav: Wieder viele Scorer-Punkte - wie in der ersten Saison. Dazu weiter erfolgreich sein mit dem VfB, nur so kannst du dich auf den Zettel vom Bundestrainer bringen. Wir haben viele gute Spieler in der Offensive, da muss ich meine Leistung bringen.
Sky Sport: Offensive ist ein gutes Stichwort. Ihr habt den Top-Scorer mit Demirovic, dich als Publikumsliebling, Woltemade, für den der VfB ein 50-Millionen-Angebot abgelehnt hat. Eigentlich müssen alle spielen.
Undav: Jeder hat seine Qualität, ist top und hat die Berechtigung zu spielen.
Sky Sport: Im DFB-Pokal geht es gegen Eintracht Braunschweig. Welche Erinnerungen hast du an die Zeit noch?
Undav: Eine schlechte, die dann schön geendet ist. Verletzt in den ersten sechs Monaten. Danach bei der zweiten Mannschaft dazugekommen. Ich wollte in die erste Mannschaft, habe aber nie das Vertrauen von Lieberknecht bekommen. Aber da habe ich viel gelernt. Ich wusste nach der Zeit in Braunschweig besser, damit umzugehen. Ich freue mich auf das Spiel. Ich habe mit Meppen da schon gespielt und dann zwei Tore gemacht.