skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Meinungen Fussball

Sollten wir von der Nati mehr erwarten? Zwei Meinungen

Andy-YS

Die Schweizer Nationalmannschaft ist auf Kurs in Richtung Fussball-EM 2024. Schon in knapp einem Monat könnte die Qualifikation für das Turnier in Deutschland Tatsache sein, aber was kommt danach? Abermals ein Achtel- oder Viertelfinale oder sollten die Ansprüche an unsere Nati gar höher sein? Unsere beiden Redakteure Patrick Y. Fischer und Younes Hdk sind sich nicht einig.

nati1
Die Schweizer Fans begleiten die Nati immer in grosser Zahl © IMAGO / PanoramiC

Patrick Y.Fischer sagt: Nein!

 

Um diese Konstanz beneiden die Schweiz zahlreiche Fussball-Nationen: Seit 2004 hat die Nati von insgesamt 10 internationalen Grossanlässen nur einen einzigen (EM 2012) verpasst. Dabei überstand sie insgesamt sechsmal die Vorrunde und erreichte einmal (EM 2021) das Viertelfinale. Aber wäre gar noch mehr möglich gewesen? Ja, zumindest in den verlorenen Partien gegen Polen (EM 2016) und Schweden (WM 2018).

Aber darum geht es nicht. Es ist unbestritten, dass die Schweiz mittlerweile stark genug ist, um an einem perfekten Tag gegen jede Mannschaft dieser Welt zu bestehen. Nur erklärt dieser Satz auch schon, warum es ihr in der entscheidenden Phase eines Turniers nur selten gelingt, sich durchzusetzen. Es muss verdammt viel zusammenpassen, damit die Schweiz im direkten Duell mit einem «Grossen» die Oberhand behält.

An einem «normalen» Tag scheitert unsere Nati in der K.o.-Phase, weil es ihr auf höchstem Niveau an der notwendigen Qualität mangelt. Sei es spielerisch, wo die Anzahl Schweizer Feldspieler, die international höchsten Ansprüchen genügen, schon immer an maximal ein bis zwei Fingern abgezählt werden konnte. Oder sei es mental, wo unsere Cracks den Beweis noch erbringen müssen, eine sich möglicherweise auch überraschend bietende Chance kaltblütig zu packen.

Natürlich, das heisst nicht, dass die Schweiz nicht auch in der Lage ist, einem Favoriten ein Bein zu stellen. Für gewöhnlich ist sie dafür aber auf einen Gegner angewiesen, der sein bestes Niveau nicht erreicht oder leichtsinnig wird, was ultimativ bedeutet: Gegen eine grosse Fussballnation haben wir das Spiel nicht in den eigenen Füssen.

Deshalb macht es meiner Meinung nach auch keinen Sinn, gegenüber der Nationalmannschaft eine unrealistische Erwartungshaltung aufzubauen. Die Schweiz mag die beste Mannschaft aller Zeiten beisammenhaben – absolute Weltklasse ist sie dennoch nicht. Stattdessen sollte man sich auf andere Qualitäten besinnen. In der Vergangenheit bildete der richtige Mix aus sportlicher Klasse, Selbstvertrauen und einer Prise Demut schon oft die Basis für grosse Schweizer Erfolge.

 

Younes Hdk sagt: Ja!

Um herauszufinden, ob wir mehr von der Schweizer Mannschaft erwarten sollten, müssen wir uns zunächst die Frage stellen, was die Nati bisher erreicht hat. Wie mein Kollege Patrick bereits erwähnte, hat die Nationalmannschaft bereits sechs Mal die erste Runde überstanden und hatte ihren bisherigen Höhepunkt in einem einzigen Auftritt im Viertelfinale (Euro 2021), und das bei den letzten neun Wettbewerben, an denen sie teilgenommen hat. Nicht sehr ruhmreich, oder? Schweden, Wales, Dänemark, Kroatien, Türkei, Russland, Griechenland, Marokko, Tschechische Republik, Uruguay - das ist eine Liste von Teams, die in dieser Zeit ein höheres Level als unser Team (Halbfinale) erreicht haben. Und dennoch hatte keines dieser Teams so viele Schlüsselspieler in den grössten europäischen Clubs wie die Nati.

Grosse Trainer in diesem Sport haben gesagt, dass das Wichtigste in einem Team ein starkes Rückgrat ist (Torhüter, Innenverteidiger, zentraler Mittelfeldspieler, Stürmer). Mit Yann Sommer (Bayern/Inter), Manuel Akanji (Dortmund/Man City), Fabian Schär (Newcastle), Granit Xhaka (Arsenal/Leverkusen), Noah Okafor (Milan) - welche andere Mannschaft kann sich rühmen, ein intrinsisch stärkeres Rückgrat zu haben? Frankreich, Brasilien, Argentinien, Deutschland, England, Niederlande, Portugal, Spanien und das war’s...Beginnen diese Teams die internationalen Wettbewerbe mit dem Ziel, "aus den Gruppen herauszukommen und dann sehen wir weiter"? Absolut nicht.

Was diese Teams verstanden haben, ist, dass grosse Leistungen mit einer mentalen Konditionierung einhergehen, mit einer erhöhten Anforderung und dem damit verbundenen Druck. Die meisten der oben genannten Schweizer Spieler spielen in Clubs, in denen diese Anforderung und dieser Druck zum Alltag gehören. Es gibt nun keinen Grund mehr, seine Ambitionen zu verbergen. Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und die Augen so gross wie den Magen zu haben.

Aber man sollte nicht nur den Spielern und dem Trainerstab Vorwürfe machen, denn auch wir, die Fans der Nati, hegen seit zu langer Zeit einen Minderwertigkeitskomplex. Ich gehöre zu denen, die glauben, dass ein Mentalitätswandel von der Basis, von uns, eingeleitet werden kann. Siege und Heldentaten passieren nie zufällig. Kein Team hat jemals etwas gewonnen, ohne tief im Inneren überzeugt zu sein, dass es gewinnen würde…

Bewerte den Artikel
2 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss