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Steigt GC ab? Zwei Meinungen

High Noon in der Swiss Football League: Zwischen den Grasshoppers und dem FC Thun entscheidet sich bis zum 31. Mai, wer kommende Saison in der Super League spielen darf. Steigt der tief gefallene Rekordmeister zum zweiten Mal innert fünf Jahren ab? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer sind sich nicht einig.

Debatteli
Die Hoppers Amir Abrashi und Francis Momoh ratlos – wird dies auch gegen Thun so sein? © KEYSTONE/Christian Merz

Andy Maschek sagt: Ja

Nun ist es wieder so weit. Dem einst so stolzen Rekordmeister GC droht der Abstieg in die Challenge League. Es wäre der absolute Tiefpunkt in einer schwierigen Saison, in der wenigstens neue Besitzer gefunden werden konnten. Doch was die Amerikaner machen würden, wenn die Zürcher das Nervenduell in der Barrage gegen Thun verlieren würden – es wird besser nicht ausprobiert.

38 Punkte in 38 Spielen. Die Bilanz der Hoppers ist miserabel. Dass die Zürcher die «normale» Saison einzig vor Stade-Lausanne-Ouchy, aber beispielsweise satte neun Punkte hinter Yverdon beendet haben: Es unterstreicht den desolaten Zustand des einstigen Vorzeigeklubs. Und es ist ein Warnsignal für den bevorstehenden – zumindest sportlichen – Überlebenskampf gegen den FC Thun.

Die Berner Oberländer haben eine überzeugende Saison hinter sich, in der sie sportlich nur dem FC Sion den Vortritt lassen mussten. Beeindruckend sind die 76 Punkte, die sie erobert haben, denn in den letzten Jahren genügten immer 66 Punkte für den direkten Aufstieg. Und auch die Form stimmt. Das Team von Mauro Lustrinelli gewann die letzten vier Spiele gegen Wil, Vaduz, Schaffhausen und Baden – und dies immer mit einer Differenz von mindestens drei Toren! – und ist in den letzten sechs Spielen ungeschlagen geblieben. Die letzte Niederlage gab es am 19. April in Aarau (0:3).

Ein weiteres Zeichen der Stärke der Thuner ist, dass sie von den vier Duellen gegen den überragenden Aufsteiger FC Sion drei gewannen und einmal Unentschieden spielten, während die Hoppers in der zweiten Cup-Runde krachend mit 0:3 an den Wallisern scheiterten. Thun gelang es dagegen in derselben Cup-Runde, den FC Luzern teilweise zu dominieren, auch wenn am Ende auf dem Totomat eine 1:3-Niederlage nach Verlängerung stand. Dazu kommt, dass die Berner Oberländer nun das Barrage-Rückspiel daheim bestreiten dürfen, es könnte das Zünglein an der Waage spielen.

So oder so gehen die Thuner mit dem Schwung einer erfolgreichen Saison und breiter Brust in die Barrage, während die Zürcher nach den vielen Niederlagen angeschlagen sind und grössere Probleme mit den Nerven haben dürften. Natürlich, Coach Marco Schällibaum hat etwas Zuversicht und Feuer in die Mannschaft zurückgebracht, doch das wird nicht reichen, um die Thuner von der Erfolgsspur abzubringen. Zumal sich im Kader des Rekordmeisters zuviele Spieler befinden, für die GC zwar der Arbeitgeber, aber keine Herzensangelegenheit ist. Und daran kann auch Coach Schällibaum nichts ändern.

 

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

In meiner Kindheit war dieses Szenario unvorstellbar: Serienmeister GC, der grösste Schweizer Klub der 80er und 90er Jahre, im Abstiegskampf. Mittlerweile droht den Hoppers abermals der sportliche Worst Case. Und ganz ehrlich, wer es nicht schafft, sich gegen bescheidene Konkurrenz aus Yverdon oder Winterthur durchzusetzen, hat seinen Anspruch auf einen Platz in der Beletage längst verspielt. Dennoch glaube ich, dass die Zürcher dem Abstieg noch einmal von der Schippe springen können – aus folgenden Gründen:

Die neue 12er Liga: Dass die Grasshoppers auch in der auf 12 Teams aufgestockten Super League um ihren Platz in der Liga zittern müssen, sagt alles über die Qualität ihrer Arbeit in den letzten Jahren aus. Gleichzeitig ist die Liga-Aufstockung für sie aber vor allem ein Glücksfall, und das in doppelter Hinsicht. Zum einen, weil sie nur so als Tabellenelfter überhaupt noch die Chance erhalten, ihren Platz in der Liga zu verteidigen. Zum anderen, weil durch die zwei zusätzlichen Aufsteiger in der vergangenen Saison die zweithöchste Schweizer Spielklasse so geschwächt wurde, dass selbst ein bescheidenes GC-Kader höher einzustufen ist als dasjenige des FC Thun.

Marco Schällibaum und Amir Abrashi: Keine Frage, GC hat im letzten Jahrzehnt Schritt für Schritt an Identität und Identifikationspotential verloren. Mit Trainer Marco Schällibaum und Mittelfeld-Terrier Amir Abrashi verfügt die aktuelle Mannschaft aber über zwei Figuren, die Teil der GC-Erfolgsgeschichte waren und sich zu 100% mit dem Klub identifizieren. Gemeinsam können sie das notwendige Mass an Energie und Optimismus in die Mannschaft tragen, um eine allfällige mentale Blockade zu überwinden. Schällibaum und Abrashi verfügen zudem über die notwendige Erfahrung, um mit der potenziell bedrohlichen Situation richtig umzugehen. Sie sind bewährte Kämpfer - das kann für den Unterschied sorgen.

Die Fans: GC und die Fans? Das mag aufgrund der oft nur spärlich besetzten Ränge im Letzigrund erstaunen, aber gerade im Duell mit einem kleinen Klub wie dem FC Thun können die Fans der Hoppers einen Pluspunkt darstellen. Weniger im weiten Rund des Letzis, dass von einem Teil der GC-Anhängerschaft konsequent gemieden wird, als in der kompakten Stockhorn Arena, die von zahlreichen Supportern in blau-weiss bevölkert werden dürfte, sofern die Zürcher ihr Heimspiel nicht direkt im Stile des VfL Bochum verhauen. Trotz jahrelangem Misserfolg verfügt GC nämlich noch immer über eine stattliche Anzahl an Fans, welche insbesondere auch zu Auswärtsspielen erscheinen.  Ein Faktor, der noch wichtig werden könnte.

 

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