Super League: Das Rennen um die Championship Group ist eröffnet
11 Runden sind in der Credit Suisse Super League absolviert und nach knapp einem Drittel der Meisterschaft ist klar, dass eigentlich noch gar nichts klar ist. Noch darf sich jedes Team Hoffnungen machen, nach 33 Runden zu den sechs Teams in der Champions Group zu gehören. Doch wessen Hoffnungen sind realistisch und wessen eher Träumerei? Sky Sport wirft einen Blick auf die Liga.
FC Zürich, Rang 1, 23 Punkte (22:9 Tore)
Mit dem FCZ als ungeschlagenen Tabellenführer hätte vor der Saison wohl nicht mal das Ehepaar Canepa gerechnet. Aber was die Zürcher in den ersten elf Runden zeigten, verdient Respekt. Gut organisiert und selbstbewusst boten sie bislang jedem Gegner Paroli und wecken so Erinnerungen an die Meistermannschaft vor zwei Jahren. Was also könnte noch besser funktionieren? Zum Beispiel könnte das Team von Coach Bo Henriksen in der Schlussphase noch etwas abgeklärter agieren, in der bereits sechs Punkte liegen gelassen wurden. Schlussendlich ist das aber Jammern auf hohem Niveau. Der FC Zürich stellt gemäss Footy Stats bereits jetzt das effizienteste Team der Liga.
BSC Young Boys, Rang 2, 21 Punkte (20:9 Tore)
Der Titelverteidiger und grosse Favorit findet sich nach dem ersten Super-League-Grunddurchgang «nur» auf Rang 2 wieder. Muss man sich Sorgen machen? Nein, wenn man das CL-Heimspiel gegen Manchester City oder die Tatsache, dass die Berner die Tabelle nach Verlustpunkten anführen, zum Massstab nimmt. Ja, wenn man dabei berücksichtigt, dass es Spiele ohne Erwartungsdruck und gegen offen spielende Gegner wie City im Meisterschaftsalltag nicht gibt. Und natürlich steht bei «Gelb-Schwarz» auch nicht die Qualifikation für die Top 6 im Vordergrund, sondern einzig und allein die sechste Meisterschaft in den letzten sieben Jahren. Um diese zu erringen, sollten sich die Young Boys steigern – und auch in der Super League mit mehr Verve und weniger Kalkül auftreten.
FC St. Gallen, Rang 3, 18 Punkte (16:11 Tore)
Mit dem FCSG beginnt sozusagen das breite Mittelfeld der Tabelle, in dem sprichwörtlich die halbe Liga nur durch drei Punkte voneinander getrennt ist. Das die St. Galler so weit oben stehen, haben sie ihrer perfekten Heimbilanz (5 Spiele, 15 Punkte) zu verdanken. Dass sie nicht noch weiter oben anzutreffen sind, liegt wiederum an ihrer fast ebenso ausgeprägten Auswärtsschwäche (6 Spiele, 3 Punkte). In welche Richtung geht es also in den kommendne Wochen? Tendenziell eher weiter nach oben, denn auch wenn der erste Punktverlust im Kybunpark eher früher als später kommen wird, können die Ostschweizer eigentlich gar nicht weiterhin so ineffizient auftreten, wie bislang (Rang 12 von 12 gemäss Footy Stats). Belohnt sich der FC St. Gallen künftig also vermehrt für sein dominantes Auftreten, wird er im Frühling um die europäischen Plätze spielen.
FC Luzern, Rang 4, 18 Punkte (15:15 Tore)
Mit Rang 4 steht der FC Luzern ziemlich genau da, wo er nach den ersten elf Saisonspielen hingehört. Einerseits weil er zwar andeutet, an einem guten Tag zu den besten und dominantesten Teams der Liga zu gehören. Andererseits, weil er genau dann schwächelt, wenn sich ihm die Möglichkeit bietet, diesen Anspruch zu untermauern. Es scheint, als würden sich die Zentralschweizer den Sprung an die Spitze selber nicht so richtig zutrauen, was sich z.B. beim 1:4 gegen den FC Zürich oder auch bei den glücklichen Siegen gegen GC oder Servette zeigte. Für die Top 6 müsste es trotzdem reichen, sofern der FCL mental noch etwas stabiler werden und somit konstanter auftreten kann.
Servette Genf, Rang 5, 16 Punkte (14:15 Tore)
Was gegen den Servette FC als Teilnehmer in der Championship Group spricht? Zum Beispiel ein Saisonstart mit sieben Spielen ohne Sieg, inkl. drei Niederlagen am Stück. Was für die Genfer spricht? Ihre Reaktion darauf, mit der sie sich zuletzt dank drei aufeinanderfolgenden Siegen zurück in die Top 6 der Liga gespielt haben. Gewiss, noch ist beim Vizemeister der vergangenen Spielzeit nicht alles Gold, was glänzt. Aber solange es die Grenats wieder schaffen, nur schwer besiegbar zu sein, ist das Erreichen der Championship Group durchaus realistisch. Insbesondere, wenn es Servette in den kommenden Wochen noch gelingen sollte, mehr aus den eigenen Torchancen zu machen. In Sachen Effizienz wird die Truppe von Trainer René Weiler bislang nämlich nur vom FC St. Gallen unterboten.
FC Lugano, Rang 6, 15 Punkte (19:17 Tore)
Den begehrten sechsten Platz in der Super-League-Tabelle belegen aktuell die Bianconeri aus der Tessiner Finanzmetropole. Für das neben den Young Boys konstanteste und erfolgreichste Team der letzten beiden Jahre dürfte dieser Rang aber einer leisen Enttäuschung gleichkommen, denn eigentlich hatte man sich von der aktuellen Spielzeit mehr erwartet. Einem überzeugenden Start mit zwei Siegen folgten jedoch einige ernüchternde Auftritte, darunter das 0:4 in Bern oder die vermeidbaren Niederlagen gegen die beiden Stadtzürcher Klubs. Symbolisch für das noch unausgeschöpfte Potential des FC Lugano steht Torjäger Zan Celar, der seiner Form des Vorjahres noch deutlich hinterherhinkt und zuletzt teilweise sogar auf der Bank Platz nehmen musste. Findet er zu alter Stärke zurück, könnte das bei aller Inkonstanz die Differenz zugunsten der Tessiner ausmachen.
FC Winterthur, Rang 7, 15 Punkte (23:24 Tore)
Quizzfrage: Wer stellt momentan den besten Angriff der Super League? Antwort: Der FC Winterthur. Dummerweise ist in der Eulachstadt auch die bislang schwächste Verteidigung der Liga zu Hause, was zumindest teilweise mit der offensiv ausgerichteten Spielanlage der Mannschaft von Patrick Rahmen zu erklären ist. Während vorne wirblige Spieler wie Matteo di Giusto, Sayfallah Ltaief oder Samuel Ballet für die Musik sorgen, schaffte es Wintis Defensive bislang einzig zum Saisonstart gegen Luzern zu Null zu spielen. Ansonsten sind zwei oder mehr Gegentore gerade gegen namhaftere Gegner keine Seltenheit, was auf Dauer kein Erfolgsrezept sein kann. Der FCW muss sich in den kommenden Wochen defensiv stabilisieren – oder er riskiert, den Sprung unter die Top 6 zu verpassen.
FC Yverdon Sport, Rang 8, 15 Punkte (16:21)
Yverdon Sport gehört mit Sicherheit zu den positiven Überraschungen der bisherigen Super-League-Saison. Als Aufsteiger und ohne viel Kredit gestartet, spielten sich die Waadtländer zwischenzeitlich bis auf Rang 6 nach vorne und bezwangen dabei etablierte Klubs wie Servette, Basel oder St.Gallen. Auch jetzt ist die Ausgangslage auf den ersten Blick verlockend, verschweigt jedoch, dass bislang nur der FCZ und YB noch effizienter agiert haben, als die Mannschaft von Trainer Marco Schällibaum. Eine Regression hin zur Ligamitte wäre im weiteren Verlauf der Meisterschaft keine Überraschung, für Yverdon aber vermutlich gleichbedeutend mit der Verbannung in die Relegation Group. Zuletzt setzte es für den Aufsteiger zwei Niederlagen in Folge.
Grasshopper Club Zürich, Rang 9, 11 Punkte (14:16 Tore)
Mit dem Rekordmeister beginnt die Region in der Tabelle, in der man sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt der Saison ebenso viele Gedanken um den Ligaerhalt, wie um das Erreichen der Championship Group machen sollte. Zu inkonstant bis schwach waren die Leistungen im bisherigen Saisonverlauf, was die Situation bei GC ziemlich gut beschreibt. Zwar konnten die Hoppers ihre beiden letzten Spiele gewinnen und ein wenig Aufbruchstimmung verströmen, nach wie vor ist die Truppe von Bruno Berner jedoch kaum in der Lage, einem Spiel ihren Stempel aufzudrücken, geschweige denn, es zu kontrollieren. Bei den Zürchern hat das viel damit zu tun, dass sich der im Sommer grösstenteils neu zusammengestellte Kader immer noch nicht so weit gefunden hat, um über wenigstens einen starken und verlässlichen Mannschaftsteil zu verfügen. Zuletzt gegen den FC Lugano ging das mit viel Glück gut – auf Dauer bleibt man so allerdings ein Abstiegskandidat.
FC Lausanne-Sport, Rang 10, 9 Punkte (15:20)
Auch beim zweiten Anlauf, um unter der Führung des INEOS-Konzerns in der Super League Fuss zu fassen, tut sich der FC Lausanne-Sport schwer. Trainer Ludovic Magnin stehen zwar einige junge und talentierte Fussballer wie Rares Ilie (20) oder Alvyn Snaches (20) zur Verfügung, dem Kader fehlt es gleichzeitig aber an erfahrenen Führungsspielern, welche die Super League kennen und nach wie vor auch dazu in der Lage sind, um auf dem Platz den Unterschied auszumachen. So zeigen die Waadtländer zwar immer wieder gefällige Spiele, schaffen es jedoch zu selten, sich dafür auch ausreichend zu belohnen. Insbesondere in den Duellen mit direkten Konkurrenten (GC, Yverdon-Sport, Stade Lausanne) liess man immer wieder unnötig Punkte liegen. Eine Qualifikation für die Championship Group erscheint so unwahrscheinlich, trotz dem Potential im Kader.
FC Stade Lausanne Ouchy, Rang 11, 9 Punkte (11:19 Tore)
Dass der Super-League-Debutant nach elf Runden nahe am Tabellenende anzutreffen ist, kann keine Überraschung sein. Mit einem Team ohne grosse Namen schlägt sich Aufstiegstrainer Anthony Braizat (46) bislang wacker – und ist insbesondere in Duellen mit formschwachen oder ähnlich limitierten Teams sehr opportunistisch unterwegs. So holte SLO nämlich sieben seiner neun Punkte gegen die direkten Tabellennachbarn GC, Basel und Lausanne-Sport, einen weiteren gegen Mitaufsteiger Yverdon sowie gegen das damals kriselnde Servette. Das reicht, um zumindest vorderhand ein kleines bisschen Distanz zum Tabellenende aufzubauen und die Chance auf den direkten Ligaerhalt aufrechtzuerhalten. Mehr wird im weiteren Verlauf der Saison ohne Exploits gegen die stärkeren Teams der Liga auch nicht möglich sein.
FC Basel, Rang 12, 5 Punkte (13:22 Tore)
Wo anfangen? Beim FC Basel, noch vor wenigen Jahren der grosse Dominator des Schweizer Fussballs, passt in dieser Spielzeit bislang nichts zusammen. Dabei hat sich diese Entwicklung in abgeschwächter Form in den vergangenen Jahren bereits angedeutet, denn die Probleme sind hausgemacht. Spätestens seit David Degen den FCB im Frühjahr 2021 von Vorgänger Bernhard Burgener übernommen hat, gleicht der Betrieb beim 20-fachen Schweizermeister einem Tollhaus. Trainer und Spieler kommen und gehen, meist ohne den erhofften sportlichen Erfolg. Immerhin konnten die Beppi das einsame Highlight «Conference-League-Halbfinale» diesen Sommer in rekordhohe Transfereinnahmen ummünzen, überdrehten dabei aber scheinbar das Rad. Die im Spätsommer im frenetischen Tempo rundumerneuerte Mannschaft bräuchte nun jene Zeit, die sie aufgrund der misslichen Tabellensituation kaum hat. Ist sogar ein Abstieg denkbar? Aktuell erscheint dieses Szenario zumindest genauso realistisch, wie eine wundersame Qualifikation für die Championship Group auf den letzten Drücker.